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Matthias Sammer (r., mit Christian Nerlinger) ist Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund
Matthias Sammer (r., mit Christian Nerlinger) ist Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund

"Dortmund bringt einen unheimlichen Willen mit"

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Frankfurt/Main - Die Suche nach plausiblen Gründen, warum Borussia Dortmund am Ende der Saison nicht ganz oben stehen sollte, wird immer schwieriger. Seine vorerst letzte von sechs Deutschen Meisterschaften feierte der BVB im Jahr 2002.

Unter Cheftrainer Matthias Sammer fingen die "Schwarz-Gelben" in einem starken Finish die lange oben stehende "Werkself" aus Leverkusen noch mit einem Punkt Vorsprung ab.

Im Interview mit bundesliga.de spricht Sammer, der seit Dienstagabend offiziell als Kandidat auf den Posten des Sportchefs beim Hamburger SV gilt, über die damalige und heutige Situation beim BVB. Außerdem sagt der aktuelle Sportdirektor des DFB, warum er beim Namen Mario Götze sogar an Pelé denkt.

bundesliga.de: Herr Sammer, Sie waren 2002 der Trainer bei der letzten Deutschen Meisterschaft von Borussia Dortmund. Wie unterscheidet sich die heutige Dortmunder Mannschaft von der damaligen Meistermannschaft?

Matthias Sammer: Es ist immer schwierig, Mannschaften von ihrer Struktur her und ihren Spielertypen zu vergleichen. Und es ist eigentlich auch nicht zulässig. Fakt ist aber, dass beide Mannschaften einen unglaublichen Willen mitbringen beziehungsweise mitgebracht haben, um sich durchzusetzen. Allerdings mit unterschiedlichen Voraussetzungen: Die aktuellen Dortmunder stehen praktisch von Anfang an oben mit Ausnahme des 1. Spieltags, an dem sie gegen Leverkusen verloren haben. Ansonsten sind sie durchmarschiert mit einer beeindruckenden Bilanz. Und wir waren damals immer in der Rolle des Jägers.

bundesliga.de: Im damaligen Dortmunder Kader standen viele Stars wie Jürgen Kohler, Jan Koller oder Marcio Amoroso. Ist die heutige Dortmunder Mannschaft mit ihren vielen jungen deutschen Spielern nicht auch ein Spiegelbild dessen, was sich in der Bundesliga im letzten Jahrzehnt entwickelt hat?

Sammer: Keine Frage, manche Konstellationen entstehen aus der Not, manche aus System. Ich denke, dass bei Borussia Dortmund beides zutrifft. Es zeigt aber auch, dass es im Fußball nicht immer nur eine Wahrheit oder nur einen Weg gibt. Sondern dass es immer wieder mit unterschiedlichen Wegen möglich ist, erfolgreich zu sein. Das unterstreicht auch die Unberechenbarkeit des Spiels und letztlich seine Faszination für alle.

bundesliga.de: Manche Skeptiker meinen, dass der aktuelle BVB-Kader noch zu jung ist, um Deutscher Meister zu werden. Lassen Sie diesen Einwand gelten?

Sammer: Es gibt immer Zweifler im Leben: Manche Spieler sind zu jung, manche zu alt, manche zu links, manche zu rechts. Es wird immer Konstellationen im Fußball geben, die diskutabel sind. Ich würde das auch nicht als Zweifel sehen, sondern als Diskussionsgrundlage, um zu sagen: Eigentlich ist es nicht möglich, dass diese junge Mannschaft Meister wird. Aber wir werden sehen, dass es möglich sein wird.

bundesliga.de: Mario Götze ist heute mit 18 Jahren schon ein wichtiger Teil der aktuellen Mannschaft. Damals war Tomas Rosicky mit 21 Jahren auch ein Leistungsträger beim BVB. Wie sehen Sie beide Spieler in ihrer Entwicklung im Vergleich?

Sammer: Mario ist weiter! Mario ist natürlich weiter, er war U-17-Europameister, er war bester Spieler des Turniers in seiner Altersstufe. Er hat heute schon eine Robustheit in seinem Spiel, die hatte Tomas damals nur andeutungsweise.

bundesliga.de: Haben Sie überhaupt schon irgendeinen Spieler erlebt, der mit 18 Jahren schon so weit war oder ist wie Mario Götze?

Sammer: Pelé war mit 17 schon Weltmeister...

Das Gespräch führte Stefan Kusche