Nicht die üblichen Verdächtigen: Statt den Torjägern Stefan Kießling und Sidney Sam treffen Simon Rolfes (l.) und Emre Can
Nicht die üblichen Verdächtigen: Statt den Torjägern Stefan Kießling und Sidney Sam treffen Simon Rolfes (l.) und Emre Can

Die dritte Kraft

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Leverkusen - Der Siegeszug der "Werkself" hält an. Nach dem etwas mühsamen hat Bayer 04 Leverkusen den Vorsprung auf Platz 4 weiter ausgebaut und sich nun bereits ein Polster von neun Punkten verschafft. Im Windschatten von Bayern München und Borussia Dortmund haben es sich die Rheinländer gemütlich gemacht und sich aussichtsreich in Position gebracht.

Leverkusen ist "keine Eintagsfliege"

Leverkusen siegt und siegt, und kaum jemand bekommt das so richtig mit. In den letzten sechs Bundesliga-Spielen hat die Elf von Sami Hyypiä mit 16 Zählern mehr Punkte geholt als alle anderen Konkurrenten. Bayer 04 hat sich in dieser Saison enorm weiterentwickelt und ist nun auch in der Lage, Spiele "dreckig" zu gewinnen. Der Champions-League-Gala vom Mittwoch (4:0 gegen Donetsk) folgte nun ein später Arbeitssieg gegen die gefällig spielenden Gäste aus Augsburg.



Das Selbstvertrauen der Leverkusener hat ganz neue Dimensionen erreicht. Zwölf der 15 Pflichtspiele in allen drei Wettbewerben hat Bayer in dieser Saison für sich entschieden, den übermächtigen Bayern einen Punkt abgetrotzt und sich in zehn Bundesliga-Partien nur einen einzigen Ausrutscher (beim 0:2 auf Schalke) erlaubt.

"Wir sind die dritte Kraft in Deutschland", merkt Mannschaftskapitän Simon Rolfes zurecht an. "Wir waren schon im letzten Jahr knapp hinter Dortmund und zehn Punkte vor Schalke. Und Schalke wollte in diesem Jahr wieder angreifen. Stattdessen haben wir sogar elf Punkte Vorsprung auf Schalke. Das ist keine Eintagsfliege, wir rufen ein konstant hohes Niveau ab."

Zudem hat Bayer 04 unter Beweis gestellt, dass es auch Spiele für sich siegreich gestalten kann, wenn die Torgaranten Stefan Kießling und Sidney Sam einmal nicht treffen. Diesmal sprangen Simon Rolfes und Emre Can in die Bresche.

"Werkself" mit meisterlichen Werten



Nimmt man die Schlussphase der vergangenen Spielzeit hinzu, hat Leverkusen 14 der letzten 18 Punktspiele bei nur einer Niederlage gewonnen und somit 45 von 54 möglichen Punkten eingefahren. Das sind normalerweise Werte von Meistermannschaften. Derzeit langt es "nur" für Platz 3. Doch das stört niemanden.

Der Blick auf der Tabelle gilt in Leverkusen traditionell eher den Teams, die hinter der Bayer-Elf platziert sind. Nach oben schielt zumindest offiziell niemand. Dabei hat die Mannschaft genügend Argumente gesammelt, um auch um die Meisterschaft mitspielen zu können. Da stellt sich die Frage, ob sich Bayer Leverkusen überhaupt bewusst ist, wie gut die eigene Truppe wirklich ist und über wieviel Potenzial sie verfügt. Es gibt keinen Grund, sich kleiner zu machen, als man ist.

"Meine Mannschaft hat ihre mentale Stärke gezeigt", freute sich Bayer-Coach Sami Hyypiä über den Kraftakt gegen Augsburg. "Die Mannschaft hat sich durch die Müdigkeit durchgebissen und wurde am Ende dafür belohnt." Zur Belohnung gab der Trainer seinen Spielern nach den strapaziösen Wochen am Sonntag trainingsfrei.

Can nach Tordebüt "überglücklich"



Gegen die Schwaben konnte Hyypiä wegen einiger verletzter Schlüsselspieler wie etwa Lars Bender oder Stefan Reinartz nicht wie gewünscht rotieren. Zehn Spieler der Startelf gegen Donetsk waren auch gegen Augsburg von Beginn an auf dem Platz. So auch der Anfang der Saison von Bayern München verpflichtete Emre Can, dem sieben Minuten vor Schluss per Kopf das Siegtor gelang.

"Ich bin überglücklich, dass es endlich mit einem ersten Tor geklappt hat", strahlte der 19-Jährige. "Es hat sich super angefühlt. Das Wichtigste war aber der Sieg." Am kommenden Wochenende gastiert Bayer Leverkusen beim Schlusslicht der Tabelle. Im Moment spricht nichts dafür, dass die Siegesserie der Rheinländer ausgerechnet bei Eintracht Braunschweig reißt.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski