Für Fred Rutten ist die Bundesliga für Spieler und Zuschauer gleichermaßen attraktiv
Für Fred Rutten ist die Bundesliga für Spieler und Zuschauer gleichermaßen attraktiv

"Die Bundesliga ist wie ein Magnet für Fußballer"

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München - Fred Rutten hat den Schalker Neuzugang Ibrahim Afellay bei seinem Aufstieg in der niederländischen Ehrendivison als Co-Trainer der PSV Eindhoven begleitet. Bereits damals war das große Talent des Mittelfeldspielers deutlich erkennbar. "Er war der beste Spieler der niederländischen Liga", sagt Rutten über seinen ehemaligen Schützling.

Im Winter der Saison 2010/11 ging es für den Mittelfeldspieler folgerichtig in eine große Liga: nach Spanien, zum legendären FC Barcelona. Doch nach einem halben Jahr bei den Katalanen reißt sich Afellay das Kreuzband und wird in seiner weiteren Entwicklung jäh gestoppt. Nach überstandener Verletzung will er nun beim FC Schalke 04 wieder sein Leistungsniveau von einst erreichen.

Dass dem Offensivspieler dies gelingen, er sich in der Bundesliga durchsetzen und den "Königsblauen" viel Freude bereiten wird, davon ist der ehemalige Schalke-Trainer Rutten überzeugt. Desweiteren erklärt der 49-Jährige, warum die Bundesliga so anziehend für Spieler aus dem Ausland ist und gibt seine Einschätzung zu den Rückkehrern Eljero Elia und Rafael van der Vaart ab.

bundesliga.de: Herr Rutten, Sie waren von 2008 bis 2009 Trainer beim FC Schalke 04 und arbeiten mittlerweile wieder in Ihrer niederländischen Heimat bei Vitesse Arnheim. Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen in der Bundesliga noch?

Fred Rutten: Immer noch sehr intensiv. Die Bundesliga ist eine der besten Ligen Europas. Wenn man Fußballtrainer ist, muss man das Geschehen nicht nur im eigenen Land verfolgen, sondern auch international.

bundesliga.de: In Ihrer Zeit als Jugendkoordinator beziehungsweise Co-Trainer bei der PSV Eindhoven (2001 bis 2006) haben Sie auch mit Ibrahim Afellay zusammengearbeitet. Wie haben Sie Schalkes Neuzugang damals erlebt?

Rutten: Ibrahim war das große Talent bei PSV Eindhoven. Er war der beste Spieler der niederländischen Liga. Aus meiner Sicht war es auch eine gute Entscheidung, dass er zu einem großen Verein in eine große Liga gewechselt ist.

bundesliga.de: Welche Qualitäten zeichnen ihn heute aus?

Rutten: Ibrahim ist ein technisch guter Spieler, der sehr kreativ und dribbelstark ist. Ein Spielertyp, der in der Bundesliga sehr gut zurechtkommen wird.

bundesliga.de: Schalke hat Afellay vom FC Barcelona ausgeliehen, wo er seit seinem Wechsel im Januar 2011 nur eher sporadisch zum Einsatz gekommen war. Woran lag es - von den Verletzungen abgesehen - dass er sich dort noch nicht durchsetzen konnte?

Rutten: Wenn man nach Barcelona kommt, ist es ohnehin ganz schwierig, einen Stammplatz zu bekommen, weil man nur Top-Spieler vor sich hat. Außerdem ist Afellay im Winter gewechselt. Für ihn wäre ein Wechsel im Sommer leichter gewesen. Dann hätte er mehr Zeit gehabt, sich zu akklimatisieren. Im Winter ist die Mannschaft schon eingespielt und es ist ganz schwierig, ins Team zu kommen. Dann braucht man auch ein Quäntchen Glück.

bundesliga.de: Mit Jefferson Farfan hat Afellay einst schon bei PSV zusammengespielt und auch Klaas-Jan Huntelaar machte seine ersten Schritte im Profibereich in Eindhoven. Inwiefern erleichtert diese gemeinsame Vorgeschichte das Zusammenspiel in Schalkes neuer Offensive?

Rutten: Es ist nicht ausschlaggebend, ob das ein deutscher Spieler ist, den er gar nicht kennt, oder ein Spieler, mit dem er früher in einer Mannschaft war. Gute Fußballer können immer gut mit anderen zusammenspielen. Und Afellay ist ein guter Fußballer.

bundesliga.de: Schalke hat im Sommer Raul verloren, dafür jedoch Afellay verpflichtet. Was trauen Sie Ihrem Ex-Club in dieser Saison zu - national wie international?

Rutten: Ich traue Schalke auch in dieser Saison zu, oben mitzuspielen. Für mich ist der FC Bayern der Topfavorit auf die Meisterschaft. Aber mit ein bisschen Glück kann Schalke lange ganz oben dranbleiben. Ob es letztlich für den Titel reicht, weiß ich nicht. Und in der Champions League können sie auf jeden Fall ins Achtel- oder Viertelfinale einziehen.

bundesliga.de: Mit Bas Dost und Luuk de Jong sind die beiden Top-Torjäger der vergangenen Saison aus der Ehrendivision im Sommer nach Deutschland gewechselt. Was macht die Bundesliga für solch aufstrebende Nationalspieler möglicherweise attraktiver als die Premier League oder die Primera Division?

Rutten: Die Bundesliga ist wie ein Magnet für Fußballer. Alle Stadien sind immer voll, die Atmosphäre ist super. Dort herrscht ein richtiges Fußballklima. Die Bundesliga ist eine große Liga und sie wird noch größer werden. Jeder Verein ist finanziell gesund, was man nicht von allen anderen Vereinen in den großen europäischen Ligen sagen kann.

bundesliga.de: Mit welchen Schwierigkeiten müssen die beiden bei der Umstellung von Ehrendivision auf Bundesliga zurechtkommen?

Rutten: Sie brauchen Zeit. Ein halbes Jahr oder ein Jahr. Das hat man damals bei Farfan gesehen. Dann sind sie auch körperlich in der Lage, das Tempo zu spielen, das in der Bundeliga gespielt wird. In Holland ist das Tempo vergleichsweise niedrig.

bundesliga.de: Auch Eljero Elia, der bei Twente Enschede unter Ihnen gespielt hat, ist nach einem verlorenen Jahr in Italien zurück in der Bundesliga. Glauben Sie, dass er bei Werder Bremen endlich wieder an seine alte Leistungsstärke anknüpfen kann?

Rutten: Es wird schwierig, das von Anfang an zu packen. Elia hat im letzten Jahr nicht viele Spiele gemacht. Aber prinzipiell ist er in der Lage dazu, wieder in seine alte Form zu kommen. Ein Trainertyp wie Thomas Schaaf ist genau der richtige für ihn.

bundesliga.de: Rafael van der Vaart steht nach der Rückkehr zum schlecht in die Saison gestarteten Hamburger SV im Fokus - kann er vielleicht der entscheidende Faktor sein, der die Mannschaft nun wieder nach vorne bringt?

Rutten: Van der Vaart ist ein sehr guter, erfahrener Spieler, der immer seine Tore macht. Man muss aber auch dafür sorgen, dass er seine Qualitäten entfalten kann. Dann kann er die Mannschaft weiterbringen. Aber ganz nach oben - das glaube ich nicht. So weit ist der HSV noch nicht.

Das Gespräch führte David Schmidt