Andreas Möller (l.) schoss im Supercup 1989 das 4:3-Siegtor für Dortmund gegen Bayern
Andreas Möller (l.) schoss im Supercup 1989 das 4:3-Siegtor für Dortmund gegen Bayern

"Dortmund ist der Favorit"

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München - Mit Borussia Dortmund tanzte Andreas Möller den scheinbar übermächtigen Bayern Mitte der 90er Jahre mächtig auf der Nase herum. Zwei Meisterschaften und der sensationelle Sieg in der Champions League 1997 konnte der pfeilschnelle Mittelfeldspieler damals mit seinen Clubkameraden gewinnen.

15 Jahre später ist die Konstellation ähnlich. Wie der Weltmeister von 1990 die beiden Topvereine vor dem Supercup und der neuen Saison einschätzt, verriet der 44-Jährige im Gespräch mit bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr Möller, wie ernst werden Dortmund und Bayern den Supercup nehmen?

Andreas Möller: Jeder will sich kurz vor dem Saisonstart in Form bringen. Und in der jüngsten Vergangenheit steckte in den Duellen zwischen Borussia Dortmund und Bayern München immer eine Menge Brisanz. Keiner der beiden Vereine hat etwas zu verschenken. Es ist für beide ein wichtiges Spiel.

bundesliga.de: Wie sind die Rollen verteilt?

Möller: Die Vorzeichen sind etwas anders als gewohnt. Die Bayern sind diesmal in der Herausfordererrolle. Im Moment sind das die beiden besten deutschen Mannschaften. Vieles deutet auf einen erneuten Zweikampf der beiden um die Deutsche Meisterschaft hin.

bundesliga.de: Wer könnte ihnen in der kommenden Saison noch gefährlich werden?

Möller: Vielleicht können die neuformierten Bremer in dieser Saison etwas überraschen. Auch Bayer Leverkusen oder den VfB Stuttgart habe ich auf der Rechnung.

bundesliga.de: Ihren Ex-Verein Schalke 04 haben Sie gar nicht erwähnt.

Möller: Auf Schalke ist man gut beraten, nicht groß über Meisterschaftschancen nachzudenken. Damit würden sie sich völlig unnötigen Druck aufladen. Sie haben eine gute Mannschaft, aber ich glaube nicht, dass sie um den Titel mitspielen können.

bundesliga.de: Kommen wir zurück auf die Kontrahenten des Supercups. Wie schätzen Sie die Bayern ein?

Möller: Die Bayern haben sich gut verstärkt. In der vergangenen Saison hat es ihnen in der Breite des Kaders an Alternativen gefehlt hat. Dieses Loch haben sie nun geschlossen. Jetzt können sie besser verletzte Spieler ersetzen. Leider hat es ja bereits in der Vorbereitung wieder Bastian Schweinsteiger und Mario Gomez erwischt. Die Bayern sind nun in der Jägerrolle und wollen der Borussia unbedingt die Meisterschaft wieder entreißen. Sie sind hochmotiviert. Mit ihnen ist immer zu rechnen. Aber wegen der letzten beiden titellosen Jahre ist der Druck bei den Bayern enorm.

bundesliga.de: Den Druck scheint der neue Sportdirektor Matthias Sammer eher noch zu erhöhen?

Möller: Matthias Sammer ist jemand, der helfen kann, die letzten paar fehlenden Prozent herauszukitzeln. Er weiß, was nötig gewesen wäre, um Titel zu holen. Dieses Erfolgsdenken wird er den Spielern einimpfen.

bundesliga.de: Und die Borussia?

Möller: Dortmund ist der Favorit, obwohl Bayern wirtschaftlich das größere Potenzial besitzt. Für jeden Verein ist es immer eine unglaubliche Energieleistung, den Bayern den Titel zu entreißen. Der BVB hat zwei Mal bewiesen, dass es dazu in der Lage ist. Ob er so standfest ist, es ein drittes Mal zu schaffen, wird sich zeigen.

bundesliga.de: Was spricht dafür?

Möller: Fakt ist, dass die Borussia eine eingespielte, immer noch junge Mannschaft ist, die voll im Saft steht. Von der Qualität der Mannschaft können sie mit den Bayern mithalten. Der BVB ist der Verein der Stunde. Er ist jetzt gefordert. Ich bin gespannt, wie Borussia damit umgeht, auch international. In Dortmund sind sie auf eine schwere Saison eingestellt. Deshalb versuchen sie auch, etwas Druck von der Mannschaft zu nehmen, indem sie das Saisonziel mit der Qualifikation zur Champions League nicht zu hoch ansetzen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski