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Des einen Freud', des anderen Leid: Der FCN jubelt nach dem Klassenerhalt, während beim FCA Trauer herrscht
Des einen Freud', des anderen Leid: Der FCN jubelt nach dem Klassenerhalt, während beim FCA Trauer herrscht

Die zwei Gesichter der Erfahrung

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Am Ende hatte sich wieder einmal die Erfahrung durchgesetzt. Mehr noch, sie war allgegenwärtig, dominant, und nach dem Schlusspfiff in der Augsburger impuls arena hatte sie letztendlich auch triumphiert - und zwar auf beiden Seiten.

Dem 1. FC Nürnberg brachte die vorhandene Erfahrung einen ungefährdeten Auswärtssieg und damit verbunden den Verbleib im Oberhaus des deutschen Fußballs; für den FC Augsburg hingegen geriet das Rückspiel zu einer bitteren Lektion. Denn am Ende des zweiten Duells zwischen Augsburg und Nürnberg (0:2) mussten die Schwaben einsehen, dass Leidenschaft, Wille und beachtliche Heimspielstatistiken wirkungslos sind, wenn die nötige Erfahrung fehlt. Oder wenn man auf einen Gegner trifft, der mehr davon besitzt. Dieter Heckings Team spielte sein Plus an Erfahrung am Sonntag jedenfalls gnadenlos aus, agierte ruhig und souverän, wartete auf Augsburger Fehler und schlug im richtigen Moment blitzschnell zu.

"Wir haben eiskalt zugeschlagen"

"Unsere erste Chance war gleich ein Tor, wir haben eiskalt zugeschlagen. Augsburg muss noch viel dazulernen, um in die Bundesliga zu kommen", sagte Nürnbergs Abwehrchef Andreas Wolf direkt nach dem Spiel. Der Platzverweis von Augsburgs linkem Flügelflitzer Ibrahima Traore nach einer Tätlichkeit gegen Juri Judt in der 56. Minute läutete den Anfang vom Ende der Augsburger Aufstiegsträume ein, die sich so viel für das Rückspiel vorgenommen hatten. "Nach der Roten Karte und dem zweiten Tor war es für uns einfach, den Ball laufen zu lassen", so der Nürnberger Kapitän weiter. Nicht nur den Ball ließ der Bundesligist laufen, sondern auch die Augsburger Mannschaft auf dem Platz.

Besagte erste Chance samt Torerfolg hatte Nürnbergs Mittelfeldakteur Ilkay Gündogan, dessen Schuss aus der 34. Minute in der linken unteren Ecke des Tores zappelte. Geduld gehört sicherlich zu den Merkmalen von Erfahrung, und der "Club" bewies dies in der impuls arena eindrucksvoll. Die Halbzeit-Anfeuerung des FCA-Stadionsprechers ("Es ist noch nicht vorbei") verlor spätestens in der 56. Minute des Spiels jegliche Wirkung und Glaubwürdigkeit, als sich bereits erwähnter FCA-Spieler Traore nicht ganz so geduldig und besonnen zeigte, und mit seiner unnötigen und leichtsinnigen Aktion seinem Team in diesem wichtigem Spiel einen Bärendienst erwies.

"Der Klassenunterschied war deutlich"

Als sechs Minuten später auch noch Nürnbergs Eric Maxim Choupo-Moting einen Strafstoß verwandelte, stand der Tabellendritte der 2. Bundesliga vor der schier unlösbaren Aufgabe, vier Tore erzielen zu müssen, und das mit einem Mann weniger auf dem Feld. Führungstorschütze Gündogan bezeichnete den zweiten Treffer als "Genickbruch" für den Zweitligisten. Der Rest der Partie ist Geschichte. Die Franken agierten souverän und sicher, Augsburg gelangte nur noch sporadisch vor das Tor von Raphael Schäfer, der die Erfahrungskluft entsprechend kommentierte: "Der Klassenunterschied war heute deutlich zu sehen."

So verließen die Schützlinge von Trainer Jos Luhukay nach 90 Minuten mit gesenkten Köpfen das Feld, sich durchaus bewusst, dass sie an diesem Abend gegen den fränkischen Bundesligisten eine schmerzhafte Lehrstunde erhielten. Niedergeschlagen und geschlagen; Daran konnte weder die beeindruckende Heimstärke der Augsburger aus der abgelaufenen Saison (elf Siege und fünf Remis aus 17 Partien) etwas ändern, noch die begeisterte Euphorie in der gesamten Region (selbst in der Straßenbahn wandte sich FCA-Coach Luhukay bereits vor dem Rückspiel via Tonbanddurchsage an die Fans und dankte allen für die Unterstützung vor dem möglichen Aufstieg in die Bundesliga).

Keine Partystimmung in Nürnberg

Zwar feierte das Augsburger Publikum seine Mannschaft dann auch nach dem Schlusspfiff lautstark und aufmunternd für eine äußerst erfolgreiche Saison, dennoch konnten die Spieler ihre Enttäuschung über den verpassten Aufstieg nicht wirklich verbergen. Richtige Partystimmung kam aber auch bei den Nürnbergern nicht auf, wirklich gewonnen hatte man ja nichts, eher schon den Status Quo aufrecht erhalten: "Obwohl es nur um den Klassenerhalt ging, war es dennoch ein Endspiel," sagte FCN-Verteidiger Dominic Maroh.

Letztlich werden Endspiele - ob nun mehr oder weniger wichtig - auch und besonders aufgrund der Erfahrung gewonnen, von der inneren Einstellung und Gelassenheit, von Geduld und Kaltschnäuzigkeit. Dank dieser Erfahrung spielt der "Club" auch in der kommenden Saison in der Bundesliga, bleibt also weiterhin erstklassig. Für die Augsburger waren die beiden Relegationsspiele eine neue Erfahrung. Dieses Mal noch schmerzhaft und bitter, beim nächsten Endspiel dafür aber umso wertvoller.

Aus Augsburg berichtet Barnabas Szöcs