Das Olympiastadion in Berlin
Das Olympiastadion in Berlin

Die Welt zu Gast im Olympiastadion

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Es war wohl einer der legendärsten Momente, der sich in der jüngeren deutschen Fußballgeschichte am Nachmittag des 30. Juni 2006 im Berliner Olympiastadion ereignete.

Jens Lehmann greift in seinen Stutzen, holt einen kleinen Spickzettel heraus und wirft einen Blick darauf. Wenige Augenblicke später läuft Estebian Cambiasso zum entscheidenden Elfmeter an - Lehmann hält. Das Stadion tobt, Deutschland besiegt Argentinien und zieht ins Halbfinale der heimischen Weltmeisterschaft ein.

Unvergessen auch der Kopfstoß von Frankreichs Zinedine Zidane gegen den Italiener Marco Materazzi im Finale desselben Turniers. Nur wenige Stadien weltweit können eine ähnliche Historie wie die Berliner Arena aufweisen.

Olympiade als Eröffnung

Der erste Entwurf für das Berliner Olympiastadion geht auf den Architekten Werner March zurück. Jedoch wurde dieser zu Zeiten des Nationalsozialismus von Adolf Hitlers obersten Stadtplaner Albert Speer überarbeitet und für die Olympischen Sommerspiele 1936 gebaut. Anfangs bot das Stadion Platz für 100.000 Zuschauer und sollte ein Teil von Hitlers geplanter Welthauptstadt "Germania" werden.

Durch die Teilung und Isolierung West-Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg litt die Sportstätte. Nur wenige sportliche Großveranstaltungen fanden in der späteren Bundeshauptstadt statt. Die ersten umfangreichen Sanierungsmaßnahmen waren erst im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 nötig, 26.000 Plätze wurden überdacht. Zuvor hatte man rund um das Stadion 4 fast jeweils 100 Meter hohe Flutlichtmasten installiert.

Kein Schatten auf dem Spielfeld

Ihr heutiges Aussehen hat die Arena den Modernisierungsplänen zu verdanken, die bereits 1993 entworfen wurden. Mit Hinblick auf eine Bewerbung für Olympia 2000 sollte die mittlerweile marode gewordene Sportstätte saniert werden. Nachdem die Modernisierung 1998 beschlossen wurde, erfolgte 2000 im Beisein von Kanzler Gerhard Schröder der Startschuss zum Umbau, nun hauptsächlich für die WM 2006.

Nach Abschluss der Arbeiten 2004 sind heute alle der nun 74.400 Plätze überdacht und die neue hochmoderne Beleuchtungsanlage aus 155 Halogenstrahlern verhindert Schatten bei Flutlichtspielen. Besonders markant ist zudem die in den Hertha BSC Berlin-Vereinsfarben gehaltene blaue Tartanbahn.

Unterstützung auch von oben

Sicher ist den Planern der Sanierung bereits der gute Ruf bei Kulturkritikern, was mehrere Architektur-Auszeichnungen belegen. Doch auch an anderer Stelle ist man um "Unterstützung" bemüht und kann gleichzeitig den Hertha-Fans einen besonderen Service bieten: Im Zuge der Modernisierung wurde die größte Stadionkapelle der Welt errichtet. 2007 heirateten die ersten Hertha-Fans in diesem Gotteshaus, in dem Taufen ebenso möglich sind.

Neben der Fußball-Bundesliga erfreut ein weiteres regelmäßiges Highlight die Fußball-Fans in Berlin. Seit 1985 finden im Olympiastadion sowohl das DFB-Pokalfinale der Männer als auch der Frauen statt. Doch auch die Tartanbahn rund um das Spielfeld wird in Kürze wieder im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Vom 15. bis zum 23. August 2009 werden in Berlin die Leichtathletik-Weltmeisterschaften stattfinden.