Mirko Slomka (r.) musste mit Hannover 96 in dieser Saison noch keine Niederlage hinnehmen
Mirko Slomka (r.) musste mit Hannover 96 in dieser Saison noch keine Niederlage hinnehmen

Die "weiße Weste" behalten

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Hannover - Sieben Pflichtspiele hat Hannover 96 in der bisherigen Saison absolviert - und keines verloren. Damit sind die Niedersachsen als einziges Team im deutschen Profi-Fußball noch unbesiegt.

Allerdings verpassten die 96er die Chance, während der Länderspielpause die Tabellenspitze zu zieren, da sie in den zwei Heimspielen gegen den FSV Mainz 05 und Hertha BSC nicht über ein Unentschieden hinauskamen. Im Interview mit bundesliga.de zieht Erfolgstrainer Mirko Slomka ein erstes Zwischenfazit, schätzt die Gruppe in der Europa League ein und verrät, was er bei Arsenal London und Real Madrid gemacht hat.

bundesliga.de: Herr Slomka, Hannover 96 ist als einzige deutsche Mannschaft in sieben Pflichtspielen der Saison noch ungeschlagen. Allerdings wurde mit zwei Unentschieden in den vergangenen beiden Heimspielen die Chance vertan, als Tabellenführer in die Länderspielpause zu gehen. Wie beurteilen Sie den Saisonauftakt?

Mirko Slomka: Wir sind gut gestartet, weil wir ja auch im DFB-Pokal gewonnen haben und nicht zuletzt in der Europa League verdient in der Gruppenphase stehen, nachdem wir in zwei Spielen den FC Sevilla ausgeschaltet haben. In der Bundesliga ist es wahrscheinlich ein Unentschieden zuviel.

bundesliga.de: Mit Sevilla hat Hannover bereits ein Top-Team ausgeschaltet. Wie schätzen Sie die zugelosten Gruppengegner ein, wer dürfte der schwierigste Gegner sein und welche Platzierung erwarten Sie?

Slomka: Ich meine, dass die Gruppe sehr ausgeglichen ist, weil der absolute Top-Favorit fehlt. Allerdings ist die Gruppe auch nicht leicht: der dänische Meister, der belgische Pokalsieger und ein Newcomer aus der Ukraine - wir müssen Top-Leistungen bringen, um eine Chance auf das Weiterkommen zu haben.

bundesliga.de: Wie groß ist der Vorteil bei der Mehrfachbelastung, dass sich bei Gegnern wie Kopenhagen und Lüttich die Reisestrapazen in Grenzen halten?

Slomka: Das kann ein Vorteil sein, das wird man sehen. Aber grundsätzlich ist es gut, wenn die Anforderungen überschaubar und die Entfernungen nicht wahnsinnig groß sind.

bundeliga.de: Sie bedauerten im Nachhinein, bei Schalke 04 in der Saison 2006/07 das Thema Meisterschaft nicht offensiver angegangen zu sein. Vor dieser Saison sagten Sie uns, dass nach Platz 4 im Vorjahr ein Platz in den Top 10 schon ein ambitioniertes Ziel wäre. Machen Sie da nicht den gleichen Fehler schon wieder?

Slomka: Nein. Die Situationen damals auf Schalke und nun bei 96 sind nicht miteinander zu vergleichen.

bundesliga.de: Sie haben unter anderem bei Arsenal London und Real Madrid hospitiert. Bei Arsenal darf Arsene Wenger in Ruhe arbeiten und setzt - wie Sie ja auch - stark auf Talente. Madrid versucht eher, den schnellen Erfolg zu kaufen, und Trainern bleibt meist nur wenig Zeit, Erfolge einzufahren. Was haben Sie bei den Clubs für sich mitgenommen?

Slomka: Das ist nicht mal eben schnell umfassend zu bearbeiten. Es geht dabei um grundlegende Dinge für die tägliche und mittelfristige Arbeit mit einem Team. Aber manchmal sind es auch nur Details in der Arbeit eines Trainers wie Arsene Wenger. In erster Linie ist der Transport der Beobachtungen wichtig. Was kann ich für meine Arbeit umsetzen? Was hilft mir? Immer unter der Berücksichtigung, dass Arsenal und Real ganz andere Möglichkeiten haben.

bundesliga.de: Ihr Trainer-Kollege Felix Magath hat trotz seines "magischen Dreiecks" mit Edin Dzeko, Grafite und Spielmacher Zvjezdan Misimovic nach der Meister-Saison gesagt, dass Josue der wertvollste Spieler im Team gewesen sei. Würden Sie mit Blick auf die erfolgreiche Vorsaison auch einen Spieler als besonders wichtig hervorheben?

Slomka: Das würde der Leistung des Teams nicht gerecht werden und deshalb mag ich niemanden hervorheben. Wir haben eine funktionierende Einheit, in die sich jeder mit seinen Qualitäten einbringt. Selbstverständlich haben wir einige junge Spieler, die gerade im vergangenen Jahr einen großen Sprung gemacht haben. Meine Aufgabe als Trainer ist es, diese Entwicklungen weiter voranzutreiben. Für den Erfolg von Hannover 96 war und ist jeder Spieler wichtig.

bundesliga.de: Didier Ya Konan hatte großen Anteil am Erfolg in der Vorsaison. Nun findet er sich auf der Bank wieder. Ist er nach seiner Verletzung noch nicht zu 100 Prozent fit, oder muss er sich nach dem Leistungsprinzip hinten anstellen, weil Jan Schlaudraff und Mohammed Abdellaoue derzeit in einer Super-Form sind?

Slomka: Gehen Sie davon aus, dass Ya Konan in dieser Saison noch ein sehr wichtiger Akteur sein wird.

bundesliga.de: Es fällt auf, dass Sie nicht nur nicht rotieren, sondern auch ausschließlich auf Spieler aus dem Vorjahr bauen. Trotzdem hat der Verein kurz vor Ende der Transferfrist noch einen Spieler verpflichtet. Was versprechen Sie sich von Daniel Royer?

Slomka: Ein junger, hoch veranlagter Spieler mit einer tollen Perspektive. Daniel kann auf beiden Außenbahnen eingesetzt werden. Das erhöht unsere Flexibilität. Ich bin sicher, dass er uns weiterhelfen wird.

bundesliga.de: Am Wochenende müssen Sie zum VfB Stuttgart reisen. Im Vorjahr gab es eine 1:2-Niederlage. Was erwarten Sie am Samstag?

Slomka: Ein enges Spiel, das wir für uns entscheiden wollen. Wir sind das einzige Team der Bundesliga, das noch ungeschlagen ist. Unser Ziel ist ganz klar, dass das auch so bleibt.

bundesliga.de: Wenn Sie die Wahl hätten, was würde Ihnen am Saisonende am besten gefallen: Europa-League-Sieg, Champions-League-Qualifikation oder DFB-Pokal-Sieg?

Slomka: Ich bin Sportler und so denken Sportler nicht. Es geht immer um den größtmöglichen Erfolg. Hannover 96 kann in allen Wettbewerben eine gute Rolle spielen, da bin ich optimistisch. Aber wir werden für diesen Erfolg sehr hart arbeiten müssen.

Die Fragen stellte Jürgen Blöhs