Nuri Sahin fiel der Abschied aus Dortmund schwer. Der deutsche Meister muss in der kommenden Spielzeit ohne seinen Regisseur auskommen
Nuri Sahin fiel der Abschied aus Dortmund schwer. Der deutsche Meister muss in der kommenden Spielzeit ohne seinen Regisseur auskommen

Dortmunds Mittelfeld-Motor auf dem Prüfstand

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München - Es gibt kaum jemanden, der bestreiten würde, dass Borussia Dortmund und der überraschende Titelgewinn in der vergangenen Saison Lohn einer überragenden Leistung war.

Jürgen Klopps junge Garde beendete die Saison sieben Punkte vor dem ersten Verfolger Bayer Leverkusen und beeindruckte von Beginn an mit ihrem temporeichen Spiel, das in allen Belangen überzeugte.

Wer schließt die Sahin-Lücke?

Der BVB scheut sich, die Titelverteidigung als das einzig wahre Saisonziel für 2011/2012 auszugeben. Aber ohne große personelle Veränderungen in der Sommerpause hat das Team zweifellos die Klasse, wieder unter den Top-Mannschaften der Bundesliga mitzumischen.

Klopp kann fast komplett auf seine Meistermannschaft zurückgreifen - fast. Denn mit Nuri Sahin verließ eine zentrale Figur den BVB in Richtung Real Madrid. Sahin ist der jüngste Debütant der Bundesliga, der 2005 einen Monat vor seinem 17. Geburtstag erstmals in der höchsten deutschen Spielklasse auflief. Der ehemalige Taktgeber des BVB zeigte in der vergangenen Saison überragende Leistungen und stieg zu einem international gefragten Mittelfeldspieler auf.

Sein Wechsel hat natürlich sowohl unter den Fans als auch bei den Kritikern die Frage aufgeworfen, wie Klopp die Lücke schließt.

Gündogans Wechsel steht früh fest

Bereits vor Saisonende und noch ehe der Wechsel von Sahin offiziell feststand, hat Dortmund Ilkay Gündogan vom 1. FC Nürnberg unter Vertrag genommen. Mit 20 Jahren ist er zwei Jahre jünger als Sahin, war aber in Nürnberg ähnlich effektiv auf der Position im zentralen Mittelfeld wie sein möglicher Vorgänger. Gündogan kommt aber auch für eine etwas offensivere Position hinter den Spitzen in Betracht.

Der deutsche U-21-Nationalspieler macht keinen Hehl daraus, dass ihm diese Position besser liegt, dass er zudem kein Sahin-Ersatz ist und auch keine Kopie sein will. Gündogan stellt klar, dass Sahin, mit dem er sich privat gut versteht, kein Spieler ist, "den man so einfach ersetzen kann".

Kehl wieder fit

Im Gegenteil. Der Deutsch-Türke weiß, dass er in Dortmund keinen Freifahrtsschein hat, dass er sich den Platz in der Startelf erarbeiten muss, denn mit dem wiedergenesenen BVB-Kapitän Sebastian Kehl und Antonio da Silva erheben weitere verdiente Spieler Anspruch auf den frei gewordenen Platz.

Da Silva scheint sich wohl zunächst mit der Joker-Rolle abfinden zu müssen. Genau wie Neuzugang Ivan Perisic. Der torgefährliche Kroate, der vom FC Brügge zu den Westfalen kam, ist ein wahrer Mittelfeld-Allrounder. In der Vorbereitung setzte Klopp den Kroaten auf beiden Flügelseiten oder auf der "Zehn" hinter den Spitzen ein.

Chance für Leitner?

Zudem durfte sich Youngster Moritz Leitner neben Bender, Kehl und Gündogan auch für den freien Platz in der Startelf bewerben. Das 18 Jahre alte Talent muss sich sicher noch an die physischen Anforderungen auf höchstem Niveau gewöhnen, aber er bringt auf jeden Fall die technischen Voraussetzungen für die Position mit.

Schon die Tatsache, dass er im Supercup Verantwortung übernahm und trotz der Niederlage im Elfmeterschießen gegen den Dauerrivalen Schalke 04 einer der Elfmeterschützen war, zeigte die Einstellung, die Klopp von seinen Stammspielern erwartet.

Stratege Klopp hat sich also vor dem Saisonstart am Freitag gegen den Hamburger SV viele Optionen offen gelassen. Sobald es aber wieder ernst wird, wird sich schnell herausstellen, wie sich der BVB in der Ära nach Nuri Sahin verkauft.

Angus Davison