Lange Gesichter im Schwabenland: Nach der 1:4-Schlappe gegen Werder Bremen ist der VfB Stuttgart auf den 14. Tabellenplatz abgerutscht
Lange Gesichter im Schwabenland: Nach der 1:4-Schlappe gegen Werder Bremen ist der VfB Stuttgart auf den 14. Tabellenplatz abgerutscht

Die Talfahrt gewinnt an Tempo

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Stuttgart - Fünf Niederlagen in Folge: Der VfB Stuttgart steckt in der Krise. Die Verantwortlichen sind sich dem Ernst der Lage bewusst und gehen in die Offensive. Für ein größeres Selbstvertrauen sollen jetzt schnell Erfolge her - am besten gleich am Donnerstag in der Europa League gegen KRC Genk.

"Schlechter geht es eigentlich nicht"

Bei solchen Geschenken verzichtet man gerne auf die Party. Bruno Labbadia, der am Freitag seinen 47. Geburtstag feierte, erlebte einen Tag darauf einen Auftritt seiner Mannschaft, der ihm die gute Laune ordentlich verhagelt haben dürfte. , fünf Niederlagen in Serie, Absturz in der Tabelle bis in die Nähe der Abstiegsplätze - die Schwaben stecken derzeit in einer tiefen Krise.



Deswegen sah man in den Katakomben der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena am Samstagabend auch in zahlreiche traurige und enttäuschte Gesichter. Einer nach dem anderen verließ den Kabinentrakt mit einer Mine, als wäre der Abstieg schon beschlossene Sache. So weit ist es natürlich noch lange nicht, auch wenn die VfB-Akteure sich keinen Illusionen hingaben.

"Es kann nur besser werden. Zur Zeit sieht es nicht gut für uns aus", sagte der unter Ladehemmung leidende Torjäger Vedad Ibisevic. Auch Kapitän Serdar Tasci sprach Klartext: "Schlechter geht es eigentlich nicht." In der Tat leisteten sich die Stuttgarter Spieler in den 90 Minuten gegen Bremen schlimme Fehler, die normalerweise für eine ganze Saison reichen. Ob Christian Gentner, der formlose William Kvist oder Georg Niedermeier - wieder einmal waren es die Führungsspieler, die den Gegner zum Tore schießen einluden.

Die Lage ist ernst. Noch haben die Schwaben einen Sicherheitsabstand zu den Abstiegsrängen, viel länger sollte die Niederlagenserie aber nicht mehr anhalten. Bereits am kommenden Sonntag reist der VfB nach Hoffenheim, von einem "Schicksalsspiel" zu reden wäre verfrüht, aber nicht total verfehlt. Zumal die Mannschaft von Labbadia nur kurz davor in der Europa League ran muss. Die Belgier vom KRC Genk kommen am Donnerstag nach Stuttgart (ab 20:50 Uhr im Live-Ticker) - die Chance, über den internationalen Wettbewerb wieder an Stabilität zu gewinnen.

Stark begonnen, stark nachgelassen



Torhüter Sven Ulreich, neben Ibrahima Traore einziger Stuttgarter mit Normalform gegen Bremen, setzte nach der Partie am Samstag seine Hoffnungen auf die Partie gegen Genk. Man wolle sich nun das "Selbstvertrauen mit guten Aktionen und positiven Ergebnissen" zurückholen. Und das möglichst schnell, so Ulreich. Dass die Stuttgarter immer noch gut kicken können, war in den ersten 20 Minuten gegen Werder zu sehen. Da spielte man flott, ansehnlich, zielgerichtet - und vergab zwei große Chancen, die die Partie in eine andere Richtung hätten lenken können. So aber war nach eben diesen 20 Minuten zu sehen, wie fragil das Stuttgarter Gebilde derzeit ist.

Die VfB-Verantwortlichen suchten am Wochenende dann auch gar nicht nach Ausreden. "Wir müssen schauen, dass wir jetzt erst einmal auf 40 Punkte kommen", sagte beispielsweise Sportdirektor Bobic. 40 Punkte - die gelten gemeinhin als imaginäre Abstiegsgrenze. Bis dato haben die Stuttgarter 25, da fehlen also noch einige. Trainer Labbadia verwies in seinen Analysen auf das "fehlende Selbstvertrauen". Dass die Stuttgarter mit 39 Gegentreffern eine der schlechtesten Abwehrreihen der Liga stellen, ließ er dabei außer Acht. "Ich kann jetzt nicht alles verändern", meinte Labbadia diesbezüglich - und wirkte dabei reichlich nachdenklich.

Personell reagiert hatte Labbadia allerdings schon gegen Bremen. Er verbannte die zuletzt enttäuschenden Cristian Molinaro und Tamas Hajnal auf die Tribüne. Mit Federico Macheda, Raphael Holzhauser oder Antonio Rüdiger saßen junge Talente auf der Bank. Man darf gespannt sein, ob genau die es sind, die jetzt den Umschwung schaffen. Vielleicht schon gegen Genk am Donnerstag.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer