Die Augsburger haben sich durch den 3:0-Sieg gegen Hertha BSC Luft im Abstiegskampf verschafft
Die Augsburger haben sich durch den 3:0-Sieg gegen Hertha BSC Luft im Abstiegskampf verschafft

Doppelter Oehrl trifft mit Ansage

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Augsburg - Bauchgefühl, Intuition, Näschen? Nichts von alledem. "Strategische Erwägungen" führte Jos Luhukay als Grund für die von ihm vorgenommenen Umstellungen an.

"Man schaut, wie der Gegner aufgestellt ist und was man selber im Kader an Qualität hat. Außerdem hat man das letzte Spiel noch im Hinterkopf", verriet der Trainer des abstiegsgefährdeten FC Augsburg nach dem und fügte bescheiden hinzu: "Ich bin nicht einer, der sich jetzt hinstellt und sagt, dass er alles richtig gemacht hat."

Taktik Schlüssel zu Sieg

Dennoch, er hatte alles richtig gemacht. Für Sascha Mölders, Marcel Ndjeng und Lorenzo Davids, bei der 1:4-Niederlage vor Wochenfrist in Leverkusen in der Anfangsformation, brachte der Niederländer den zuletzt gelbgesperrten Daniel Baier, Gibril Sankoh und Axel Bellinghausen. Außerdem drehte Luhukay noch an einer anderen Schraube: Aufgaben wurden neu verteilt.

Jan-Ingwer Callsen-Bracker beispielsweise rückte von der Innenverteidigung auf die Sechserposition vor mit der Order, Raffael aus dem Spiel zu nehmen. Dass er die Auseinandersetzung mit dem Taktgeber der Hertha, ein Schlüsselduell, für sich entscheiden würde, war dem Ex-Leverkusener schon frühzeitig klar: "Nach zehn Minuten wußte ich: 'Das packst du.'", sagte Callsen-Bracker hinterher. "Das hat mir die Körpersprache Raffaels nach den ersten Zweikämpfen verraten."

Sankoh mit starker Leistung

Die Lücke, die der 27-Jährige im Abwehrzentrum hinterlassen hatte, schloss Sankoh eindrucksvoll. Bei seinem ersten Rückrundeneinsatz erwies sich der in Sierra Leone geborene Niederländer als enorm zweikampfstark, was ihm ein dickes Lob von Kapitän Paul Verhaegh einbrachte. "Von Berlins Spitze Pierre-Michel Lasogga war nicht viel zu sehen", befand der Spielführer. "Das spricht für Gibril und natürlich auch für seinen Nebenmann Sebastian Langkamp."

Für Torsten Oehrl sprachen - unter anderem - die beiden Tore, ein Doppelpack innerhalb von nur zwei Minuten (61., 63.). Jos Luhukay hatte erstmals Stoßstürmer Mölders aus der Startelf verbannt und obendrein sich dazu entschlossen, den bislang aus der Tiefe kommenden Oehrl an die vorderste Front zu beordern. ""ch kann beide Positionen spielen", diktierte der Angreifer den Medienvertretern in die Blöcke. "Wichtig ist, dass man die Eins-gegen-Eins-Duelle gewinnt und die Chancen reinmacht."

Oehrl als Matchwinner

Beim Frühstück im Mannschaftshotel hatte der 26-jährige Ex-Bremer angekündigt, dass er am Nachmittag treffen werde. "Ich wurde von meinem Zimmerkollegen Paul Verhaegh aufgezogen, weil mir schon längere Zeit kein Tor mehr gelungen ist. Da habe ich gesagt: 'Wenn ich heute eine Chance bekomme, dann mache ich eins.' Zwei Tore sind natürlich noch schöner."

In beiden Fällen profitierte Oehrl von der Vorarbeit des Winterzugangs Ja-Cheol Koo. Vor dem 1:0 legte der aus Wolfsburg zum FCA gewechselte Südkoreaner gekonnt zurück, und der Stürmer erspähte die sich bietende Lücke, schob die Kugel aus Nahdistanz an Thomas Kraft vorbei ein. Dem zweiten Treffer ging ein weiter Ball von Koo voraus. Torsten Oehrl zog unwiderstehlich davon, drang in den Strafraum ein und konzentrierte sich darauf, "ins lange Eck zu schießen. Das ist mir gelungen."

"Es macht Spaß, mit Koo zu spielen", sagte der gebürtige Franke. "Er ist ein sehr guter Fußballer und hilft uns auf jeden Fall weiter." Außerdem wies Oehrl auf die Bedeutung des Siegs hin. "Die drei Punkte waren sehr wichtig für uns", konstatierte er. "Wir haben Hertha überholt und den Druck auf andere Mannschaften erhöht." Nach dem Vorstoß vom 17. auf den 15. Rang geht es nun nach Hannover. Obwohl die Niedersachsen "mittlerweile eine europäische Spitzenmannschaft" seien, ist Torsten Oehrl nicht bange: "Wir wollen trotzdem etwas holen und bis zum 34. Spieltag da bleiben, wo wir jetzt sind."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse