Aus drei Pflichtspielen bleibt nur ein Sieg für Solbakken und den FC Köln: Wenigestens in der 1. Pokal-Hauptrunde konnte man sich gegen den SC Wiedenbrück durchsetzen
Aus drei Pflichtspielen bleibt nur ein Sieg für Solbakken und den FC Köln: Wenigestens in der 1. Pokal-Hauptrunde konnte man sich gegen den SC Wiedenbrück durchsetzen

Die verflixte zweite Halbzeit

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München - Ganz neu ist die aktuelle Situation beim 1. FC Köln ja nicht: In den letzten drei Jahren standen die Kölner nach dem 2. Spieltag jeweils mit leeren Händen, oder anders gesagt, ohne einen einzigen Punkt da. Abgestiegen sind sie trotzdem nicht.

Neu hingegen ist das Ausmaß der Lage, die Kölner müssen gerade nämlich den schlechtesten Start der Vereinsgeschichte verkraften. Dafür verantwortlich ist die Bilanz von 1:8 Treffern. Acht Gegentore an den ersten beiden Spieltagen musste zuletzt Hannover 96 in der Spielzeit 2006/07 hinnehmen.

Köln fehlt der lange Atem

Auffällig ist, dass jeweils die erste Halbzeit der zurückliegenden Partien gegen Wolfsburg und Schalke recht zufriedenstellend verlief. Gegen die "Wölfe" stand es nach 45 Minuten "nur" 0:1, in Gelsenkirchen führten die Rheinländer sogar bis zur 42. Minute. Sobald aber der Halbzeitpfiff nahte, gingen die Domstädter bislang immer in die Knie. Ab der besagten 42. Minute kassierten die Kölner also bisher sieben Gegentore, zu einem eigenen Tor reichte es nicht mehr. Das vergleichsweise geringe Laufpensum von 111,3 bzw. 112,9 Kilometern tat ein Übriges.

Auch in anderen Negativstatistiken belegen die Kölner vordere Ränge. So gaben sie bis jetzt insgesamt lediglich 14 Torschüsse ab, nur Hannover kann noch weniger vorweisen. Umgekehrt ließen sie aber 35 Schüsse auf ihren Kasten zu, allein das Tor des HSV wurde öfter anvisiert. Die zehn Großchancen, die sie den Gegnern einräumten, gereichen den Kölnern ebenfalls nicht zum Ruhm. Hinzu kommt die Konterschwäche des FC, der als einziges Team noch nicht nach einem schnellen Gegenangriff zum Torschuss kamen.

Spieler spürbar verunsichert

Vor allem Torwart Rensing muss sich nach den Niederlagen Kritik gefallen lassen. Gegen Wolfsburg machte er noch eine ganz gute Figur, auch wenn er die Ecke vom Wolfsburger Helmes an sich vorbeisegeln ließ. Dafür konnte er jedoch nicht einen einzigen der fünf Schüsse von Schalkern auf sein Tor parieren. Abgesehen davon fand im selben Spiel nur einer seiner sechs Pässe den richtigen Mitspieler.

Ein weiteres Problem der Kölner ist im Moment die Abwehr. Anstelle von Youssef Mohamad ist seit dieser Saison Pedro Geromel gesetzt. Zudem ernannte Trainer Stale Solbakken den 25-Jährigen überraschend zum neuen Kapitän. Dann stellte Solbakken ihm zunächst Kevin Pezzoni an die Seite, am darauf folgenden Spieltag Kevin McKenna. Die vielen Umstellungen sorgen in der Verteidigung des FC offenbar für Verunsicherung. Das ist auch dem Sportchef Volker Finke nicht verborgen geblieben. Doch der weiß, "dass es ein bisschen Zeit braucht, eine veränderte mannschaftstaktische Einstellung auf den Platz zu bringen."

Alle für einen - einer für alle?

Das Lieblingswort des norwegischen Chefcoachs ist "Konzept". Und selbiges verteidigt er in diesen schweren Tagen mit Klauen und Zähnen. "Es ist meine Verantwortung, dass die Spieler dem Konzept 90 Minuten vertrauen, auch wenn mal ein Gegentor fällt", hört man Solbakken beispielsweise sagen. Oder: "Der Druck auf mich ist hoch, aber ich habe Vertrauen in meine Arbeit. Ich denke nicht an meine persönliche Situation, sondern ich glaube an mein Konzept."

Rückendeckung bekommt er auch vom Präsident des FC Köln Wolfgang Overath: "Ich stehe hinter Sportdirektor Volker Finke und unserem neuen Trainer Stale Solbakken. Wir dürfen jetzt keine Unruhe reinbringen." Der Norweger soll weiterhin ungestört seine Arbeit verrichten können. Auch wenn der Druck vor dem nächsten Spiel gegen den FC Kaiserslautern schon so weit angewachsen ist, dass sich sogar Spieler wie Milivoje Novakovic in der Pflicht sehen, in die Bresche zu springen: "Das ist kein Endspiel. Wir sind sehr zufrieden mit dem Trainer, wir können froh sein, dass wir so einen Trainer haben. Die Spieler müssen sich Gedanken machen, nicht der Trainer."

Sabine Glinker