Die leibhaftige Torfabrik

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Gelsenkirchen - Als am vergangenen Dienstag der Wechsel von Klaas-Jan Huntelaar zum FC Schalke 04 über den Ticker lief, blieb für die Fans kaum Zeit zum Luftholen. Denn beinahe zeitgleich vermeldeten die "Knappen" auch die Transfers von Nicolas Plestan und Jose Manuel Jurado - und weckten damit Hoffnungen, nach dem verpatzten Saisonstart schnell wieder auf Kurs zu kommen.

Dabei versetzte gerade der Huntelaar-Deal die Gelsenkirchener, die mit zwei Niederlagen denkbar schlecht in die Saison gestartet sind, in regelrechte Euphorie. Doch warum setzen die "Knappen" so große Hoffnungen in den neuen Stürmer? bundesliga.de begibt sich auf die Suche nach den fußballerischen Wurzeln des Niederländers und belegt dessen unfehlbaren Torinstinkt, der ihn sogar in seiner schweren Zeit bei Real Madrid und dem AC Mailand nicht verließ.

Frühe Empfehlung für die Ehrendivision

Die erste Kostprobe seines Talents gab der damals 20-Jährige in der zweiten niederländischen Liga. Im Trikot des AGOVV Apeldoorn wurde Huntelaar Torschützenkönig der "Jupiler League", bevor er zum SC Heerenveen wechselte. In der Ehrendivision ging der rasante Aufstieg des Klaas-Jan Huntelaar ungebremst weiter. In eineinhalb Jahren erzielte er 33 Treffer in 46 Spielen und weckte damit die Begehrlichkeiten der großen Clubs.

So verwunderte es nicht, dass sich Ajax Amsterdam in der Winterpause 2005/06 die Dienste des torhungrigen Angreifers sicherte. Und Huntelaar machte einfach da weiter, wo er in Heerenveen aufgehört hatte: 71 Treffer in 82 Spielen lautete seine beeindruckende Bilanz nach zweieinhalb Jahren beim niederländischen Rekordmeister.

Lehrjahre im Ausland

Insgesamt traf Huntelaar in der Ehrendivision in 107 Spielen 94 Mal - eine Traumquote, die ihm 2006/07 die Ehrung zum "Weltbesten Torjäger" einbrachte. Bei diesen Zahlen war es nur eine Frage der Zeit, bis Europas Topclubs bei Huntelaar anklopfen würden. Und so zog es den "Hunter" in der Winterpause 2008/2009 zu Real Madrid, wo er jedoch nicht glücklich wurde. Zwar gelangen ihm auch bei den "Königlichen" acht Treffer in 20 Partien, doch nur fünf davon spielte Huntelaar durch.

In dieser Zeit machte er bereits Bekannschaft mit seinem jetzigen Mannschaftskollegen Raul, mit dem er durchaus harmoníerte. In den beiden Spielen gegen Sporting Gijon und Real Betis Sevilla erzielte das spanisch-niederländische Duo sieben Treffer (Raul vier, Huntelaar drei). Verständlich, dass sich der 27-Jährige auf das Wiedersehen mit dem Spanier freut.

"Raul und ich - das passt"

"Es ist einfach nur super, mit ihm zusammen zu spielen. Wir verstehen uns sehr gut. Raul und ich - das passt. Wir können der neue Traum-Sturm der Bundesliga werden. Aber dazu müssen wir zusammen spielen. Und darüber entscheidet allein der Trainer", sagte Huntelaar in der "Bild".

Bereits nach einem halben Jahr verließ der Stürmer Real Madrid wieder, um sein Glück in der Serie A zu versuchen. Beim AC Mailand erging es ihm jedoch nicht besser, und er musste sich mit sieben Toren in 25 Spielen begnügen. Was auf den ersten Blick nicht unbedingt als Referenz eines internationalen Top-Torjägers aussieht, erscheint bei genauerem Betrachten in einem anderen Licht. Denn Huntelaar bestritt im Trikot der "Rossoneri" lediglich zwei Partien über die volle Distanz und musste sich mit der Dauerrolle eines Edel-Jokers begnügen.

Eingebaute Torgarantie

In der Summe erzielte Huntelaar in seiner Zeit bei Real und Milan alle 145 Minuten einen Treffer - für einen angeblich "Gescheiterten" durchaus beachtlich. Zum Vergleich: Würde der Niederländer in den verbleibenden 32 Bundesligaspieltagen durchspielen und eine derartige Quote aufweisen, hätte er am Ende 20 Treffer auf seinem Konto.

Und auch in der Nationalmannschaft erwies er sich als zuverlässiger Torschütze. In 37 Länderspielen netzte Huntelaar 19 Mal ein. Zuletzt steuerte er beim 5:0-Sieg der "Elftal" im EM-Qualifikationsspiel gegen San Marino gleich drei Treffer bei. Zuvor war er bei der WM in Südafrika über die Rolle des Ersatzmannes nicht hinausgekommen. Die Rolle des "Jokers" ist für ihn auf Schalke nicht angedacht. "Ich freue mich auf Klaas-Jan", sagt Schalkes Chefcoach Felix Magath und prophezeit: "Er wird uns weiterhelfen."

Johannes Fischer