Das Trainer-Duell Ottmar Hitzfeld (r.) und Felix Magath gab es zuletzt im Mai 2008 in der Wolfsburger Volkswagen Arena
Das Trainer-Duell Ottmar Hitzfeld (r.) und Felix Magath gab es zuletzt im Mai 2008 in der Wolfsburger Volkswagen Arena

"Die Bundesliga kann international mithalten"

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In jeder Krise liegen Chancen - das glaubt auch Ottmar Hitzfeld. Der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund und Bayern München ist im Interview mit bundesliga.de zuversichtlich, dass deutsche Clubs im internationalen Vergleich in den kommenden Jahren aufholen werden.

bundesliga.de: Herr Hitzfeld, es gab viele spektakuläre Verpflichtungen in der Sommerpause, etwa die von Alexander Hleb zum VfB Stuttgart oder Obafemi Martins zum VfL Wolfsburg. Wie sehen Sie diese Entwicklung für die Bundesliga?

Hitzfeld: Ich denke, dass die Bundesliga wieder im Vorteil ist im Vergleich zu den italienischen Clubs, die erhebliche wirtschaftliche Probleme haben. Auch in England hat man viele Schulden, in Spanien hat die Finanzkrise ebenfalls Einzug gehalten. Sponsoren springen ab, auch weil die notwendige Infrastruktur nicht vorhanden ist. Da ist Deutschland sicherlich im Vorteil. Rein vom wirtschaftlichen Aspekt her hat die Bundesliga enorm aufgeholt. Ich freue mich, dass Weltklassespieler wie Hleb, Martins, Pogrebnyak oder auch Ze Roberto hier spielen, das spricht eindeutig für die Finanzkraft der Bundesliga.

bundesliga.de: Eine große Überraschung war der Wechsel von Felix Magath zu Schalke 04. Was trauen Sie Wolfsburgs Meistermacher mit den "Königsblauen" zu?

Hitzfeld: Ja, ich war selbst auch sehr überrascht, als ich von dem Wechsel gehört habe. Er hat in Wolfsburg Sensationelles geleistet, deshalb finde ich es schade, dass er das "Experiment Wolfsburg" so früh beendet hat. Er hätte ja jetzt auch in der Champions League angreifen oder in der Bundesliga den Titel verteidigen können. Jetzt auf Schalke ist natürlich Brisanz drin. Der Verein wartet seit über 50 Jahren auf die Meisterschaft. Das Unmögliche möglich zu machen ist wahrscheinlich die große Herausforderung für Felix Magath. Aber der Druck ist natürlich enorm, auf Schalke brennt es immer enorm schnell. Somit ist es schon ein gewagtes Experiment.

bundesliga.de: Sehen Sie durch die Millionentransfers von Real Madrid mit Cristiano Ronaldo und Kaka Nachteile für die deutschen Clubs bei internationalen Auftritten?

Hitzfeld: Ich finde, dass die UEFA solche Transfers beschränken müsste, dass man auch ein Lizenzierungsverfahren einführen müsste, wie man das in Deutschland hat. Natürlich haben die deutschen Clubs da einen Nachteil. Es ist ja Wahnsinn, dass Real Madrid bei mehreren hundert Millionen Euro Schulden solche Wahnsinnstransfers tätigen kann.

bundesliga.de: Was trauen Sie den deutschen Mannschaften in den internationalen Wettbewerben zu?

Hitzfeld: Ich glaube, dass die Bundesliga-Teams international mithalten können. Die Schere ist durch die Finanzkrise nicht mehr so weit auseinander, weil die deutschen Clubs wirtschaftlich besser aufgestellt sind. Die Bayern werden in der Champions League sicher das Achtelfinale erreichen. Auch Stuttgart und Wolfsburg haben machbare Gegner. Es wäre wichtig, wenn alle drei Clubs die Gruppenphase überstehen würden. Danach kommt es immer auf das Losglück an. In der Europa League hat man durch die Gruppenspiele den Vorteil gegenüber den K.o.-Spielen, sich leichter für die nächste Runde zu qualifizieren.

Das Gespräch führte Thomas Mörs