Joachim Löw versuchte von der Seitenlinie seiner Mannschaft zu helfen
Joachim Löw versuchte von der Seitenlinie seiner Mannschaft zu helfen

"Diese Niederlage ist enttäuschend"

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Die Enttäuschung nach der 1:2-Niederlage im Klassiker gegen England sitzt bei Joachim Löw tief. Im Interview zieht der Bundestrainer aber trotzdem eine positive Bilanz für das Jahr 2008 mit der Nationalmannschaft.

Frage: Joachim Löw, die deutsche Nationalmannschaft hat beim 1:2 gegen England zum Jahresabschluss eine verdiente Niederlage und anschließend ein Pfeifkonzert der Fans hinnehmen müssen. Wie tief sitzt der Stachel der Enttäuschung?

Joachim Löw: Diese Niederlage ist zum Jahresende natürlich enttäuschend. Die Engländer waren über das gesamte Spiel besser. Wir haben dagegen einen schlechten Tag erwischt und verdient verloren. Erst in der zweiten Halbzeit kamen wir ein bisschen besser ins Spiel, aber wir hatten dennoch große Probleme mit der Raumaufteilung, in der Organisation und im Spielaufbau. Man sieht deutlich, dass England stärker geworden ist. Uns hat die Reife gefehlt, diesen Gegner zu schlagen.

Frage: Wie sehr trübt die Pleite gegen den Erzrivalen am Ende die Bilanz des EM-Jahres 2008 und die Vorfreude auf die Spiele in 2009?"

Löw: Für das nächste Jahr und die WM-Qualifikationsspiele hat diese Niederlage keine Bedeutung. Mich stimmt das Spiel gegen die starken Engländer auch nicht bedenklich, denn die Spieler werden ihre Lehren daraus ziehen. Insgesamt bewerte ich das vergangene Jahr äußerst positiv. Wir sind Vizeeuropameister und führen in der WM-Qualifikation unsere Gruppe an. Zudem haben wir wieder einige Spieler an die Mannschaft herangeführt, so dass die Auswahl immer größer wird. Dass so ein Prozess nicht von heute auf morgen, sondern manchmal über Monate oder Jahre geht, ist völlig normal.

Frage: Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund die Leistung der drei Debütanten Marvin Compper, Tim Wiese und Marcel Schäfer?"

Löw: Für Tim Wiese war es sicher schwierig, weil er als Torwart zunächst eine Halbzeit auf der Bank saß und sich dann nur eine Viertelstunde auf seinen Einsatz vorbereiten konnte. Aber er hat zwei, drei Aktionen sehr gut gelöst, auch beim Schuss von Wright-Phillips war er noch mit den Fingerspitzen dran. Auch für Compper war es schwierig, weil es für das ganze Team nicht gut gelaufen ist. Und Marcel Schäfer hat gute Ansätze gezeigt und mit einigen Flanken überzeugt

Frage: Im zentralen Mittelfeld erwischten der zur Halbzeit ausgewechselte Jermaine Jones und Simon Rolfes dagegen einen rabenschwarzen Tag. Wie beurteilen Sie die Leistung der beiden in Abwesenheit von Kapitän Michael Ballack und Torsten Frings?

Löw: In der Zentrale waren wir gegen die Engländer nicht ganz so präsent, weil wir in dieser Zusammensetzung noch nie gespielt haben. Auf dieser Position beginnt normalerweise die Organisation von Defensive und Offensive. Die Abstimmung hat nicht ganz so gut geklappt, deshalb war es auch logisch, in der zweiten Halbzeit den Wechsel vorzunehmen.

Frage: Sind Ballack und Frings mit Blick auf die WM 2010 einfach noch nicht zu ersetzen?

Löw: Beide sind nicht erst seit heute wichtige Spieler für uns, das steht außer Frage. Michael Ballack ist Kapitän und schon lange mit dabei. Und auch bei Torsten Frings habe ich immer betont, dass er, wenn er körperlich topfit ist und seine Form erreicht, auf dem Weg zur WM 2010 ein wichtiger Spieler ist.