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Oliver Ruhnert ist Direktor Nachwuchs beim FC Schalke 04 (© Imago)
Oliver Ruhnert ist Direktor Nachwuchs beim FC Schalke 04 (© Imago)

"Draxler und Meyer tragen Schalke im Herzen"

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München - Draxler, Meyer, Höwedes, Kolasinac und wie sie alle heißen. Nicht selten stehen in der Startelf des FC Schalke 04 fünf oder sechs Akteure, die ihre Wurzeln bei den Königsblauen haben. Die Knappenschmiede, so der Name des Schalker Nachwuchsleistungszentrums, bringt seit Jahren Top-Talente hervor, die in der Bundesliga Fuß fassen.

Ein Vater des Erfolges ist Oliver Ruhnert, der als Direktor Nachwuchs auf Schalke für die Jugend verantwortlich ist. Im Interview spricht der 41-Jährige über das Erfolgsgeheimnis der Knappenschmiede, die beiden Ausnahmetalente Julian Draxler und Max Meyer sowie den Spagat zwischen Fußball und Schule, den die jungen Kicker bewältigen müssen.  

bundesliga.de: Herr Ruhnert, was muss ein junger Spieler beim FC Schalke mitbringen, um den Sprung zu den Profis zu schaffen? Außer Talent?

Oliver Ruhnert: Identifikation ist das entscheidende. Das sage ich immer wieder. Schalke lebt von Tradition und Emotion. Talentiert sind sie alle im Nachwuchsleistungszentrum, aber entscheidend sind der unbedingte Wille, die Identifikation mit dem Verein und der Wunsch, sich bei Schalke präsentieren zu können.

bundesliga.de: War bei den heutigen Bundesligaprofis Julian Draxler und Max Meyer frühzeitig eine Tendenz in diese Richtung zu erkennen?

Ruhnert: Beide tragen diesen Verein im Herzen. Julian Draxler sowieso, der in Gelsenkirchen groß geworden ist. Aber auch Max Meyer, der etwas später dazu gestoßen ist. Jeder junge Spieler hier soll das Schalke-Gen in sich tragen. Schalke sollte für die Jungs nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Leidenschaft sein.

bundesliga.de: Schalke ist in der Bundesliga mittlerweile wieder richtig gut in Tritt und etliche Eigengewächse wie Meyer, Draxler, Sead Kolasinac, Joel Matip oder Kaan Ayhan sind mittendrin. Wie stolz sind Sie auf die Jungstars aus der Knappenschmiede?

Ruhnert: Ihre Leistungen machen uns sehr, sehr stolz und dokumentieren die gute Zusammenarbeit zwischen Nachwuchs- und Profiabteilung. Der Kontakt zwischen Jugendbereich und Profis ist bei uns sehr eng. Das merken die Jungs auch und sehen, dass das Ziel nicht unerreichbar ist. Jens Keller hat sich beispielsweise einen Tag nach dem Sieg in Leverkusen die U17-Junioren angeschaut, die gegen den VfL Bochum gespielt haben. Daran sieht man, wie kurz die Wege sind.

bundesliga.de: In welchem Alter lässt sich vermuten, dass es ein Nachwuchskicker auch bis in die Bundesliga schafft?

Ruhnert: Wer hätte in der U17 schon vorhersagen können, dass Manuel Neuer einmal zum Welttorhüter gewählt wird? Oder wer hätte in der U16 prognostizieren können, dass Julian Draxler eines der hochgehandeltsten Talente der Bundesliga wird? Solche Entwicklungen kann niemand voraussehen.

bundesliga.de: Draxler, Meyer, Matip - es ist auffällig, dass ehemalige Nachwuchskicker im aktuellen Kader die zweite Mannschaft fast komplett übersprungen haben. Ist der Weg über die U23 die Ausnahme?

Ruhnert: Es ist sicherlich eine Art zweiter Bildungsweg. Aber das ist bei jedem unterschiedlich. Klar ist die Tendenz, dass immer mehr junge Spieler direkt zu den Profis kommen, das kann aber nicht immer als Automatismus gesehen werden.

bundesliga.de: Schafft es ein junger Spieler nicht in den Profifußball, ist natürlich die schulische Ausbildung wichtig. Jungprofi Leon Goretzka macht zurzeit sein Abitur. Auch Joel Matip oder Julian Draxler drückten während am Anfang ihre Karriere noch die Schulbank. Wie organisiert Schalke die Doppelbelastung der Spieler zwischen Schule und Fußball?

Ruhnert: Wir arbeiten sehr eng mit der Gesamtschule Berger Feld zusammen. Die schulischen Leistungen der Jungs stehen für uns genauso im Fokus wie die sportlichen Erfolge. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass jeder seinen Abschluss macht.

bundesliga.de: Wo sehen Sie sich in der Regel nach Talenten um? Bei anderen Vereinen werden ja schon 12-jährige Wunderkinder für viel Geld verpflichtet…

Ruhnert: Das halte ich für Schwachsinn. So etwas würde ich nie in irgendeiner Art und Weise unterstützen. Aber man muss auch sagen, dass der Kampf um die Talente in Deutschland mittlerweile ganz andere Dimensionen hat als noch vor einigen Jahren. Der Markt ist begrenzt, immer mehr Vereine haben sehr gute Nachwuchsleistungszentren und werben um Top-Talente. Und auch wir betreiben unser Scouting mittlerweile deutschlandweit.

bundesliga.de: Ayhan und Meyer sind sicherlich nicht das Ende der Schalker Nachwuchserfolge. Welchen Talenten trauen Sie als nächste den Sprung in den Profikader zu?

Ruhnert: Das kann ich nicht an Namen festmachen. Aber auch aus den nächsten Jahrgängen dürfte wieder der ein oder andere Spieler in der Lage sein, für unsere eigene Mannschaft oder andere Bundesligisten in Frage zu kommen.

Das Gespräch führte David Schmidt

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