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Krücken - wozu? Dortmund verletzter Rechtsverteidiger Patrick Owomoyela (M.) feiert nach dem Schlusspfiff ausgelassen den Pokalsieg auf dem Rasen des Olympiastadions
Krücken - wozu? Dortmund verletzter Rechtsverteidiger Patrick Owomoyela (M.) feiert nach dem Schlusspfiff ausgelassen den Pokalsieg auf dem Rasen des Olympiastadions

Dortmunder Helden

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Berlin - Als um 21:52 Uhr im Berliner Olympiastadion alle Dämme brachen, wollte auch ein dunkelhäutiger Mann im Dortmunder Dress den Jubel der Massen auskosten und machte sich auf seinen beschwerlichen Weg. Mühsam schleppte er sich auf Krücken hinter der schwarzgelben Meute her und stieg sogar die Treppen bis oberhalb des Marathontors hoch, wo sich seine Kameraden aufgebaut hatten, um die Ovationen der BVB-Anhänger entgegenzunehmen.

"Das ist nicht in Worte zu fassen"

Patrick Owomoyela, so hieß Borussias Held nach dem Schlusspfiff, hatte trotz der widrigen Umstände den Anschluss geschafft und genoss den Augenblick, der als Abschluss einer unfassbaren Saison nicht kitschiger hätte sein können. Umhüllt von einem schwarzgelben Fahnenmeer lagen sich die Spieler in den Armen und sagen gemeinsam mit den Fans "wir sind alle Dortmunder Jungs".



Kurz zuvor hatte diese Mannschaft den FC Bayern München zum fünften Mal in Folge bezwungen und sich mit einem wahren Feuerwerk in die Annalen der deutschen Pokalgeschichte geschossen. Der 5:2-Erfolg der Borussen spiegelte zwar nicht unbedingt den wahren Leistungsunterschied der beiden Teams an diesem kühlen Maiabend wider, doch daran störte sich keiner der Protagonisten.

"Das war ein Pokalfinale, wie man es sich als Dortmunder nicht besser vorstellen kann", sagte Dortmunds Cheftrainer Jürgen Klopp unmittelbar nach Spielschluss. "Eiskalt zugeschlagen, tolle Tore gemacht - das ist definitiv nicht in Worte zu fassen, was in uns abläuft." Das Drehbuch hätte kein BVB-Sympathisant besser für die Borussia schreiben können, als es die Wirklichkeit tat: Dortmund spielte längst nicht so stürmisch wie zuletzt beim 1:0-Sieg gegen die Münchner im Bundesligafinale, nutzte aber jeden noch so kleinen Fehler der Bayern aus, um zu Toren zu kommen.

Immer, wenn der Rekordmeister drauf und dran war, den Spieß umzudrehen, konterte der BVB im Stile einer Spitzenmannschaft und festigte seinen Ruf als Angstgegner der Bajuwaren. "Wir dürfen uns nicht beklagen", ärgerte sich Bayern-Coach Jupp Heynckes über die neuerliche Niederlage. "Unser gesamtes Defensivverhalten war katastrophal. Wir haben uns das selbst zuzuschreiben. Man muss nüchtern feststellen, dass wir den Sieg nicht verdient haben."

Dortmund zum ersten Mal Doublesieger



Fünf Tore gegen den Rekordmeister - da war auch Bundestrainer Joachim Löw baff: "Ich hätte so ein Ergebnis nie erwartet, aber gegen die Bayern sind die Dortmunder immer bissig. Vor allem wegen der zweiten Halbzeit war der Sieg verdient." Mats Hummels, der über 90 Minuten eine Bewerbung für die Position des Innenverteidigers in der Nationalelf abgegeben hatte, war nach dem neuerlichen Triumph außer Rand und Band. "Es ist heute ein Tag, der als einer der erfolgreichsten in die Karriere eingehen wird."

Kein Wunder, schafften es die Westfalen doch zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte, das Double perfekt zu machen. "Wir haben gezeigt, dass wir zurecht die Meisterschaft und den Pokal geholt haben", sprudelte es aus Kapitän Sebastian Kehl heraus. "Wir waren immer präsent, es war unbeschreiblich. Man hatte heute das Gefühl, wir packen sie wieder. Fünf Tore gegen die Bayern - sensationell."

"Owo" wirft die Krücken weg



In einem erneut perfekt eingestellten Team, das nach dem frühen Führungstreffer von Shinji Kagawa den Bayern die Spielkontrolle überließ und auf Konter setzte, stachen neben Hummels auch der japanische Dribbelkönig und Stürmerstar Robert Lewandowski heraus. Der Pole machte aus drei Chancen ebensoviele Tore und krönte damit auch seine persönliche Saison auf unnachahmliche Weise.

Rechtzeitig zur Pokalübergabe hatte sich Owomoyela unterdessen wieder vom Marathontor in der Stadionmitte begeben, um auch das nächste Highlight nicht zu verpassen. Als Kapitän Sebastian Kehl die Trophäe von Bundespräsident Joachim Gauck in Empfang nahm, in den Berliner Nachthimmel reckte, und tausende goldfarbene Schnipsel aus mehreren Kanonen in die Luft geschossen wurden, warf Borussias Held der "Nachspielzeit" seine Krücken einfach weg. An diesem Abend brauchte er sie nicht mehr - zumindest nicht für seine Verfolgungsjagd.

Aus Berlin berichtet Johannes Fischer