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Die Erleichterung erarbeitet

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Bremen - Die Profis des SV Werder Bremen kamen nach dem Abpfiff in die Katakomben des Weser-Stadions, und jedem Einzelnen von ihnen war die tiefe Erleichterung anzusehen. "Bin ich froh, wenn diese Saison endlich vorbei ist", seufzte Keeper Tim Wiese. Geschäftsführer Klaus Allofs nahm sich einen Moment für sich alleine, blieb kurz auf der Treppe stehen und pustete einmal kräftig durch.

Die lähmende Abstiegsangst war abgefallen, die Bremer hatten mit dem 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund den Klassenerhalt gesichert. Nur Mikael Silvestre schlich in Richtung Kabine, mit einem Gesicht, als habe er gerade eine kalte Dusche abbekommen.

Muskelverletzung bei Silvestre

"Ich habe mich verletzt", sagte der Franzose kleinlaut und seine Enttäuschung war verständlich. Eine Muskelverletzung in der Leistengegend setzt Silvestre für 14 Tage außer Gefecht, das Saisonfinale in Kaiserslautern verpasst er nun.

Gerade jetzt wird der 33-jährige Außenverteidiger ausgebremst, wo es endlich gut für ihn im Bremer Spiel läuft. Und wo er gegen den Deutschen Meister seine bisher wohl beste Partie im Werder-Trikot gezeigt hatte. "Das ist sehr schade", bedauerte Silvestre und schob hinterher, "aber ob es mein bestes Spiel war, weiß ich gar nicht."

Der Routinier braucht Eingewöhnungszeit

Bescheiden ist er, und das ist eine Eigenschaft, der man nicht oft im Profigeschäft begegnet. Von den Mannschaftskollegen wird Silvestre geschätzt, und sie standen auch hinter ihm, als er mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Als Ersatz für den langzeitverletzten Sebastian Boenisch hatte Werder Silvestre für die linke Außenbahn geholt.

Doch die Erwartungen waren vielleicht etwas zu hoch an den Routinier, der bei Inter Mailand spielte und zehn Jahre bei Manchester United verbrachte, wo er zum französischen Nationalspieler avancierte und nicht nur zahlreiche Titel, sondern 2008 auch die Champions League gewann. Zuletzt hatte Silvestre bei Arsenal London unter Vertrag gestanden, doch dort hatte man ihn aussortiert.

Und das war vielleicht das Problem bei seinem Wechsel an die Weser, denn Silvestre war drei Monate lang ohne Engagement gewesen. Allein durch seinen Fitnessrückstand tat sich Silvestre schwer, konnte dem Team ad hoc nicht helfen.

Leistungssprung nach der Winterpause

Aufgeben kam für ihn jedoch nicht in Frage: "Ich hatte einen schweren Start, aber ich bin immer positiv geblieben und habe noch härter gearbeitet. Und ich habe versucht, besser zu verstehen, wie Werder spielt." Der Rückhalt seiner Frau und seiner drei Töchter war ihm wichtig, aber auch die Teamkollegen waren für ihn da und Trainer Thomas Schaaf sprach viel mit ihm. "Das war schon alles gut, aber man muss doch immer bei sich selbst anfangen", sagte Silvestre selbstkritisch.

Akribisch und konzentriert trainierte er, verschaffte sich die nötige Kondition und wurde seit der Winterpause mit einem deutlichen Leistungssprung belohnt. Nicht nur in der Defensive ist er nun verlässlich, auch im Bremer Angriffsaufbau ist Silvestre inzwischen mit eingebunden. "Ich habe jetzt mehr Verantwortung", freute er sich, "ich trete viele Ecken und Freistöße. Das ist toll."

Den "Riesendruck" vermieden

Wie toll konnte man in der fünften Spielminute eindrucksvoll sehen. Silvestre schlug einen Eckball von rechts, den Dortmunds Keeper Roman Weidenfeller nur nach oben wegfausten konnte. Über ein paar Stationen landete der Ball wieder bei Silvestre an der rechten Strafraumgrenze: Er zog direkt ab - und besorgte die Bremer Führung.

"Es ist toll, ein Tor gemacht zu haben", sagte er immer noch erstaunt, "ich hatte gar nicht damit gerechnet. Eigentlich wollte ich nur hinten absichern, falls die Dortmunder kontern. Der Ball fiel mir vor die Füße, und ich habe ohne groß nachzudenken einfach draufgehalten." Vom Jubel seiner Kollegen wurde Silvestre fast erdrückt, keine Frage, der Franzose ist in Bremen mittlerweile angekommen.

Umso mehr schmerzt nun die Verletzung im doppelten Sinne, doch Silvestre wird zumindest mental beim Saisonfinale dabei sein. "Wir wollten verhindern, dass wir mit Riesendruck nach Kaiserslautern fahren, und das ist uns gelungen", sagte er: "Ich bin sicher, dass sich die Jungs mit einer guten Leistung aus der Saison verabschieden werden."

Aus Bremen berichtet Petra Philippsen