BVB-Trainer Jürgen Klopp glaubt an den Champions-League-Sieg gegen den favorisierten FC Bayern
BVB-Trainer Jürgen Klopp glaubt an den Champions-League-Sieg gegen den favorisierten FC Bayern

Dortmunds ganz großer Traum

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Dortmund - Zehn Tage vor dem Showdown in Wembley wählte Jürgen Klopp den ganz großen Vergleich. Sepp Herberger, WM-Endspiel 1954. "Er wird auch nicht gesagt haben, dass er sich ganz sicher ist, dass Deutschland gewinnt. Aber er hat an die Chance geglaubt." Und das tut auch Klopp, wenn es am 25. Mai im Finale der Champions League gegen Bayern München geht.

Klopp gelassen und optimistisch

Der WM-Triumph von 1954, als Deutschland als krasser Außenseiter die favorisierten Ungarn schlug, hat Jürgen Klopp nach eigener Aussage fußballerisch am meisten geprägt. "Weil er gezeigt hat, dass im Fußball immer alles möglich ist. Und dass in einem Finale alles möglich ist."



Und genau das will der Dortmunder Trainer seiner Mannschaft vermitteln für das Duell gegen "die derzeit vielleicht beste Mannschaft der Welt". Vor rund 160 Journalisten und über 30 Kamerateams ließ Klopp beim offiziellen Media Day des Vereins im Vorfeld des Champions-League-Endspiels keinen Zweifel, mit welcher Einstellung seine Spieler am 25. Mai in London auflaufen werden: "Zum Anpfiff wird jeder meiner Spieler wissen, dass an diesem Tag alles möglich ist!"

Gelassen und optimistisch. Voller Vorfreude. Und selbstbewusst, ohne dabei überheblich zu wirken. So präsentierte sich Jürgen Klopp der Presse. Und genau so will er auch seine Mannschaft sehen. "Man muss bereit sein, sich ganz weit aus dem Fenster zu lehnen und ganz groß zu träumen. Auch auf die Gefahr hin, dann härter aufzuschlagen, wenn es nicht gelingt", hat er seinen Spielern ins Stammbuch geschrieben.

Natürlich sei es auch für ihn ein Fußballmärchen, was der BVB in den letzten Monaten in Europa abliefert hat. "Das ist etwas, wovon man nicht zu träumen wagt. Etwas, das man für unmöglich hält. Eigentlich steht diese Mannschaft zu früh im Endspiel. So wie wir vor zwei Jahren eigentlich zu früh Meister geworden sind. Und so wie wir vor einem Jahr eigentlich zu früh das Double geholt haben. Aber das hat uns nicht abgehalten, jedes Mal mit aller Leidenschaft zu versuchen, den jeweiligen Titel zu gewinnen."

"Damals waren wir auch Außenseiter"



Ein Überraschungscoup. Ganz so wie 1997, als Borussia Dortmund gegen Juventus Turin schon einmal im Finale der Champions League triumphierte und den silbernen Henkelpott gewann. "Damals waren wir auch eher der Außenseiter. Juventus war gerade Meister geworden und konnte sich nicht vorstellen, dass sie das Spiel gegen uns verlieren würden", erinnerte sich Sportdirektor Michael Zorc, der damals als Kapitän den Pokal entgegen nehmen durfte. "Und jetzt sind wir im Finale wieder nicht der Favorit."

Es scheint, als fühle man sich in Dortmund durchaus wohl in der Rolle des vermeintlichen Underdogs. Und lässt doch keinen Zweifel, dass "wir Geschichte schreiben wollen", wie es Jürgen Klopp auf den Punkt bringt. Leidenschaft soll wie bei den Titeln der letzten Jahre auch dieses Mal Berge versetzen, gepaart mit "totaler Lust auf dieses Finale und unheimlich viel Freude", wie es BVB-Boss Hans-Joachim Watzke der Mannschaft am Mittwoch noch einmal empfahl.

Und mit der Überzeugung, immer wieder gezeigt zu haben, dass man den Bayern Paroli bieten kann. "Wir haben uns in letzten drei Jahren sportlich zu einem großen Konkurrenten für die Bayern entwickelt. Und dieser Konkurrent wollen wir auch im Finale sein", kündigte Jürgen Klopp an.

In Sachen Götze "läuft alles nach Plan"



Dass in dieser Spielzeit noch kein Sieg gegen Bayern gelang, nimmt man in Dortmund entspannt zur Kenntnis. "Wir hatten immer Momente, in denen wir sie sehr gut verteidigt haben. Und in denen wir mit unserem Umschaltspiel sehr gefährlich waren. Daran orientieren wir uns", so Klopp. Selbst bei der Pokalniederlage, bei der "wir einen sehr schlechten Tag hatten", hätten die Bayern keine 80 Torchancen gegen den BVB bekommen.

Zugeknöpfter gab sich der Trainer nur bei der Frage nach dem schwarz-gelben Personal. Wie sieht es mit der Genesung von Mario Götze aus? "Mario läuft und es läuft bislang alles nach Plan", hielt sich Klopp bedeckt. Ende der Woche soll der Schlüsselspieler wieder fußballspezifisch trainieren, dann Anfang nächster Woche ins Mannschaftstraining einsteigen. "Und dann entscheiden wir, ob das für Wembley gerecht hat oder nicht."

Gündogan der vermeintliche Götze-Ersatz



Als vermeintlicher Götze-Ersatz kristallisierte sich in den letzten Bundesliga-Spielen Ilkay Gündogan heraus. Dessen Spiel in zentraler Position hinter der Spitze wirkte zwar noch ausbaufähig, doch der Nationalspieler traut sich diese Rolle durchaus zu, wie er klar machte: "Es ist schon eine Umstellung, weil ich auf der Zehner-Position in den letzten Jahren kaum gespielt habe. Aber in der Jugend habe ich diese Rolle oft ausgefüllt. Ich weiß, was dort zu tun ist."

Es scheint, als sei der BVB gewappnet. Für das große Finale, für den außergewöhnlichen Moment. So wie Deutschland 1954 gegen Ungarn. "Wir denken ganz bestimmt nicht, dass wir gegen Bayern einfach so gewinnen", meinte Jürgen Klopp. "Aber wir haben die Chance. Und wir werden mit allem dafür kämpfen, was uns zur Verfügung steht."

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte