Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Die Bayern um David Alaba (2.v.r.) und Mario Götze (r.) feiern in Mainz, aber nicht die Meisterschaft. Dabei hatten die Rheinhessen lange gut mitgehalten und waren 5 Kilometer mehr gelaufen
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Die Bayern um David Alaba (2.v.r.) und Mario Götze (r.) feiern in Mainz, aber nicht die Meisterschaft. Dabei hatten die Rheinhessen lange gut mitgehalten und waren 5 Kilometer mehr gelaufen

Die Korken bleiben noch drin

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München - Die Party wird vertagt. Noch ist die schnellste Meisterschaft in der 51-jährigen Bundesliga-Geschichte nicht unter Dach und Fach. Bayerns Meister-Champagner muss noch mindestens bis zum Gastspiel am Dienstag in Berlin gekühlt werden. Dortmund und Schalke schießen sich derweil fürs Revierderby warm und beim Abstiegsgipfel in Stuttgart steht die Stevens'sche Null. Die Highlights des Spieltags.

Bis zur 82.Minute ging Thomas Tuchels Matchplan voll auf. "Wir wollen die große Chance nutzen, frech und mutig auftreten und unser Herz in die Hand nehmen", hatte der Mainzer Coach vor der Partie angekündigt. Gesagt, getan. Die Rheinhessen sorgten mit aggressivem Pressing und teilweise einer Fünfer-Abwehrkette dafür, dass Bayerns Pass-Maschinerie nicht wie gewohnt zur Entfaltung kommen konnte. Insgesamt liefen die Gastgeber fünf Kilometer mehr (120,2) als der Gegner (115,2) -  am Ende ging dann doch die Luft aus. Immerhin, so lange wie Mainz blieb in dieser Saison keine andere Mannschaft ohne Gegentor gegen die Bayern.

Boateng: "Schön, dass wir in Berlin Meister werden können"

"In Mainz sind Siege immer hart erkämpft. Es war nicht einfach in der ersten Halbzeit. Aber am Schluss wurden sie müde", sagte Bastian Schweinsteiger, der mit seinem Treffer zum 1:0 das Abwehr-Bollwerk brechen konnte. Nach dem 18. Sieg in Serie und mittlerweile 51 ungeschlagenen Partien hintereinander hat es der Triple-Sieger am kommenden Spieltag endgültig selbst in der Hand, die 24. Meisterschaft (die 23. seit Bestehen der Bundesliga) in Rekordzeit perfekt zu machen, egal wie die Konkurrenz spielt (Tabelle). In der vergangenen Saison hatten sich die Bayern am 28. Spieltag die Schale gesichert.

"Wann wir Meister werden, ist uns relativ egal. Wir wollen unseren Rhythmus hochhalten", so Schweinsteiger. Für Jerome Boateng könnte es in drei Tagen besonders emotional werden. "Es ist wunderschön, dass wir in Berlin Meister werden können - dort, wo für mich alles angefangen hat", so der ehemalige Herthaner.

"Heute bin ich einfach zufrieden, dass wir gewonnen haben gegen einen der härtesten Gegner der Saison. Jetzt fehlt uns nur noch ein Sieg. Wir haben es in der Hand, am Dienstag in der Hauptstadt Deutscher Meister zu werden", so Pep Guardiola. Geht es nach Matthias Sammer, besteht daran wohl kaum noch ein Zweifel: "Einen solchen aggressiven Gegner wie Mainz haben wir gebraucht, damit aus gut wieder sehr gut wird, damit wir von 97 auf 100 Prozent kommen."

BVB laufstärkstes Team des Spieltags

Dortmund und Schalke rüsten sich derweil für den Showdown um Platz 2. Die Schwarz-Gelben haben nach zwei Pflichtspielniederlagen durch das 3:0 in Hannover wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden - mit dem praktisch letzten Aufgebot. "Wichtig war, dass wir während des gesamten Spiels ruhig geblieben sind. Unsere Leistung war seriös und hochprofessionell", zeigte sich Trainer Jürgen Klopp zufrieden. Mit 123,2 Kilometern lieferte seine Elf die beste Laufleistung des Spieltags ab. Top-Torjäger Robert Lewandowski, der mit einem Traum-Solo das 2:0 besorgte und in 25 Spielen an 25 Toren seines Teams beteiligt war, freut sich nun auf das große Nachbarschaftsduell. "Ich bin bereit für das Derby. Jetzt wollen wir zuhause drei Punkte holen und uns Platz 2 sichern."

Königsblau indes fühlt sich  in der Verfolger-Rolle wohl. "Es ist gut, der Jäger zu sein, schließlich haben wir den Hunter", meinte Kevin-Prince Boateng in Anspielung auf die derzeit bestechende Form von Stürmer Klaas-Jan Huntelaar (Interview), der auch beim 3:1 gegen Braunschweig wieder einnetzte, sein 10. Tor im 11. Saisonspiel. Auch Schalkes Youngster machen derzeit richtig Spaß. Allen voran Leon Goretzka, der unter der Woche noch eine Vor-Abi-Klausur in Biologie meistern musste. Der 19-Jährige war an allen drei Toren beteiligt. Das 1:0 selbst erzielt, den Freistoß zum 2:0 herausgeholt und das 3:1 eingeleitet. Insgesamt gab Schalke 32 Torschüsse ab und egalisierte damit den Saisonrekord des BVB (Splitter).

Stevens: "Wie in der Kreisliga"

Am anderen Ende der Tabelle regierte Im Abstiegsduell zwischen Stuttgart und dem Hamburger SV über weite Strecken die nackte Angst. "Es gab Momente, die wie Kreisliga waren“ meinte VfB-Coach Huub Stevens ob der teilweise haarsträubenden Fehler beider Teams. Was zählt: der VfB hat das laut Kapitän Christian Gentner "schlechteste Spiel seit Ewigkeiten" zu Null gewonnen, die Serie von zehn sieglosen Spielen in Folge gestoppt und Stevens` Ex-Club  HSV überholt (Nachbericht VfB-HSV).

Eine ungewohnte Situation für die Schwaben. "Wir wussten gar nicht mehr, wie sich ein Sieg anfühlt. Ein ganz neues Gefühl in der Kabine", berichtete Keeper Sven Ulreich. Doch bevor auch in Stuttgart die Korken knallen, hat der VfB, so Torschütze Alexandru Maxim "noch acht Endspiele zum Klassenerhalt vor der Brust". Die Sektlaune dürfen sich derzeit nur die Bayern erlauben. 

Markus Hoffmann