Alles Gute: "Club"-Ikone Dieter Eckstein feiert am Mittwoch seinen 50. Geburtstag (© Imago)
Alles Gute: "Club"-Ikone Dieter Eckstein feiert am Mittwoch seinen 50. Geburtstag (© Imago)

Eckstein wird 50: "Eckes, du bist nicht ganz sauber!"

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München - 300 Seiten füllen die Erinnerungen des Dieter Eckstein - "nur" 300 Seiten, ist angesichts dieser unglaublichen, von schweren Schicksalsschlägen geprägten Lebensgeschichte zu sagen. Der viel zu frühe Tod der Eltern, das abgebrannte Eigenheim, der plötzliche Kindstod des Sohnes, die Privatinsolvenz, 25 Umzüge, sieben Länderspiele, 84 Bundesliga-Tore, Hodenkrebs, Herzinfarkt - mit dem Leben und Leiden des früheren Fußball-Profis könnten Bände gefüllt werden. Am Mittwoch wird Eckstein 50, und er nimmt diesen Tag zum Anlass, mal wieder von diesem schmerzvollen, leidensreichen, und doch auch glücklichen Leben zu erzählen.

Zwei Rendezvous mit dem Tod

Der 1. FC Nürnberg, sein Verein, seine Liebe, hat ihn eingeladen, am Mittwoch stellt er sein Buch im "Club"-Museum am Valznerweiher vor. "Mir geht's gut", sagt Eckstein. Nach dem öffentlichen Auftritt beim "Club" will er zuhause im fränkischen Mitteleschenbach bei Ansbach im Familienkreis und mit den drei Söhnen Andre, Steve und Mark feiern. "Die meisten Leute erwarten eine große Party, aber dafür bin ich nicht der Typ", sagt Eckstein.

Die große Party, sie wäre nicht unangebracht: Im Februar 2001 sah Eckstein dem Tod zum ersten Mal ins Auge, als bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert wurde. Dann, am 1. Juli 2011, das zweite Rendezvous mit dem Tod: Bei einem Benefizspiel bricht Eckstein plötzlich zusammen - Herzstillstand. Er liegt fünf Tage im Koma, und als er im Krankenhaus aufwacht, sagen ihm die Ärzte: "Jetzt ist Essig mit Fußball." In zwei Operationen werden Eckstein ein Defibrillator und ein Herzschrittmacher eingesetzt. Der Ansage der Ärzte widersetzt er sich dennoch - und kickt weiter. "Der Fußball hat mein ganzes Leben bestimmt, das kann man nicht einfach ablegen", sagt er.

Eckstein feiert seitdem zweimal im Jahr Geburtstag: Am 12. März - und am 1. Juli. "Da mache ich immer ein Fläschchen Sekt auf", sagt er über den Tag seiner "Wiedergeburt". Erinnerungen hat er keine mehr an den Vorfall vor über zweieinhalb Jahren, berichtet er. Nur so viel: "In der ersten Halbzeit habe ich ganz gut gespielt."

"Eckes" absolvierte 289 Bundesliga-Spiele

Das ist typisch für "Eckes", wie sie ihn in Nürnberg nennen: Der Fußball war immer das Wichtigste in seinem Leben. Weil er besessen vom Kicken war, hat er es für den "Club", Eintracht Frankfurt, Schalke 04 und Waldhof Mannheim zu 289 Bundesliga- und 58 Zweitligaspielen gebracht (84 bzw. 14 Tore) sowie bis in die Nationalmannschaft, mit der er 1988 die Heim-EM spielte (ein Einsatz).

Doch neben dem Platz musste Eckstein früh schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Als er zwölf war, starb sein Vater, zwei Jahre später die Mutter. Wie andere Profis erlitt er Schiffbruch mit sogenannten Bauherrenmodellen, er häufte Schulden an, musste Privatinsolvenz anmelden.

Eckstein: "Ich kann nicht anders"

Die schwerste Stunde aber war der plötzliche Kindstod seines dritten Sohnes. Der Fußball gab ihm Halt. Dass ihm die Ärzte nach dem Herzstillstand 2011 rieten, lieber Golf zu spielen, wollte er nicht hören. "Wenn ich einen Ball sehe, muss ich dagegentreten", sagt er.

Bis zur vergangenen Saison tat er das als Spielertrainer in der fränkischen Fußball-Provinz, jetzt ist er nurmehr als Coach der SpVgg Steinachgrund in der Kreisklasse aktiv - und im Trikot der Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg, für den er auch als Fan-Betreuer unterwegs ist. "Meine Freunde sagen: Eckes, du bist nicht ganz sauber", sagt er schmunzelnd, "aber ich kann nicht anders."

Alt-Kanzler Helmut Schmidt, sagt Eckstein, habe seit über 30 Jahren einen Herzschrittmacher, "raucht wie ein Schornstein - und lebt immer noch". Bis 70, 75, meint er, "kann ich's schon noch machen."