Robert Koren (l.) beim Schuss zum 1:0-Siegtreffer der Slowenen
Robert Koren (l.) beim Schuss zum 1:0-Siegtreffer der Slowenen

Die "kleinen Drachen" spucken große Töne

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Nach ihrem ersten Sieg bei einer WM-Endrunde bildeten die Slowenen einen Kreis, nahmen Siegschütze Robert Koren in die Mitte und tanzten minutenlang ausgelassen auf dem Platz.

"Dieser Erfolg macht uns stolz", sagte Torjäger Milivoje Novakovic vom Bundesligisten 1. FC Köln nach dem 1:0 (0:0) im Außenseiterduell gegen Algerien in Polokwane und schürte im kleinsten Teilnehmerland der Fußball-WM vollmundig den Traum vom Achtelfinaleinzug: "Jetzt wollen wir am Freitag gegen die USA nachlegen."

Selbstbewusstsein pur

Wie schon seit ihrer Ankunft in Südafrika spuckten die "Zmajceki" - die "kleinen Drachen" - auch nach der Tabellenführung in der Gruppe C große Töne. Dass der Sieg in Polokwane im bislang schwächsten Spiel des Turniers glücklich war und nur durch einen schweren Patzer des algerischen Torhüters Fawzi Chaouchi (79.) begünstigt wurde - davon wollten die Slowenen nichts wissen.

"Die Psychologie hat eine große Rolle gespielt. Ich finde, dass wir besser mit dem Druck umgegangen sind und man meiner Mannschaft den Siegeswillen angemerkt hat", sagte Trainer Matjaz Kek, der zur Pressekonferenz von den mitgereisten heimischen Journalisten mit Beifall empfangen wurde und keck hinzufügte: "Wir haben verdient gewonnen."

Wenige Chancen für Bundesliga-Profis

Doch so war es beileibe nicht. Vor 30.325 Zuschauern hatten die Slowenen, die bei ihrer ersten WM-Teilnahme 2002 alle drei Spiele verloren hatten, mächtig Glück. Novakovic sowie sein Sturmpartner Zlatko Dedic vom VfL Bochum konnten sich nicht in Szene setzen und fielen nur durch Diskussionen auf dem Platz auf. Zumindest Kapitän Koren schätzte die Leistung richtig ein. "Algerien hat uns das Leben schwer gemacht, und bei meinem Tor hatte ich Glück", erklärte der Matchwinner vom englischen Zweitligisten West Bromwich Albion.

Korens goldenen Schuss aus 18 Metern zum 1:0 ließ Schlussmann Chaouchi über die Hände rutschen. Zuvor hatte Abdelkader Ghezzal nach einem unnötigen Handspiel die Gelb-Rote Karte gesehen (73.) und die Algerier unter den Augen ihres früheren Landsmanns und späteren französischen Weltmeisters Zinedine Zidane geschwächt.

Algerien macht sich ganz klein

Chaouchi entschuldigte sich nach seinem schweren Patzer bei den Mitspielern. "Es tut mir unsagbar leid", sagte der 32-Jährige, der ebenso wie Englands Keeper Robert Greene am Tag zuvor beim 1:1 der Three Lions gegen die USA zum Pechvogel wurde. Nationaltrainer Rabah Saadane nahm seinen völlig niedergeschlagenen Schlussmann in Schutz: "Es gibt keine Vorwürfe, Fehler passieren. Er ist unser bester Torhüter und wird auch gegen England zwischen den Pfosten stehen."

Saadane, der in Kapitän Anthar Yahia (Bochum), Karim Ziani (VfL Wolfsburg) und Karim Matmour (Borussia Mönchengladbach) auf drei Bundesliga-Profis vertraute, hakte den Einzug ins Achtelfinale so gut wie ab und sieht sein Team am Freitag in Kapstadt in krasser Außenseiterrolle: "Im Vergleich zu den Engländern sind wir doch ein kleines Licht", sagte Saadane.

Kritisch beurteilten beide Teams im Peter-Mokaba-Stadion den ungewohnten Untergrund, der aus einer Mischung aus Naturrasen und synthetischen Halmen besteht. "Auf diesem Belag muss man äußerst vorsichtig spielen", sagte Saadane. Koren sah in dem Untergrund, der erstmals bei einer WM vom Weltverband FIFA genehmigt wurde auch einen Grund für die vielen Abspielfehler: "Der Ball wird auf diesem Rasen sehr schnell."