Die Erwartungen gesprengt

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München - Mehr als ein Fünftel der Saison liegt hinter den 18 Bundesliga-Teams und die Spielzeit 2010/11 hat schon nach sieben Spieltagen für viele Schlagzeilen gesorgt.

Mit dem 1. FSV Mainz 05 steht ein Überraschungsteam an der Spitze der Tabelle, mit dem FC Schalke 04 und dem VfB Stuttgart grüßen zwei von den Fußball-Fans höher eingeschätzte Teams vom Tabellenende. Hannover 96 feiert den besten Saisonstart seiner Club-Geschichte und die Bundesliga freut sich über die neuen Stars der Spielzeit.

Grund genug, vor dem 8. Spieltag die Ereignisse der vergangenen Wochen zusammen mit mehreren Bundesligaspielern zu betrachten und einzuschätzen. Im zweiten von vier Teilen nimmt bundesliga.de Hannover 96 unter die Lupe.

96 plant weitere Überraschungen

Zu erwarten war der fulminante Start von Hannover 96 nicht, erst recht nicht nach so einer Spielzeit. Ganz vorsichtig formulierte Trainer Mirko Slomka die Zielsetzung nach der Zittersaison 2009/10, als 96 erst mit einem 3:0 am letzten Spieltag beim VfL Bochum den Klassenerhalt perfekt gemacht hatte: "Wir wollen möglichst schnell klarmachen, dass wir diesmal mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden", erklärte er.

In Ruhe arbeiten, das sei der Plan der Niedersachsen. Von Ruhe kann nun aber erneut keine Rede sein, denn dieses Jahr gibt es wieder Wirbel - allerdings in anderen Tabellenregionen und in anderer Form. Nach sieben Spieltagen stehen die "Roten" auf dem 3. Tabellenplatz, am Saisonende würde dieser Rang zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigen.

Dass es dabei wohl nicht auf Dauer bleiben wird, das ist den Beteiligten klar. "Ich glaube, dass wir uns im Mittelfeld der Tabelle halten werden", sagt Christian Schulz bei bundesliga.de, verdeutlich aber gleichzeitig: "Wir wollen noch für manch positive Überraschung sorgen."

"Haben spielerisch zugelegt"

Überrascht haben sie ihre Gegner in den ersten Spielen mit ihren überfallartigen Kontern. Das Erfolgsrezept der 96er war einfach. Slomka setzt auf eine sichere und flexible Defensive und zwei flinke Konter-Stürmer. Gerne verglich er seine Spiel-Philosophie mit jener der deutschen Nationalelf. Dank der torgefährlichen Mohammed Abdellaoue und Didier Ya Konan ging diese Taktik prächtig auf. Zusammen erzielten die beiden sieben der elf Hannover-Tore.

Mit den beiden Stürmern, die als "Schnäppchen" aus der norwegischen Liga kamen, verfügt das Team endlich über die Durchschlagskraft im Offensivspiel, die ihm in den Vorjahren trotz vieler prominenter Namen schmerzlich abging. Dazu kommen aufstrebende Talente wie Konstantin Rausch und Manuel Schmiedebach, die aus dem Nachwuchsteam ins erste Glied drängten und unbekümmert die Etablierten aufmischen.

"Wir sind fit, als Team schon gefestigt, haben spielerisch zugelegt", befindet Schulz deshalb. Und das, obwohl der Hoffnungsträger in diesem Bereich gleich beim Auftakt ausfiel. Mittelfeldallrounder Carlitos zog sich im ersten Saisonspiel einen Kreuzbandriss zu. Der eilig als Ersatz verpflichtete DaMarcus Beasley, vorher für die Glasgow Rangers aktiv, kam bislang über einen Kurzeinsatz nicht hinaus. Er brauche noch Zeit, sagt Sportdirektor Jörg Schmadtke. Die hat er, weil die Kollegen glänzen. So spielt Sergio Pinto beispielsweise einen mehr als soliden Part im Mittelfeld.

Probleme in der Innenverteidigung

Alles eitel Sonnenschein also in Hannover? Keinesfalls. Dass das Gebilde noch fragil und zu abhängig von Einzelspielern ist, wurde deutlich beim letzten Spiel gegen den FC St. Pauli. Ohne den verletzten Ya Konan setzte es eine Niederlage gegen die "Kiezkicker", die die 96er mit Ihrer eigenen Taktik schlugen. "Wir wollen und werden uns auch nach kleinen Ausrutschern wie dem 0:1 gegen St. Pauli nicht von unserem Weg abbringen lassen", sagt Schulz.

In diesem Spiel handelte sich Karim Haggui eine Rote Karte für eine Notbremse ein. Emanuel Pogatetz, der andere etatmäßige Innenverteidiger, fällt mit einem Muskelfaserereinriss im linken Hüftbeuger zwei bis drei Wochen aus. Und das ausgerechnet jetzt, wenn es am 8. Spieltag zum FC Bayern geht.

Für Hannovers Präsident Martin Kind ist das kein Grund zur Sorge. Er frotzelte bereits via "Bild" in Richtung Rekordmeister: "Gegen diese Bayern können wir eigentlich auch ohne Innenverteidiger spielen." Die Aussage tätigte Kind wohl mit einem Augenzwinkern - als Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins in Hannover darf man sie trotzdem werten.