"Wir bauen keine Luftschlösser": S04-Vorsitzender Josef Schnusenberg
"Wir bauen keine Luftschlösser": S04-Vorsitzender Josef Schnusenberg

"Die Einschläge kommen näher"

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Schalkes Vorsitzender Josef Schnusenberg gibt im großen Interview mit schalke04.de Auskunft über seine persönlichen Erwartungen, über die sportlichen Ziele des FC Schalke 04 und über die Bedeutung der Champions League.

Frage: Josef Schnusenberg, die erste kleine Hürde, nämlich die erste Pokalrunde gegen den Fünftligisten FC Homburg ist souverän genommen worden, jetzt startet die Saison richtig. Was sind Ihre Erwartungen vor der Saison?

Josef Schnusenberg: Ich muss zugeben, dass ich mich selten auf eine Spielzeit so gefreut habe wie auf diese. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit unserem neuen Trainer Fred Rutten wieder den richtigen Zug in die Mannschaft bekommen und dass wir mit unseren Neuzugängen Orlando Engelaar und Jefferson Farfan die Mannschaft gut verstärkt haben. Das sind meines Erachtens die Zutaten, die wir gebraucht haben, um perspektivisch weiterhin so erfolgreich wie bisher und sogar noch erfolgreich sein zu können.

Frage: Welches sportliche Ziel hat sich Schalke 04 gesetzt?

Schnusenberg: Unser Ziel ist in den letzten Jahren doch im Prinzip immer gleich geblieben: Wir wollen regelmäßig in der Champions League spielen. Regelmäßig heißt: nicht immer, aber möglichst oft. Wir waren aber auch in den vergangenen vier Jahren in der Bundesliga so gut wie noch nie seit deren Gründung vor 45 Jahren. Auch wenn das manchmal ein wenig in Vergessenheit zu geraten scheint: Wir sind seit 2005 in Reihenfolge Zweiter, Vierter, Zweiter und Dritter geworden. Demnach müssten wir jetzt eigentlich Zweiter werden, oder…?

Frage: Das heißt, Platz zwei ist die konkrete Vorgabe an Trainer und Mannschaft?

Schnusenberg: Nein, es ist ein Wunsch-Ziel, kein Muss-Ziel. Ich könnte auch sagen, es wäre das zweitschönste Ergebnis einer Saison… Aber im Ernst: Wenn man Zweiter wird, ist man sicher in der Champions League - ohne das Zitterspiel, das einem möglicherweise eine Qualifikationsrunde bietet.

Frage: Und die Meisterschaft?

Schnusenberg: Außer Bayern München - und selbst die nicht immer - kann kein Verein in Deutschland eine Meisterschaft planen. Natürlich bleibt der Titel unser großer Traum und unser großes Ziel, dafür arbeiten wir alle hier auf Schalke. Wer sich die letzten Jahre anschaut, der sieht: Die Einschläge kommen näher. Ich bin mir sicher, dass es irgendwann soweit sein wird. Ich hoffe, dass wir auch in diesem Jahr so lange wie möglich oben mitspielen werden - und dann zuschlagen, wenn sich uns eine Chance bietet. Also nicht so wie 2007, als wir den Titel zum Teil mit Pech - wenn ich an einige Verletzungen denke -, aber sicher auch etwas leichtfertig aus der Hand gegeben haben.

Frage: Die Champions-League-Teilnahme ist also das regelmäßige Ziel. In diesem Jahr will Atletico Madrid das verhindern…

Schnusenberg: Sicher, ein ganz schweres Los. Aber auch eine ganz große Chance. Wir können uns den nötigen Schwung für eine tolle Saison holen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns durchsetzen werden. Und ich sehe auch nicht die Gefahr, dass uns jemand unterstellen wird, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Bekommt man einen Gegner beispielsweise aus Osteuropa, glaubt ja oft niemand, dass die auch sehr gut Fußball spielen können. Ich erinnere mich daran, welch große Mühe Bremen im Vorjahr hatte, sich gegen Dinamo Zagreb durchzusetzen. Geschenkt kriegt man in der Qualifikation also gar nichts.

Frage: Die Champions League ist nicht nur sportlich für jeden Verein wichtig, sondern auch wirtschaftlich.

Schnusenberg: Das stimmt. Aber glauben Sie mir: Die sportliche Entwicklung ist wichtiger, denn nur sie bringt den mittel- und langfristigen Erfolg. Jeder Spieler verbessert sich durch die Spiele in der Königsklasse. Besonders die Spieler, die aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangen sind oder die mit ihren vorherigen Vereinen nicht an den Europapokal-Wettbewerben teilgenommen haben. Diese kommen ja gerade auch deshalb zu uns, weil sie international spielen wollen. Dazu geben uns die Einnahmen aus der Champions League natürlich die Möglichkeit, fertige Spieler zu holen, die bereits die nötige Erfahrung haben und die Qualität unseres Kaders wieder ein Stück anheben.

Frage: Wie groß ist denn der finanzielle Unterschied zwischen Champions League und UEFA-Cup, in den Schalke rutschen würde, wenn man gegen Atletico den Kürzeren ziehen würde?

Schnusenberg: Die Champions League bringt im Schnitt 15 Millionen Euro mehr in die Vereinskasse. Aber geplant haben wir die Saison nur mit dem UEFA-Cup. Wir bauen auf Schalke weiterhin keine Luftschlösser, sondern planen grundsolide.