Sascha Mölders verlängerte vor dem Rückrundenstart seinen Vertrag bem FCA bis zum Jahr 2015
Sascha Mölders verlängerte vor dem Rückrundenstart seinen Vertrag bem FCA bis zum Jahr 2015

Dieter Hoeneß der Neuzeit

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Augsburg - Stefan Kießling? Thomas Müller? Oder doch Robert Lewandowski? Wenn es um die Suche nach der effektivsten Offensivkraft der Bundesliga geht, fallen meist die Namen der Spieler, die bei den Top-Vereinen unter Vertrag stehen.

Siegtreffer mit blutiger Nase

Wer denkt da schon an einen Spätberufenen, der mit dem FC Augsburg mitten im Abstiegskampf steht und dessen Fußballphilosophie so gar nicht in die heutige Zeit zu passen scheint? Doch genau dieser kantige Fußballspieler namens Sascha Mölders steckt derzeit die deutsche Stürmerelite reihenweise in die Tasche, wenn es um Effizienz vor dem gegnerischen Kasten geht: Im Durchschnitt alle 114 Minuten befördert er den Ball ins gegnerische Netz. Einzig Bayerns Mario Mandzukic (94 Minuten) trifft noch häufiger, wenn man die erzielten Treffer in Bezug zur Einsatzzeit setzt.



Mölders ist als Revierjunge auf Ascheplätzen groß geworden - Schürfwunden inklusive. Dass er nach einem Knöchelbruch lange auf sein Saisondebüt warten musste, steckte er klaglos weg. Erst am 11. Spieltag griff der 27-Jährige ins Geschehen ein, ausgerechnet als es gegen Meister Borussia Dortmund ging. Gerade einmal zwölf Minuten brauchte Mölders, um als Joker für den 1:3-Endstand zu sorgen. Viel entscheidender als der Ehrentreffer war jedoch das Signal an seine Mannschaft, nach dem Motto 'Ab jetzt werden die Ärmel wieder hochgekrempelt!'

Mölders verkörpert den Typ Angreifer, der weniger durch Technik besticht als durch Kampfkraft und unbändigen Siegeswillen. Ein Typ wie früher Dieter Hoeneß, Carsten Jancker oder Horst Hrubesch - von dem man glaubte, dass er im modernen Hochgeschwindigkeitsfußball so gut wie ausgestorben sei.

Doch Mölders ist das lebende Gegenbeispiel, dass Tempo und Technik nicht zwangsläufig die Voraussetzung für Erfolg darstellen, sondern es auch mit anderen Stilmitteln in den elitären Kreis der Bundesliga-Torjäger zu schaffen ist. In bester Erinnerung sind die Bilder vom vergangenen Spieltag, als sich der 1,85 Meter große Stürmer beim trotz blutender Nase in jeden Zweikampf warf, die Fans mit ausladenden Gesten anheizte - und den entscheidenden zweiten Treffer erzielte. Den blutdurchtränkten "Turban", den Dieter Hoeneß 1982 beim Pokalfinale gegen den 1. FC Nürnberg trug und der ihn nicht daran hinderte, den 4:2-Siegreffer zu köpfen - den kann man sich auch noch in der heutigen Zeit auf Mölders' Kopf vorstellen.

"Mehr Präsenz als meine drei Offensiven zusammen"



"Ich hab 'was an der Nase, nicht am Fuß", begründete Mölders, wieso er trotz seines Handicaps gegen Hoffenheim weiter machte. FCA-Trainer Markus Weinzierl hatte ihn bereits auswechseln wollen, doch Mölders biss sich durch. Bezeichnend, dass sogar Gästetrainer Marco Kurz den Augsburger Torjäger ausdrücklich lobte und ihn als Sinnbild für den Abstiegskampf hernahm: "Mölders hatte mehr Präsenz als meine drei Offensive zusammen." Dabei profitiert der gebürtige Essener oft von seiner Beharrlichkeit: Zwei Drittel seiner Tore schoss er nach der Pause, in der Schlussviertelstunde erzielte er sogar mehr Treffer (3) als jeder andere Bundesligaspieler.

Dass Mölders mit 27 Jahren in der Bundesliga durchstartet, konnte man vor fünf Jahren noch nicht erahnen. In der Saison 2007/08 bestritt er für den MSV Duisburg elf Bundesliga-Spiele (neun davon als Joker) und blieb dabei ohne Tor und Torvorlage. Nach dem Duisburger Abstieg aus der Eliteklasse schien für Mölders das Kapitel Bundesliga beendet, begab er sich doch in die "Niederungen" der Regionalliga. Von Sommer 2008 bis Anfang 2010 versuchte Mölders bei Rot-Weiss Essen einen Neuangfang, was ihm mit 42 Toren in 52 Spielen trefflich gelang. Mit dieser eindrucksvollen Quote empfahl er sich für den Zweitligisten FSV Frankfurt, zu dem er Anfang 2010 wechselte.

Fast die Hälfte aller FCA-Treffer erzielt



Seinen Durchbruch im Profibereich schaffe Mölders in der Saison 2010/11 bei den Hessen, als er 15 Saisontore erzielte und damit zum erfolgreichsten Torschütze seines Teams (4. Platz ligaweit) avancierte. Mölders erhielt daraufhin eine zweite Chance in der Bundesliga, als ihn der FC Augsburg im Sommer 2011 holte. Und siehe da - er nutzte sie! Mit fünf Treffern zahlte er in der vergangenen Spielzeit bereits das Vertrauen zurück, bevor er nach seiner langen Verletzungspause in der aktuellen Spielzeit so richtig in Fahrt kam.

In einer Kategorie steht Mölders sogar vor all seinen Bundesliga-Kollegen: Neun der 20 FCA-Tore gehen auf das Konto des Mittelstürmers - damit erreicht er einen Anteil von 45 Prozent an den gesamten Treffern seines Teams. Das schaffte nicht einmal Mario Mandzukic.

Johannes Fischer