VfL-Trainer Felix Magath wurde als Spieler drei Mal und als Trainer bisher zwei Mal Deutscher Meister
VfL-Trainer Felix Magath wurde als Spieler drei Mal und als Trainer bisher zwei Mal Deutscher Meister

Die stillen Favoriten

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Können Meister doch vom Himmel fallen? Der VfL Wolfsburg ist für viele zumindest schon ein ernsthafter Mitkonkurrent um die Schale. Nur die Niedersachsen selbst trauen sich den großen Wurf offenbar nicht zu.

Nein, Felix Magath ist immer noch nicht überzeugt. "Im Titelkampf sind wir mit unserer jungen Mannschaft immer noch zu unerfahren", sagt der Trainer des VfL.

"Kein Aspirant auf den Titel"

Selbst nach dem beeindruckenden 4:3-Erfolg gegen Schalke 04 stellte er bewusst die Schwächen seiner Mannschaft heraus. "Nach dem 3:1 haben wir uns dumme Fehler geleistet", sagt er. Hört sich so an, als gäbe es noch viel zu tun. Fazit: "Wir sind kein Aspirant auf den Titel."

Die Gegner aber haben oft jetzt schon genug von den Leistungen der "Wölfe". "Wolfsburg besitzt eine sehr gute Qualität. Ich denke, der VfL mischt um die Meisterschaft mit". Das sagt Fred Rutten, Trainer von Schalke 04, und der muss es wissen.

Abwehr hält Vergleichen stand

Und es gibt gute Gründe, dem VfL den Platz ganz oben zuzutrauen. Wolfsburg ist mit sechs Siegen und einem Unentschieden die beste Mannschaft der Rückrunde. Keine Spur von Unerfahrenheit, vielmehr scheint es, als habe das Team nur eine halbe Saison gebraucht, um sich richtig einzuspielen. Denn immerhin hatte Magath seit der Sommerpause noch mehrere neue Leistungsträger eingebaut.

Dennoch bekräftigte Magath, in Personalunion Cheftrainer und Sportdirektor des Vereins, am Sonntag bei "Premiere" nochmals: "Die Mannschaft ist nicht zusammengestellt, um dieses Jahr Meister zu werden."

Die Abwehr ist mit 31 Gegentreffer genauso stabil wie jene des FC Bayern und nur leicht anfälliger als die des Spitzenreiters aus Berlin (27).

Das Top-Duo der Liga

Das Prunkstück des VfL ist allerdings der Angriff. Grafite hat nunmehr in 15 Spielen 17 Tore erzielt. Kaum auszudenken wo Wolfsburg stehen würde, wenn der Brasilianer alle Partien für die "Wölfe" bestritten hätte.

Gegen Schalke hatte Grafite sechs Torschüsse und für einen Stürmer eine hohe Quote von 50 Prozent gewonnener Zweikämpfe - und war mit seinen drei Toren der Spieler des Abends. Sein Sturmpartner Edin Dzeko steht ihm in nichts nach, arbeitet viel effizienter als noch vor einem Jahr. Der Bosnier erzielte in den letzten sechs Partien stolze acht Tore, von denen vier den "Wölfen" einen Sieg bescherten.

Aktuell gibt es also keinen besseren Angriff und wohl auch keine bessere Mannschaft. Warum also das Thema weiter verschweigen?

Magath macht die Hintertür auf

Grafite sagt lediglich: "Wir wollen im nächsten Jahr international spielen, und da sind wir auf einem guten Weg". Einmal hat er sich kurz hinreißen lassen, die Meisterschaft als schwierig, aber möglich zu bezeichnen. Er ist der Einzige: Kein Wolfsburger Spieler hat bisher öffentlich über diese Chance geredet.

In den nächsten Wochen stehen die Profis auf dem Prüfstand, die "Wölfe" empfangen nämlich hintereinander die Konkurrenten Bayern München, Bayer Leverkusen und 1899 Hoffenheim.

"Sollten wir danach immer noch so weit oben stehen wie jetzt, dann kann man überlegen, ob man die Zielsetzung nicht korrigiert", hält sich Magath auch ohne das Wort "Meisterschaft" eine Hintertür offen...

Christoph Leischwitz