Bei der WM 1990 war Guido Buchwald (r.) der Schatten von Diego Maradona
Bei der WM 1990 war Guido Buchwald (r.) der Schatten von Diego Maradona

"Dieselben Spieler, aber eine andere Mannschaft"

xwhatsappmailcopy-link

Als der Mann, der den legendären Diego Maradona bei der Weltmeisterschaft 1990 wie eine graue Maus hat aussehen lassen, ist Guido Buchwald berühmt geworden. Doch nicht nur der WM-Titel von damals ziert seine Vita. Buchwald wurde zwei Mal Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart und stand im DFB-Pokal, dem UEFA-Cup und bei der Europameisterschaft 1992 im Endspiel.

Wer ist also besser geeignet, die aktuelle Formsteigerung des VfB Stuttgart zu bewerten. Mit bundesliga.de spricht Buchwald über die Arbeit von Christian Gross und das schwere Spiel gegen Borussia Dortmund.

Weiterhin blickt der 49-Jährige auf das Spitzenspiel zwischen dem FC Schalke 04 und 1899 Hoffenheim und er sagt, welche Titelchancen er den "Königsblauen" einräumt. Darüber hinaus blickt Buchwald schon jetzt zur WM und nennt feste Größen und einen "jungen Wilden", die Bundestrainer Joachim Löw unbedingt mit nach Südafrika nehmen soll.

bundesliga.de: Herr Buchwald, in Stuttgart herrscht seit Christian Gross Amtsantritt Aufbruchsstimmung. Was gefällt Ihnen am momentanen Spiel der Schwaben?

Guido Buchwald: Die Einstellung ist anders geworden - bei jedem Spieler. Angefangen bei den Stürmern, die nach Ballverlusten sofort nachsetzen und dem Gegner keinen kontrollierten Spielaufbau erlauben. Das ist unheimlich positiv. Jeder hat auch im defensiven Bereich mitzuarbeiten. Die Räume werden schneller geschlossen und die Spieler gehen aggressiv auf den Gegner zu. Die Mannschaft ist einfach aggressiver und spielt sehr gutes Pressing - so zuletzt auch in Freiburg. Es sind schon noch dieselben Spieler, aber es steht einfach eine andere Mannschaft auf dem Platz.

bundesliga.de: Nun kommt Dortmund. Der BVB ist seit zwölf Spielen ohne Niederlage. Was erwarten Sie von dieser Partie?

Buchwald: Das wird ein sehr interessantes Spiel, auf das ich mich unheimlich freue. Der BVB hat einen sehr guten Lauf und ist - ebenso wie der VfB - in den vergangenen Wochen erfolgsverwöhnt gewesen. Es treffen sich endlich mal zwei Mannschaften, die beide einen positiven Lauf haben. Stuttgart hat bis jetzt unter Christian Gross gegen Mannschaften gespielt, die selber große Probleme haben: Freiburg, Wolfsburg und Hoffenheim haben allesamt einen negativen Lauf. Jetzt kommt endlich mal ein Verein, der auch sehr erfolgreich spielt und in der Formkurve stark nach oben zeigt. Ich bin sehr gespannt auf dieses Spiel.

bundesliga.de: Wenn eine Mannschaft nach 19 Spielen nur drei Punkte hinter Platz 1 liegt, muss man sie dann als Titelkandidat einstufen? Ist Schalke demnach Titelkandidat?

Buchwald: Da der FC Schalke 04 nur drei Punkte Rückstand auf die Spitze hat, muss man den Club auch zum Kreis der Titelfavoriten zählen. Wenngleich ich den Schalkern nur eine Außenseiterchance einräume. Das liegt vor allem daran, dass Bayer Leverkusen und der FC Bayern München spielerisch stärker einzuschätzen sind. Aber wir haben schon in der Vergangenheit oft genug gesehen, dass eine Mannschaft Meister wurde, die als nicht so stark eingeschätzt wurde. Ich erinnere mich an den VfB Stuttgart der Saison 2006/07 oder auch an den VfL Wolfsburg. Denen hat man trotz guter Resultate nicht den ganz großen Wurf zugetraut. Am Ende haben sie es aber geschafft. Deswegen denke ich schon, dass Schalke absolut ein Titelkandidat ist.

bundesliga.de: Die "Knappen" sind seit fünf Spielen ungeschlagen, haben ihre vergangenen vier Heimspiele ohne Gegentor gewonnen. Allerdings haben sie noch nie gegen Hoffenheim gewonnen. Wie wird das Spiel ausgehen?

Buchwald: Die Tendenz spricht für Schalke, obwohl man die Hoffenheimer nie abschreiben darf. Gerade im Konterspiel ist die Mannschaft von Ralf Rangnick sehr stark. Es ist eine sehr starke Mannschaft, trotz einiger verletzter Spieler. Schalke ist sicher der Favorit, aber es wird ein schweres Stück Arbeit.

bundesliga.de: Bis zur WM ist es noch eine Weile hin, dennoch gilt: Wer nach Südafrika will, muss jetzt Vollgas geben. Daher präsentiert bundesliga.de ab jetzt das WM-Kader-Voting. Hier können die User entscheiden, wer zur WM fahren sollte. Gibt es Spieler, auf die die deutsche Elf Ihrer Meinung nach auf keinen Fall verzichten kann?

Buchwald: Da gibt es natürlich sechs, sieben feste Größen in der Mannschaft. Das sind alles bekannte Spieler. Angefangen von Michael Ballack, hinüber zu Miroslav Klose oder auch Mario Gomez. Auch ein Philipp Lahm gehört dazu. Das sind alles Spieler, die man einfach braucht bei einer WM. Sie sind auch allesamt Führungsspieler. Auf diese Spieler kann Jogi Löw auf gar keinen Fall verzichten. Er wird es auch nicht tun. Er braucht Führungsspieler, sowie Qualität und Erfahrung bei einer Weltmeisterschaft.

bundesliga.de: Wem trauen Sie zu, dass er in der Rückrunde noch auf den WM-Zug aufspringen kann?

Buchwald: Es wird auf jeden Fall die eine oder andere Überraschung im Kader geben. Das war immer wieder so. Für mich ist ein Sami Khedira einer, der auf den WM-Zug gehört und eigentlich auch schon drauf sein sollte. Er ist ein Spieler, der aufgrund seiner Einstellung und seiner Qualität absolut zur WM gehört. Sicher wird sich noch der eine oder andere Spieler reinspielen in den Kader. Aber nach zwei Spielen in der Rückrunde ist es ein wenig zu früh, diese Spieler zu benennen.

Das Gespräch führte Sebastian Stolz