Holger Hieronymus ist stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH
Holger Hieronymus ist stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH

"Die Nachwuchsarbeit trägt schon länger Früchte"

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Nach der U 17 und der U 19 hat auch die U-21-Nationalmannschaft die Europameisterschaft gewonnen. Diese Erfolge zeigen, dass die Nachwuchsarbeit in Deutschland funktioniert.

Vor allem auch seit die DFL den Betrieb eines Leistungszentrums für den Nachwuchs in den Lizenzauflagen verankert hat.

In der abgelaufenen Saison setzte der deutsche Profifußball wieder gezielt auf Talente aus dem eigenen Nachwuchs. Mehr als 150 junge Spieler, die im Alter zwischen 15 und 21 Jahren vom Club ausgebildet wurden und als so genannte Local Player gelten, standen bei den 36 Vereinen und Kapitalgesellschaften des Ligaverbandes unter Vertrag. Insgesamt waren es 90 in der Bundesliga und 65 in der 2. Bundesliga.

bundesliga.de sprach mit Holger Hieronymus, DFL-Geschäftsführer Spielbetrieb, über die Nachwuchsarbeit im Ligaverband.

bundesliga.de: Herr Hieronymus, wie bewerten Sie den Titelgewinn der U 21 in Schweden?

Holger Hieronymus: Das ist ein großartiger Erfolg. Ähnlich wie die A-Nationalmannschaft hat die U 21 bewiesen, dass sie eine Turniermannschaft ist und sich steigern kann. Im Finale hat das Team die beste Leistung bei dieser EM gezeigt und damit auch verdient gegen England gewonnen.

bundesliga.de: Für den deutschen Fußball-Nachwuchs war dieser Titel schon der dritte innerhalb kürzester Zeit. Auch die U 17 und die U 19 wurden Europameister. Werden die Bemühungen und Investitionen der Vereine damit endlich belohnt?

Hieronymus: Die Nachwuchsarbeit trägt schon länger Früchte. Viele Spieler haben inwischen den Sprung in die Profikader der Clubs geschafft. So hat der EM-Kader der U 21 mit seinen 23 Spielern insgesamt schon 1.395 Einsätze in der Bundesliga und der 2. Bundesliga verbucht. Mit den EM-Titeln der U 17, U 19 und jetzt der U 21 ist der Erfolg im Nachwuchsbereich natürlich noch einmal greifbarer geworden. Ich verstehe sie auch als Motivation für die Talente, die jetzt nachrücken.

bundesliga.de: Inwieweit ist die Lizenzauflage der DFL für die Proficlubs, ein Leistungszentrum zu betreiben, an der Entwicklung des Nachwuchses beteiligt?

Hieronymus: In den vergangenen Jahren haben unsere Clubs sehr erfolgreiche Nachwuchsarbeit geleistet. Dadurch, dass die DFL den Betrieb eines Leistungszentrums für den Nachwuchs in den Lizenzauflagen verankert hat, wurde diese weiter professionalisiert, so dass heute alle Clubs des Ligaverbandes erfolgreich in die Ausbildung der Jugend investieren. Mit der Zertifizierung dieser Leistungszentren haben wir noch einmal einen Sprung nach vorne gemacht und sorgen somit für eine Nachhaltigkeit in der Nachwuchsarbeit. Das halte ich für wesentlich.

bundesliga.de: Inzwischen werden die Leistungszentren regelmäßig zertifiziert. Was war für die DFL der Antrieb zu dieser Maßnahme?

Hieronymus: Die DFL hat sich schon lange vor der Zertifizierung mit dem Thema Nachwuchsarbeit beschäftigt und sich die Frage gestellt, worauf es eigentlich ankommt. Den Clubs ist klar geworden, dass zum Beispiel auch der außersportlichen und medizinischen Versorgung Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.

bundesliga.de: In der Saison 2007/08 haben die 36 Clubs des Ligaverbandes 69 Millionen Euro in die Leistungszentren investiert. Wie sehen Sie die Entwicklung im finanziellen Bereich?

Hieronymus: Die Investitionen waren vielerorts sehr hoch. Aber viele Clubs mussten die Grundvoraussetzungen erst einmal schaffen, so dass die derzeitigen Ausgaben für diese Clubs nicht in dem Verhältnis weiter ansteigen werden, wie in den vergangen Jahren seit 2002.

bundesliga.de: Auf der einen Seite stehen die Ausgaben, auf der anderen der Ertrag. Dieser lässt sich vor allem durch den Einsatz der jungen Spieler im Profikader messen. Mit der Local-Player-Förderung ist festgelegt, dass mindestens vier Spieler eines Profikaders auch im Verein ausgebildet worden sind. Funktioniert dieses System?

Hieronymus: Für die Zertifizierung ist diese Regelung ein wesentliches Instrument, um Seriosität im Thema Nachwuchsförderung einzufordern. Denn ein Leistungszentrum soll nicht einfach nur betrieben werden, sondern es soll auch erfolgreich sein. Das bildet sich dann in der Local-Player-Regelung ab. Diese Regelung ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

bundesliga.de: Die DFL arbeitet also weiter an einer nachhaltigen Entwicklung?

Hieronymus: Ja, natürlich. Die DFL setzt sich in internationalen Gremien wie in der Vereinigung der europäischen Profifußballligen (EPFL) dafür ein, einen Schutzmechanismus für die Clubs zu installieren, die erhebliche finanzielle Mittel in eine qualitativ hochwertige Ausbildung ihrer Nachwuchsspieler investieren. Diese Clubs sollen auch den ersten Vertrag mit diesen Spielern abschließen können. Somit möchten wir verhindern, dass die Clubs um die Früchte ihrer Ausbildungsarbeit gebracht werden.

bundesliga.de: Wird es in der näheren Zukunft weitere Veränderungen geben?

Hieronymus: Durch die Zertifizierung wissen die Clubs genau, worauf es ankommt. Es wurde bislang eine sehr gute Arbeit geleistet und das hat sich in der Vergabe von Sternen für die Leistungszentren niedergeschlagen. Aber darauf dürfen sich die Vereine nicht ausruhen. Die Zertifizierung wird 2010 in die nächste Runde gehen. In der Zwischenzeit arbeitet die DFL zusammen mit dem DFB und unserem Partner Foot Pass an einem Best Practice- Handbuch, um den Clubs für die Entwicklung dieser Leistungszentren beziehungsweise ihrer nachhaltigen Talentförderung eine Hilfestellung zu geben.

Das Gespräch führte Michael Reis