Domi Kumbela traf zum 1:0-Endstand gegen Leverkusen und sorgte damit für den ersten heimsieg der Eintracht
Domi Kumbela traf zum 1:0-Endstand gegen Leverkusen und sorgte damit für den ersten heimsieg der Eintracht

Die Eintracht lebt

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Braunschweig - "Werdet zur Legende, kämpfen bis zum Ende..." peitschen die Eintracht-Fans die Spieler in jeder Partie nach vorne. Und nicht nur beim setzen die Spieler den Willen der Fans Woche für Woche um.

Bayer nur einmal gefährlich vor dem Tor

Fast fünf Kilometer mehr legten die Braunschweiger (119,3) als die Spieler der Werkself (114,5) zurück. Aber nicht nur dem Kampfgeist allein war ausschlaggebend für den ersten Heimsieg der Blau-Gelben nach 10.410 Tagen einst im Mai 1985.

Neben der kämpferischen Einstellung stimmte auch die taktische Disziplin. Der Champions-League-Teilnehmer fand kein Mittel gegen die massive Abwehr mit drei defensiven Mittelfeldspielern vor der Vierer-Abwehrkette.



Nur zu einem Torschuss kamen die Rheinländer über 90 Minuten innerhalb des Strafraums. Mitte der ersten Halbzeit ließ Daniel Davari einen Distanzschuss von Jens Hegeler nach vorn abprallen, bügelte seinen Fehler aber gegen den allein vor ihm stehenden Robbie Kruse umgehend wieder aus. Ansonsten konnte sich Braunschweigs Keeper bei Leverkusener Distanzschüssen auszeichnen und die Null festhalten.

Dass sich die Gastgeber nicht allein auf ihr Defensiv-Bollwerk verließen, zeigt ein Blick auf die Statistik. Immer wieder setzten sie zu gefährlichen Kontern an und hatten neben einem ausgelichenen Eckstoßverhältnis (4:4) auch die Mehrzahl der Torschüsse zu verzeichnen (17:16). Einen davon verwandelte Aufstiegsheld Domi Kumbela neun Minuten vor Ende der Partie zum umjubelten 1:0-Endstand.

Braunschweig glaubt an das Wunder



"Die Spieler haben die Defensiv-Taktik sensationell umgesetzt", lobte Torsten Lieberknecht dann auch folgerichtig nach der Partie, während Mannschaft und Fans im Stadion feierten, als habe Braunschweig soeben den Klassenerhalt geschafft.

Zumindest glauben sie an der Oker fest an das Wunder. "Was interessiert mich die Statistik", so Kevin Kratz zu bundesliga.de auf den Fakt angesprochen, dass in 50 Jahren Bundesliga noch nie eine Mannschaft die Klasse gehalten hat, die nach zehn Spieltagen gerade mal vier Punkte auf dem Konto hatte.

Besonderes Spiel für Bellarabi und Kratz



Für Kratz war es "natürlich ein ganz besonderes Spiel. Ich war fast zwölf Jahre in Leverkusen und habe dem Verein viel zu verdanken". Doch Rücksicht auf seinen Ex-Klub kam für den 26-Jährigen ebenso wenig in Frage wie für Karim Bellarabi, um dessen Einsatz Lieberknecht wegen einer Verletzung bangte.

Erst "in der Kabine vor dem Spiel" sei die Entscheidung gefallen, dass die Bayer-Leihgabe spielen kann. Und wie: Wieder einmal war der 23-Jährige bester Spieler seiner Elf. "Bayer bekommt einen besseren Bellarabi zurück als wir ihn bekommen haben. Hier muss er auch defensiv arbeiten", versprach der Braunschweig-Trainer seinem Kollegen Sami Hyypiä und bedauerte, dass Leverkusen den offensiven Mittelfeldspieler am Saisonende "auf jeden Fall" (Rudi Völler) zurückholen wird. Leverkusens Sportdirektor wusste "auch vor dem Spiel, was wir an ihm haben" und fügte lächelnd hinzu: "Das hätte er heute gar nicht beweisen müssen."

Kießling nach 60 Spielen nicht in der Startelf



Überrascht war nicht nur Bellarabi von der Startaufstellung der Gäste. Nach 60 Spielen in Folge in der Startelf fand sich Stefan Kießling (7 Treffer, 3 Vorlagen) ebenso auf der Bank wieder wie Top-Scorer Sidney Sam (7 Tore, 4 Assists), Lars Bender und Heung-Min Son.

"Wenn sie uns unterschätzt haben, ist das nicht unser Problem, sondern das von Leverkusen", kommentierte Norman Theuerkauf die Aufstellung der Gäste und schickte eine Warnung an die Konkurrenz hinterher: "Uns sollte niemand auf die leichte Schulter nehmen."

Das Champions-League-Spiel bereits am Dienstag bei Schachtjor Donetsk ließ Hyypiä nicht als Ausrede für die "schlechte Leistung" (Völler) gelten und gab damit seinem Kollegen Lieberknecht eine Steilvorlage. "Ich kann verstehen, was Sami meint. Auch mich hat in der Woche vor dem Spiel gestört, dass nur noch von Hannover geredet wurde", wies Braunschweigs Coach darauf hin, dass es in der Stadt seit Tagen nur noch ein Thema gibt: das Derby gegen den großen Konkurrenten aus der Landeshauptstadt am kommenden Freitag.

"Viel Selbstvertrauen getankt"



Anders als Leverkusen habe das seine Jungs in der Konzentration aber nicht gestört. Und "wir fahren nicht nach Hannover, um zu verlieren", gibt Kratz die Richtung vor. Denn wie sagte Kumbela: "Wir haben gegen Leverkusen viel Selbstvertrauen getankt. Man sollte uns nicht abschreiben."

Ein Blick auf die Tabelle gibt dem Kongolesen recht. Die schon als Absteiger Nummer eins gehandelten Braunschweiger trennen nur noch drei Punkte von Nichtabstiegsplatz 15 und davon, Legende zu werden.

Aus Braunschweig berichtet Jürgen Blöhs