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Klaus Toppmöller trainierte zuletzt die Nationalmannschaft Georgiens
Klaus Toppmöller trainierte zuletzt die Nationalmannschaft Georgiens

"Die Realität hat die Eintracht eingeholt!"

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München - Klaus Toppmöller ist einer der erfahrendsten Bundesligatrainer. Mit Eintracht Frankfurt sorgte er in der Saison 1993/94 mit Stars wie Yeaboah und Okocha für Furore. Bayer Leverkusen erlebte unter seiner Führung 2002 die beste Saison seiner Geschichte, als die "Werkself" sowohl in der Bundesliga, als auch im DFB-Pokal und der Champions League Platz 2 belegte. Im Gespräch mit bundesliga.de spricht Toppmöller über die Flaute bei Frankfurt, Leverkusens Höhenflug, die Personalie Michael Ballack sowie den Kampf um die Meisterschaft.

bundesliga.de:Herr Toppmöller, Ihr Ex-Club Eintracht Frankfurt ist toll in die Saison gestartet, hat seit dem Rückrundenstart aber eine Dürreperiode zu überstehen. Woran liegt es?

Klaus Toppmöller: Ich habe vor der Rückrunde schon gesagt: Frankfurt gehört von der Klasse her zwischen Platz 8 und 12. Michael Skibbe hat am Anfang sehr gute Arbeit gemacht, aber die Realität hat die Eintracht mittlerweile schon wieder eingeholt. Das muss man von der Qualität her objektiv sehen.

bundesliga.de: Seit Michael Skibbe seinen Vertrag verlängert hat, konnte die Eintracht nicht mehr gewinnen. Inwiefern sehen Sie da einen Zusammenhang?

Toppmöller: Das spielt gar keine Rolle. Sie haben sehr viele Spiele in der Hinserie glücklich gewonnen. Jetzt kippt das genau ins Gegenteil: Zuerst wurden Spiele gewonnen, die normalerweise verloren gehen und jetzt werden Spiele verloren, die sie in der Hinserie wahrscheinlich gewonnen hätten.

bundesliga.de: Theofanis Gekas erzielte 14 der 24 Eintracht-Tore, hat aber im Jahr 2011 noch nicht getroffen. Inwiefern die Mannschaft allgemein zu abhängig davon, ob ihr Torjäger in Form ist?

Toppmöller: Der Torjäger ist ebenso abhängig von seinen Mitspielern. In der Hinrunde ist er gut bedient worden, aber da haben sie auch das Quäntchen Glück gehabt. Gekas ist erwiesenermaßen ein Top-Torjäger und er wird mit Sicherheit auch wieder treffen. Ich sehe das nicht so dramatisch, man muss sich da keine Sorgen machen.

bundesliga.de: Wo, denken Sie, wird die Eintracht am Saisonende landen?

Toppmöller: Von der Qualität her haben die Frankfurter mit dem Abstieg sicherlich nichts zu tun - aber auch nicht mit ganz oben. Da haben ja schon einige geträumt, dass vielleicht international gespielt werden kann. Vor einem halben Jahr kam noch eine große Euphorie auf - diese Euphorie war aber in keinster Weise gerechtfertigt. Es wird ein Platz im Mittelfeld zwischen 8 und 12 werden.

bundesliga.de: Bayer Leverkusen, mit denen Sie in der Saison 1999/2000 mit drei Vizetiteln mächtig für Furore sorgten, spielt eine starke Saison. Was trauen Sie dem Team in der Meisterschaft zu?

Toppmöller: Leverkusen sollte man auf keinen Fall abschreiben. Sie werden auf jeden Fall in die Champions League kommen, das ist für mich ganz sicher. Ich hatte sie schon vor der Saison auf der Rechnung für ganz oben, vielleicht sogar für die Meisterschaft. Ich erwarte, dass die Dortmunder in München verlieren. Wenn die Leverkusener dann noch mal so einen richtigen Lauf kriegen und Michael Ballack wieder richtig fit ist, ist vieles möglich. Sie werden auf jeden Fall ganz vorne landen.

bundesliga.de: Der Meisterschaftskampf bleibt also spannend?

Toppmöller: Dortmund, Leverkusen und Bayern werden das unter sich ausmachen, die werden da nichts mehr anbrennen lassen. Dortmund ist der Favorit - ich würde sagen, zu 70 Prozent sind sie der nächste Meister. Darauf wetten würde ich allerdings nicht. Es gibt nach wie vor eine minimale Möglichkeit für Bayern oder Leverkusen auf den Titel. Das sind zwei Mannschaften, die die ganze Runde durchziehen können, ohne einen einzigen Punkt abzugeben.

bundesliga.de: Sie erwähnten Michael Ballack. Unter Ihnen war der Nationalmannschaftskapitän damals absoluter Führungsspieler, während er unter Jupp Heynckes im Moment nur Joker ist. Wie sehen Sie diese Personalie?

Toppmöller: Ballack wurde geholt, um Titel zu gewinnen. Er hat jetzt eine schwierige Phase zu überstehen nach seiner Verletzung. Jupp Heynckes will ihn langsam heranführen und wird ihn im richtigen Moment dann auch bringen. Am Wochenende gegen Stuttgart war es ja auch so: Ballack kam und Leverkusen gewann noch 4:2. Er wird mit Sicherheit noch eine ganz wichtige Rolle spielen.

bundesliga.de: Kann Leverkusen die Europa Leauge gewinnen und dort zusätzliches Selbstvertrauen für die Bundesliga sammeln?

Toppmöller: Absolut, ja. Wenn alle fit bleiben, hat Leverkusen sicherlich sehr gute Chancen, auch in der Europa League sehr, sehr weit zu kommen, oder sie sogar zu gewinnen.

bundesliga.de: Könnte sich die Doppelbelastung aus der Europa League als Nachteil für die Aufgaben in der Bundesliga herausstellen?

Toppmöller: Das sehe ich auch so, das könnte ein kleiner Nachteil sein, wobei Dortmund eigentlich schon so weit weg ist, das jeder ohnehin damit rechnet, dass sie schon Meister sind. Ich sage da nur: Abwarten!

bundesliga.de: Der BVB scheint aber sehr stabil.

Toppmöller: Die Dortmunder haben sicherlich eine hervorragende Mannschaft, von der Qualität her. Die Jungs, die da spielen, sind alles Riesenfußballer. Von Mario Götze angefangen über Nuri Sahin, der für mich schon absolute Weltklasse ist. Dazu Leute wie Kevin Großkreutz und die sichere Abwehr um Mats Hummels; vorne treffen die Stürmer - der BVB steht völlig zu Recht oben.

bundesliga.de: Die Saison geht in die heiße Phase und bei vielen Mannschaften aus den unteren Tabellenregionen stellt sich früher oder später die Trainerfrage. Rechnen Sie schon mit vielen Anfragen?

Toppmöller: Nein, die Bundesliga habe ich ehrlich gesagt abgehakt.

bundesliga.de: Wen trifft es am Ende im Tabellenkeller?

bundesliga.de: Ich habe schon in der Hinrunde gesagt, dass eine von den etablierten Mannschaften definitiv absteigt. Ob nun Stuttgart, Bremen oder Wolfsburg. Weil Mannschaften wie Mainz, Freiburg und Hannover, bei denen jeder damit gerechnet hat, dass sie ganz unten stehen, auf einmal oben mit dabei sind. Die fallen im Abstiegskampf komplett weg. Deshalb muss einer von den "Großen" runter.


Das Gespräch führte Christoph Gschoßmann