Andreas Beck (l.) spielte acht Jahre beim VfB Stuttgart
Andreas Beck (l.) spielte acht Jahre beim VfB Stuttgart

Die "VfB-Filiale" in Hoffenheim

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Viele Fans streiten sich, ob 1899 Hoffenheim gegen den VfB Stuttgart schon ein echtes Derby ist. Eines ist aber auf jeden Fall sicher - es ist das Duell von acht Ex-Stuttgartern gegen ihre Ausbildungsstätte.

Trainer Ralf Rangnick war beim VfB Stuttgart von Mai 1999 bis Februar 2001 Chef-Trainer. Zuvor trainierte er bereits die zweite Mannschaft und die Jugend der Schwaben.

In Hoffenheim spielen unter ihm mit Andreas Beck, Matthias Jaissle, Marvin Compper, Jochen Seitz und Tobias Weis fünf Ex-VfB-Spieler. Beck, Jaissle, Compper und Weis spielten sogar in der Jugend und in der Amateurmannschaft der Stuttgarter.

Chef der Jugendarbeit

Sie erhielten am Neckar eine perfekte sportliche Ausbildung, von der der Aufsteiger jetzt profitiert, denn die meisten der Ex-VfBler sind Stammspieler bei Trainer Rangnick. Beck, Compper und Jaissle bilden im Normalfall zusammen mit dem schwedischen Kapitän Per Nilsson die Viererabwehrkette. Aber Rangnick hat an der "Ausbildungsstätte" in Stuttgart auch seinen Anteil.

Vor 15 Jahren entwickelte er als Chef der Jugendarbeit gemeinsam mit Helmut Groß ein durchgängiges Konzept, welches zum größten Teil immer noch von der F-Jugend über die A-Jugend und VfB II bis in den Profibereich führt.

Jünger als 25 Jahre

Der siebte Hoffenheimer mit Stuttgarter Vergangenheit ist Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus. Einst war er in der VfB Stuttgart Marketing GmbH beschäftigt, jetzt treibt er den Neubau der Rhein-Neckar-Arena, der zukünftigen Heimspielstätte des Vereins, voran. Auch Co-Trainer Peter Zeidler arbeite schon in Stuttgart. Gemeinsam mit Rangnick trainierte er zwei Jahre die A-Jugend des VfB.

Ralf Rangnick ist dafür bekannt, auf junge Spieler zu setzen. Dieser Linie bleibt er auch in Hoffenheim treu und gibt den Nachwuchsakteuren das nötige Vertrauen und Unterstützung.

"Wir werden unseren Weg mit vielen extrem jungen Spielern weitergehen. Unser Motto ist, wir holen keine Spieler über 25 Jahre", macht der Trainer deutlich. Er setzt auf entwicklungsfähige, junge Spieler. 17 Fußballer des 25-köpfigen Kaders sind jünger als 25 Jahre.

Boxen und Fechten

Seine "Rasselbande" muss aber auch noch viel lernen. Zuletzt setzte es fünf Gegentore nach Standards in zwei Spielen. Drei beim 2:5 in Leverkusen und zwei beim 3:3 im Test gegen den FC Ingolstadt. Rangnick wird auf dieses Fehlverhalten reagieren, denn am Samstag kommt der VfB Stuttgart mit Jan Simak, der wegen seiner Ecken und Freistöße gefürchtet ist. Trainer Ralf Rangnick weiß es bestens, er trainierte den Tschechen in Hannover. "Wir nehmen die Standards im Training diese Woche verstärkt in Angriff, alles andere wäre fahrlässig."

Zum Teil liegt es auch an der mangelnden Konzentration. Auch hier baut der 50-Jährige vor und bleibt seiner Linie treu, neue Wege zu gehen. Im Juli hatte der Trainer seine Fußballer in Heidelberg in den Boxring geschickt, jetzt mussten die Profis auf die Planche. Im Olympia-Stützpunkt Tauberbischofsheim gab es unter der Anleitung von Fecht- Olympiasieger Matthias Behr ein zweistündiges Fechttraining.

"Es tut uns gut, wenn wir uns aus anderen Sportarten Anregungen holen", erklärte Rangnick. "Wenn du immer nur dasselbe machst, ist die Gefahr groß, dass man bald im eigenen Saft kocht." Insbesondere Beinarbeit und Taktik könne man beim Fechten gut trainieren. "Wie schon beim Boxen geht es mir vor allem um das Thema schnelle Füße und Reaktionsfähigkeit", sagte Rangnick.

Erst das zweites Duell

In einem internen Fechtturnier setzte sich schließlich Abwehrspieler Per Nilsson durch. "Es hat großen Spaß gemacht, doch jetzt habe ich ganz schwere Beine", meinte Nilsson. Im nächsten "Gefecht" auf dem Rasen trifft Hoffenheim am Samstag in Mannheim in der Bundesliga zum ersten Mal auf den VfB Stuttgart.

Das bisher einzige Duell konnte der VfB für sich entscheiden. 2005 siegte Stuttgart in der 1. Runde des DFB-Pokals mit 4:3 n.V. - damals kickte Hoffenheim noch in der Regionalliga Süd. Sollte der Aufsteiger am Samstag gewinnen können, ist aber allen klar, dass die beiden Vereine noch nicht auf Augenhöhe stehen. Als der VfB Stuttgart 2007 zum fünften Mal Deutscher Meister wurde, stieg die kleine "VfB-Filiale" gerade aus der Regionalliga auf.

Mark Schnell