In der Hinrunde unterlag der BVB (hier Tinga, v., gegen Schweinsteiger) den Bayern zuhause mit 1:5
In der Hinrunde unterlag der BVB (hier Tinga, v., gegen Schweinsteiger) den Bayern zuhause mit 1:5

"Dortmund ist keineswegs chancenlos"

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Thomas Helmer wird auch am Samstag wieder im Stadion sein, wenn der FC Bayern München und Borussia Dortmund aufeinandertreffen (Sa., ab 18 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio!). So wie er auch am 12. Oktober 1991 im Stadion war, als der BVB mit einem 3:0 seinen bislang letzten Auswärtssieg beim Rekordmeister feierte und Helmer in der Dortmunder-Elf stand.

Heute hat der ehemalige Verteidiger, der im Sommer 1992 von der Borussia zu den Bayern wechselte, seine aktive Karriere längst beendet, wird für die Zuschauer von "LIGA total!" in der Halbzeitpause das Spiel seiner beiden Ex-Clubs analysieren.

Im Interview mit bundesliga.de blickt Helmer auf das ewig junge Duell FCB gegen BVB, erinnert sich an den letzten Dortmunder Sieg in München und erwartet einen Dreikampf im Titelrennen.

bundesliga.de: Herr Helmer, denken Sie, das Spiel Bayern gegen Dortmund gehört jede Saison zu den Highlights einer Spielzeit?

Thomas Helmer: Das Duell Bayern München gegen Borussia Dortmund zählt für mich zu den Klassikern der Bundesliga. Sonst spricht man bei Traditionsduellen ja meist von Derbys, wo es halt die geografische Nähe ist, die für die entsprechende Brisanz sorgt. Aber es gibt einige wenige Partien, die unabhängig davon zu den großen Duellen gehören. Dazu zählt Bayern gegen Dortmund oder auch Bayern gegen den HSV oder gegen Gladbach. All diese Teams - der BVB, Hamburg und auch Gladbach - waren einmal auf Augenhöhe mit den Bayern. Und daher kommen diese Klassiker.

bundesliga.de: Dortmund wartet seit über 18 Jahren auf einen Sieg in München. Warum tut sich der BVB so schwer an der Isar? Oder anders gefragt, warum sind die Bayern so stark gegen Dortmund?

Helmer: Warum? Das ist ganz einfach. Mitte der Neunziger Jahre waren die Dortmunder mal eine Zeit lang vor den Bayern. Sie haben die Meisterschaft gewonnen und waren ja auch in der Champions League sehr erfolgreich. Und so etwas vergisst man in München nicht. Das war eher im Spaß gemeint, obwohl sicher etwas Wahres dran ist. Ansonsten ist das schwer zu sagen. Vielleicht sind die Bayern einfach nur der Angstgegner der Dortmunder.

bundesliga.de: Beim bislang letzten Dortmunder Sieg in München standen Sie für den BVB auf dem Rasen. 3:0 hieß es damals. Erinnern Sie sich noch an das Spiel aus der Saison 1991/92?

Helmer: Das ist schon eine Weile her. Michael Rummenigge, Flemming Povlsen und Markus Münch mit einem Eigentor sorgten für die Treffer. Das war ein ganz merkwürdiges Spiel. So viel weiß ich noch. Ich kann mich auch noch an mein erstes Spiel mit Dortmund in München erinnern. Das war am ersten Spieltag der Saison 1986/87. Da haben wir 2:2 in München gespielt - also auch nicht verloren. Es war übrigens mein erstes Bundesliga-Spiel für den BVB gewesen.

bundesliga.de: Werden die Bayern ihre Serie gegen den BVB ausbauen können?

Helmer: Ich habe auch davon gelesen, dass Dortmund in der Krise sei, weil die Mannschaft mal zwei Spiele in Folge verloren hat. Da kann man sicherlich nicht von einer Krise sprechen und ich muss darüber auch schmunzeln. Dennoch muss man beim Blick auf die Formkurve der beiden Teams natürlich klar sagen, dass die Bayern eindeutig Favorit in diesem Duell sind. Dortmund ist aber keineswegs chancenlos.

bundesliga.de: Im Titelrennen deutet vieles natürlich auf einen Zweikampf zwischen Leverkusen und den Bayern hin. Sind Sie überrascht, dass Leverkusen auch in der Rückrunde so stark spielt?

Helmer: Ich finde es ein wenig schade, dass die gute Form der Leverkusener auch in der Rückrunde ein wenig untergeht. Bayer ist noch immer ungeschlagen. Das ist schon eine tolle Serie. Aber alle Welt spricht nur von den FC Bayern. Im Titelkampf würde ich auch den FC Schalke 04 nicht außen vor lassen. Drei Punkte Rückstand sind durchaus machbar. Und man darf nicht vergessen, dass die Bayern noch auf Schalke und in Leverkusen antreten müssen. Das könnte unter Umständen das Zünglein an der Waage werden.

Das Gespräch führte Sebastian Stolz