Raphael Schäfer wartet mit dem 1. FC Nürnberg weiter auf den ersten Saisonsieg
Raphael Schäfer wartet mit dem 1. FC Nürnberg weiter auf den ersten Saisonsieg

"Die Mannschaft lebt, kämpft und rackert"

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Nürnberg - Als die meisten Feldspieler längst unter der Dusche waren, trat der Kapitän des 1. FC Nürnberg vor die Mikrofone. Raphael Schäfer muss fast immer Rede und Antwort stehen, wenn es Negativerlebnisse zu kommentieren gibt. Wohl auch, weil es ihm meist gelingt, ein realistisches Bild der Situation zu zeichnen, ohne dabei in Fatalismus zu verfallen.

Nürnberger Angriffswucht

Auch nach dem 1:1 gegen den 1. FSV Mainz 05 blieb der Keeper gelassen - wohlwissend, dass ein Remis in der gegenwärtigen Situation einer Niederlage gleichkommt: "Die Mannschaft lebt, kämpft und rackert", sagte Schäfer. "Wir sind noch in keinem Spiel abgeschlachtet worden und sind weit davon entfernt aufzugeben." Man werde nun eben im nächsten Spiel versuchen, den ersten Dreier der Saison zu landen. Und auch auf Hannover 96 werde man sich so gewissenhaft wie irgend möglich vorbereiten.

Tatsächlich hatte Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek schon Tage vor dem Spiel eine genaue Vorstellung davon, wie die Mainzer spielen würden: Mit einer drangvollen Anfangsphase, so seine Prognose, würden die 05er probieren, ein Team zu überrollen, das im bisherigen Saisonverlauf als einzige europäische Erstliga-Mannschaft noch kein Spiel gewonnen hatte.

Es sollte anders kommen, schließlich ist Angriff die beste Verteidigung: Das Team, das stürmte, als gäbe es kein Morgen, war der FCN, der auch prompt zu zahlreichen Chancen kam und schon in der fünften Minute in Führung lag: Nach einer schönen Flanke von Hiroshi Kiyotake war Per Nilsson per Kopf zur Stelle. Auch danach berannte der FCN das Tor der Rheinhessen, zeigte im Mittelfeld einige sehenswerte Ballstafetten und kam auf beiden Außenbahnen immer wieder zur Grundlinie. Schon am Ende der ersten Halbzeit gab es 9:2-Ecken für die stürmischen Gastgeber zu verzeichnen.

Und auch wenn die Mainzer ab der 60. Minute besser ins Spiel kamen und nach dem 1:1-Ausgleich (Shinji Okazaki/75.) noch zwei gute Möglichkeiten hatten - dass die Enttäuschung der Nürnberger grenzenlos war, konnte der neutrale Beobachter gut nachvollziehen. "Wir haben super gespielt und gezeigt, dass wir richtig gut Fußball spielen können", ärgerte sich Linksverteidiger Marvin Plattenhardt, "aber wir haben mal wieder nicht die Punkte geholt, die  wir uns verdient hätten." Das war umso ärgerlicher, als die Nürnberger tatsächlich eine Stunde lang defensiv wie offensiv überzeugt hatten.

Gelungener Systemwechsel

Dabei machte sich der Systemwechsel, den Trainer Gertjan Verbeek vorgenommen hatte, bezahlt. Im 4-4-2-System bekam Josip Drmic mit Daniel Ginczek in der vordersten Reihe einen torgefährlichen Kollegen zur Seite gestellt, der Schweizer rochierte dabei meist auf die rechte Außenbahn, wo er im Zusammenspiel mit Timothy Chandler immer wieder für Gefahr sorgte.

Herausragend auch die Unterstützung aus dem Mittelfeld, wo Adam Hlousek sowie Mike Frantz, Makoto Hasebe und Hiroshi Kiyotake ein klares Übergewicht im Mittelfeld hatten. Doch was nützt all das, wenn die nackten Zahlen eine solch grausame Bilanz ausweisen? Auch im 15. Ligaspiel in Folge blieb der "Club" sieglos - ein Ligarekord, mit dem die Franken 1860 München (1977/78) und den MSV Duisburg (1994/95) überrunden.

Doch das sind Statistiken, die sie in Nürnberg gar nicht zu ernst nehmen wollen, wie Trainer Gertjan Verbeek betonte: "Ich habe gesagt, dass wir in den letzten drei Spielen sechs Punkte holen wollen. Wir können aber immer auch sieben holen."

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf