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Claus-Dieter Wollitz trainiert aktuell den VfL Osnabrück in der 3. Liga
Claus-Dieter Wollitz trainiert aktuell den VfL Osnabrück in der 3. Liga

"Die Situation blockiert die Spieler"

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München - Neben dem 1. FC Kaiserslautern steht am Samstag ein weiterer Traditionsverein als direkter Absteiger fest: Hertha BSC oder der 1. FC Köln. Den "Sieger" dieses Fernduells am 34. Spieltag kann auch noch der Abstieg ereilen, es besteht aber auch die Chance auf die Rettung über den Umweg Relegation. Im bundesliga.de-Interview schätzt Claus-Dieter Wollitz, der bei beiden Clubs aktiv war, die Lage ein.

bundesliga.de: Herr Wollitz, der Abstiegskampf spitzt sich am letzten Spieltag zu: Hertha BSC und der 1. FC Köln, zwei Vereine, für die Sie auch schon gespielt haben, kämpfen noch um den Relegationsplatz, Wie bewerten Sie die Situation vor dem Finale?

Claus-Dieter Wollitz Für beide Vereine ist das natürlich richtig ärgerlich, in diese Situation geraten zu sein. Und am letzten Spieltag spielen viele Faktoren eine Rolle. Wer seine Nerven in den Griff bekommt, wird auf jeden Fall die besseren Chancen haben, das kurzfristige Ziel, die Relegation, zu erreichen. Köln hatte ja vor dem Spiel in Freiburg noch das Ziel, den direkten Klassenerhalt zu schaffen.

bundesliga.de: Beide Teams schienen nach der Hinrunde schon aus dem Gröbsten raus, doch nach der Winterpause ging es immer tiefer in den Keller. Wo sehen Sie die Ursachen?

Wollitz: Generell muss man sagen, dass es Traditionsvereine schwerer haben. Mannschaften wie Augsburg oder Freiburg wussten vom 1. Spieltag, dass es nur gegen den Abstieg geht. Und sie haben nicht den enormen Druck wie Hertha oder Köln, die nach der Winterpause in eine Negativspirale gekommen sind, aus der sie nicht mehr herausfanden. Man liest dann immer Zitate, "sie wollen nicht", oder "sie kämpfen nicht" - aber ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein Spieler nicht will. Aber manchmal blockiert die Situation die Spieler - und man hat nur das Gefühl, sie würden nicht alles geben.

bundesliga.de: Es ist in erster Linie also ein mentales Problem?

Wollitz: Es ist ein enormer Druck, der durch die sehr komplizierte Situation gegeben ist. Und wie gesagt: Die Traditionsteams müssen dabei einem noch größeren Druck standhalten. Augsburg hatte dagegen vor der Saison keiner auf der Rechnung, sie konnten also befreit aufspielen - und haben sich am 33. Spieltag gerettet. Das ist ein großer Unterschied.

Bundesliga.de: Köln und Berlin sind zwei Medienstädte. Spielt das auch eine Rolle, im Vergleich zu den vergleichsweise beschaulichen Städten wie Augsburg oder Freiburg?

Wollitz: Das kann man so sagen - ich habe ja beide Vereine selbst als Spieler erlebt. Das ist schon extrem, was da teilweise hinein interpretiert wird. Manchmal gibt es halt Entwicklungen während einer Saison, wo man nicht das Optimale herausholt. Und wenn du dann in dieser Spirale bist, dann ist es nur ganz schwer da wieder herauszukommen, weil von den Medien alles auseinander genommen wird, was nur auseinander genommen werden kann.

bundesliga.de: Beide Vereine haben in der Rückrunde noch einmal einen Trainerwechsel unternommen, der allem Anschein nach nicht viel bewirkte. Warum hat es diesmal Ihrer Meinung nach nicht funktioniert, die Wende herbeizuführen?

Wollitz: Das kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. In Freiburg hat es ja beispielsweise funktioniert. Der FC Ausgburg hatte sich von vornherein positioniert und gesagt, dass man in jedem Fall am Trainer festhalten würde. Vielleicht ist es ja die bessere Strategie, so zu verfahren. Andererseits: Wenn du so unter Druck stehst und in einer extremen Situation steckst, dann versuchst du jeglichen Strohhalm zu ergreifen.

bundesliga.de: Es gibt also kein Patentrezept, oder?

Wollitz: Nein. Wenn man sich die Situation in der 2. Bundesliga ansieht, dann stellt man fest, dass alle Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte den Trainer gewechselt haben - es aber nur in Ingolstadt und beim FSV Frankfurt funktioniert hat.

bundesliga.de: Am letzten Spieltag empfängt der 1. FC Köln den FC Bayern und Hertha BSC muss gegen 1899 Hoffenheim ran: Wer hat die bessere Ausgangsposition?

Wollitz: Ich glaube, dass die Ausgangslage für beide Vereine nicht so einfach ist. Bayern München hat im letzten Spiel die Verpflichtung und Verantwortung alles zu geben. Und bei Hoffenheim gibt es ohnehin die Konstellation, dass der ehemalige Aufstiegstrainer auf seine alten Spieler trifft und sich nicht nachsagen lassen willl, dass er nicht alles gegeben hat.

bundesliga.de: Sie wollen sich also lieber nicht festlegen?

Wollitz: Es könnte sein, dass Hertha einen kleinen Vorteil hat. Irgendwann gewinnen die mal zuhause. Warum nicht am letzten Spieltag? Andererseits hat Köln das phantastische Publikum im Rücken. Ich kann nur sagen: Ich gönne keinem den Abstieg! Es kostet so viel Substanz, wenn man abgestiegen ist, sich dann wieder nachhaltig in der Bundesliga zu etablieren.

bundesliga.de: Wenn Sie mal vorausschauen auf die Relegation - wer hat prinzipiell Vorteile: der Bundesligist oder der Zweitligist?

Wollitz: Wenn es wirklich zum Duell zwischen Köln und Düsseldorf kommen sollte, dann glaube ich, dass beide Teams eine 50:50-Chance haben werden, weil es ein Derby ist. Sollte es Hertha schaffen, wäre es noch ein positiver Trend, weil sie schon abgeschlagen schienen. Da würde ich die Vorteile sogar bei den Berlinern sehen.

Das Gespräch führte Johannes Fischer