gebrauchter Tag für den BVB: Trotz großer Überlegenheit kassierte Dortmund in Gladbach die erste Saisonniederlage in der Bundesliga
gebrauchter Tag für den BVB: Trotz großer Überlegenheit kassierte Dortmund in Gladbach die erste Saisonniederlage in der Bundesliga

Dortmunder Ganzkörperprellung

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Mönchengladbach - Verkehrte Fußball-Welt im Borussia-Park. Während Gladbachs Trainer Lucien Favre beim überraschenden eine teilweise katastrophale Leistung seiner Mannschaft gesehen hatte und sogleich intensivere Trainingsmaßnahmen ankündigte, suchte ein enttäuschter BVB-Coach Jürgen Klopp - die schwarze Kappe tief ins Gesicht gezogen - nach Erklärungen dafür, warum sein Team trotz gewaltiger Überlegenheit tor- und punktlos die Heimreise antreten musste.

"Fühlt sich bescheiden an"

"Diese Überlegenheit schien in keiner unserer Analysen möglich. Wir haben über einen langen Zeitraum ein außergewöhnlich gutes Auswärtsspiel gemacht, den Gegner brutal unter Druck gesetzt, aber kein Tor geschossen. So haben wir Gladbach am Leben gelassen", sagte Klopp, der nach seiner Champions-League-Sperre wieder auf die Bank zurückkehren durfte.



Sein BVB hatte in der ersten Halbzeit 17 Mal (Gladbach ein Mal) aufs gegnerische Tor geschossen, so oft wie seit 20 Jahren nicht. Eine Differenz von plus 16 hatte seit 1993 keine Gastmannschaft vorzuweisen. Nur ein Tor wollte einfach nicht fallen.

80 Minuten dominierte der BVB die Borussia vom Niederrhein nach Belieben, bis Mats Hummels Havard Nordtveit bei einem Rettungsversuch zu Fall brachte, einen Elfmeter verursachte und mit Rot vom Platz musste. Der Innenverteidiger kassierte damit im 156. Bundesliga-Spiel seinen ersten Platzverweis und wird seinem Team in der Bundesliga nun erstmals gesperrt fehlen.

"Bei dem Aufwand, den wir betrieben haben, war es kein Zuckerschlecken mit zehn Mann einem 0:1 hinterherzulaufen. Nach dem 0:2 war das Spiel dann entschieden.Es fühlt sich jetzt logischerweise sehr bescheiden an", so Klopp nach dem späten Knockout. Man werde aber auch die positiven Dinge mitnehmen. "Das wäre ja noch schöner".

"Eigene Doofheit"



Zunächst überwog im schwarz-gelben Lager freilich die Enttäuschung. "Wir waren haushoch überlegen. Wenn man aber seine Chancen nicht nutzt, dann ist es im Fußball meistens so, dass der Gegner irgendwie wieder ins Spiel findet. Das war heute unsere eigene Schuld. Wir waren am Ende nicht clever genug", erklärte Sven Bender. Kevin Großkreutz ging noch einen Schritt weiter: Das war eigene Doofheit. Wie wir Gladbach zunächst beherrscht haben, das war Wahnsinn. Der Frust ist riesengroß."

Eigentlich habe alles gepasst, bis auf den letzten Pass oder einen konsequenteren Abschluss, meinte Michael Zorc. "Wir haben dominiert, wie ich es selten erlebt habe. Leider haben wir vergessen noch gieriger auf den Torerfolg zu spielen".

Auch wenn Dortmund - wie fünf Mal in der vergangenen Saison - erneut nach einem Champions-League-Spiel in der Bundesliga Punkte liegen ließ, glaubt der Sportdirektor nicht, dass am Ende die Kraft gefehlt habe: "Wahrscheinlich waren es eher Glaube und Konzentration."
Dass der Fußball ungerecht sein kann, musste auch Youngster Jonas Hofmann am eigenen Leib erfahren. "Es ist schwer zu ertragen, aber wir haben uns die Niederlage selbst zuzuschreiben", so der 21-Jährige selbstkritisch.

Bender und Sahin verletzt



Durch die 0:2-Pleite gingen nebenbei zwei Serien zu Ende. In 15 Spielen zuvor hatte Dortmund immer das 1:0 erzielt (HSV-Rekord eingestellt) sowie in den letzten 31 Partien seit dem 3. November 2012 (0:0 gegen Stuttgart) immer mindestens ein Tor erzielt.

Zu allem Überfluss hat Trainer Klopp noch die Verletzungen von Nuri Sahin und Sven Bender zu beklagen (zur Meldung). Sahin war umgeknickt und humpelte in die Kabine. Der Deutsch-Türke zog sich einen Teilriss des Außenbandes im rechten Sprunggelenk zu und fällt zwei bis drei Wochen aus.

Der ohnehin angeschlagene Bender (Schulter) steckte wieder kräftig ein und musste mit, so Klopp, "einer Art Ganzkörperprellung" vom Feld. So ähnlich dürfte sich wohl für alle Dortmunder auch die Niederlage von Gladbach anfühlen.

Aus Mönchengladbach berichtet Markus Hoffmann