Das BVB-Team jubelt nach dem Spiel mit seinen Fans, die allen Spielern einen Schal schenkten - © © gettyimages / Matthias Hangst
Das BVB-Team jubelt nach dem Spiel mit seinen Fans, die allen Spielern einen Schal schenkten - © © gettyimages / Matthias Hangst

Nach Dortmunds Arbeitssieg in Mainz: Wer soll diese Borussia aufhalten?

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Mainz - Vielleicht muss man die Geschichte des 2:1-Sieges von Borussia Dortmund beim 1. FSV Mainz 05 so beginnen. Der Mainzer Verteidiger Daniel Brosinski erklärte hinterher nicht ohne Stolz: "Wir hatten den Topfavorit auf die Deutsche Meisterschaft am Rande einer Niederlage." Soweit ist es nach einem Drittel der Saison also gekommen, die Konkurrenz sieht die Dortmunder als Titelfavorit.

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Die Spieler der Borussia wurden von ihrem Anhang abgefeiert wie nach einem großen Sieg, jeder Profi bekam aus der Kurve einen Schal mit auf den Weg in die Kabine. Verteidiger Dan-Axel Zagadou hatte einen Schal um den Kopf gebunden und kam wie seine Mitspieler tänzelnd in die Katakomben. Fast hätte man meinen können, es sei bereits März und gerade eine Vorentscheidung im Meisterschaftstrennen gefallen.

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"Deutscher Meister wird nur der BVB!", skandierte der Dortmunder Anhang euphorisch. Doch es ist erst Ende November und es sind erst zwölf Spieltage gespielt, deshalb empfahl BVB-Sportdirektor Michael Zorc den "Blick auf den Kalender". Und: "Man wird natürlich nicht automatisch Deutscher Meister, nur weil man neun Punkte vor den Bayern steht, es gibt noch andere Mannschaften."

Kurz vor dem Abpfiff jubelten die Dortmunder im ausverkauften Stadion schon einmal innbrünstig, der späte 3:3-Ausgleich der Düsseldorfer Fortuna beim alten Rivalen FC Bayern München wurde fast so gefeiert wie der eigene Sieg. Nach zwölf Spieltagen sind die Dortmunder weiter ungeschlagen (Vereinsrekord) und führen die Tabelle mit 30 Punkten souverän an. Doch nicht nur Zorc dämpfte ein wenig die Euphorie angesichts der frühen Saisonphase. Trainer Lucien Favre meinte, die Bundesliga sei sehr stark, das nächste Spiel immer das Wichtigste, zum Beispiel das am Mittwoch in der Champions League gegen den FC Brügge.

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Und: "Nur die Arbeit zählt. Wir müssen uns noch verbessern, in vielen taktischen und technischen Details." Wobei der Blick aufs Detail die Konkurrenz irritieren dürfte. Keine Mannschaft erzielt mehr Tore als die Borussia (35), keine macht mehr Jokertore (12), und erstmals seit 2014 schaffte der BVB nun vier Auswärtssiege in Serie. Seine Elf habe gerade einen "Arbeitssieg gegen einen sehr, sehr guten Gegner eingefahren", stellte Favre fest.

"Er spürt einfach Fußball, er ist so geboren" Lucien Favre (Trainer von Borussia Dortmund) über seinen Stürmer Paco Alcacer

Mo Dahoud, Marco Reus und Dan-Axel Zagadou freuen sich mit ihren Fans - © gettyimages / Matthias Hangst

Der sonst so nüchterne Favre war auskunftsfreudig wie selten. Der Schweizer scherzte vor und nach der Aufregung, die ein Fehlalarm während der Pressekonferenz ausgelöst hatte. Spieler und Journalisten wurden aufgrund eines "besonderen Vorkommnisses" aufgefordert, das Stadion zu verlassen. Nach zwei Minuten aber gab es Entwarnung, die Pressekonferenz ging nach der durch einen Feuermelder ausgelösten Unterbrechung heiter weiter, und Favre lobte vor allem wieder Paco Alcacer. Den Stürmer hatten die Dortmunder letzte Woche fest vom FC Barcelona bis 2023 verpflichtet.

Paco Alcacer eilt von Rekord zu Rekord

In Mainz zeigte der Spanier erneut, warum er derzeit der effizienteste Spieler der Bundesliga und den Dortmundern so viel Geld wert ist. Nur 150 Sekunden nach seiner Einwechslung erzielte Alcacer das 1:0 nach Vorarbeit von Marco Reus (66.). "Er spürt einfach Fußball, er ist so geboren", lobte Favre seinen Stürmer, der sein neuntes Tor im siebten Einsatz erzielt hatte und dafür nur 237 Minuten benötigte. Niemand zuvor hat in der Bundesliga neun Tore in so kurzer Zeit erzielt, Alcacer pulverisierte am Samstag den 55 Jahre alten Rekord des HSV-Originals Gert "Charly" Dörfel aus der Bundesliga-Premieren-Saison 1963/64. Der Linksaußen hatten für seine neun Treffer 565 Minuten gebraucht.

Alcacer schoss acht seiner neun Treffer als Joker und ist der Spieledreher der Borussia, BVB-Sportdirektor Michael Zorc sagte: "Es ist noch mal ein Unterschied, ob man Leihspieler ist oder ein fester Bestandteil des BVB. Wir werden noch viel Freude mit ihm haben." Die Dortmunder bieten Galavorstellungen, holen Rückstände auf und schaffen nun auch Arbeitssiege in Kampfspielen. Die Frage ist nicht unberechtigt: Wer soll diese Borussia aufhalten?

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter