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Rudi Völler ist seit 2004 Sportdirektor bei Bayer 04
Rudi Völler ist seit 2004 Sportdirektor bei Bayer 04

"Die Bundesliga ist für Spieler noch attraktiver geworden"

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Gute Nachrichten waren es keine für Bayer Leverkusen zu Beginn der Vorbereitung für die Saison 2009/10. Der Abschied von Bernd Schneider tat nicht nur den Fußball-Fans in Leverkusen weh.

Besonders bitter war auch die Diagnose bei Patrick Helmes: Kreuzbandriss! Monatelange Pause für den Topstürmer der Leverkusener.

Derdiyok verstärkt Leverkusen

Für viele Clubs beginnt dann die Suche nach einem adäquaten Ersatz, doch Bayer Leverkusen hatte schon vor der Verletzung von Helmes seinen Angriff noch einmal verstärkt. Eren Derdiyok, Schweizer Nationalspieler, kam vom FC Basel.

Der 21 Jahre alte Stürmer ist nicht die einzige namhafte Verstärkung in der Bundesliga. Erneut präsentierten die Clubs qualitativ hochwertige Spieler.

"Immer die Qualität steigern"

Ob jung und toplalentiert oder älter und erfahren - das Ziel ist allerorten gleich: "Jeder Verein versucht seine erste Elf beziehungsweise seine ersten 13,14 Spieler immer zu verbessern. Dabei ist es unwesentlich, wie man in der Saison zuvor abgeschnitten hat - man möchte die Qualität steigern", so Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler im Interview mit bundesliga.de.

Das Treiben auf dem Transfermarkt beobachtet der 49 Jahre alte Ex-Profi ganz genau und erzählt auch, weshalb es wichtig ist, dass die Superstars der Clubs in der Bundesliga bleiben.

bundesliga.de: Rudi Völler, 232 Bundesliga-Spiele, 132 Bundesliga-Tore, hinzu kommen knapp 150 Spiele in der Serie A und nochmals knapp 60 Spiele in der Ligue 1. Kribbelt es bei so einer langen Karriere als Spieler, Trainer und Funktionär noch vor jedem Bundesliga-Start bei Ihnen?

Rudi Völler: Ja, auf jeden Fall! Nach einer längeren Pause und der Saisonvorbereitung freut man sich auf den Saisonstart in der Bundesliga. Wir haben die erste Aufgabe im DFB-Pokal hinter uns gebracht, jetzt freuen wir uns aber auf den 1. Spieltag.

bundesliga.de: Alle Clubs haben ihre Kader verstärkt, um die jeweiligen Saisonziele zu erreichen. Ist die Qualität in der Bundesliga insgesamt gestiegen?

Völler: Das wird man sehen. Jeder Verein versucht seine erste Elf beziehungsweise seine ersten 13,14 Spieler immer zu verbessern. Dabei ist es unwesentlich, wie man in der Saison zuvor abgeschnitten hat - man möchte die Qualität steigern. Es spielt natürlich eine Rolle, welche Möglichkeiten es gibt und ob die Wünsche zu erfüllen sind.

bundesliga.de: Welche Kriterien haben bei der Kadergestaltung in Leverkusen eine Rolle gespielt?

Völler: Wir haben wieder Wert darauf gelegt, dass wir junge Spieler wie Daniel Schwaab oder Eren Derdiyok holen. Auch Stefan Reinartz, der eine große Karriere vor sich hat, ist aus Nürnberg zurückgekehrt. Aber sehr wichtig war auch der Transfer von Sami Hyypiä.

bundesliga.de: Welche Erwartungen haben Sie an Hyypiä konkret?

Völler: Er soll Konstanz in die Mannschaft bringen und damit ist nicht nur die Defensive gemeint, sondern generell das Team. Wir waren zuletzt nicht stabil genug, haben uns bei Rückständen oder bei dem einen oder anderen Gegenwind schwer getan. Da brauchen wir einen erfahrenen Spieler, der Stabilität in die Mannschaft bringt und das kann Hyypiä.

bundesliga.de: Hyypiä hat 314 Spiele für den FC Liverpool gemacht, galt auch in der vergangenen Saison immer noch als wichtige Säule im Team. Dadurch, dass er ablösefrei wechseln durfte, war er sicherlich nicht nur für Bayer Leverkusen interessant. Was war ausschlaggebend, dass er sich für Bayer 04 und für die Bundesliga entschieden hat?

Völler: Wir waren früh dran! Wir waren in Liverpool bei ihm Zuhause. Man muss auch hartnäckig bleiben, wenn es beim ersten Gespräch nicht gleich klappt. Er hatte sehr gute Anfragen, in der Premier League zu bleiben. Er hätte ohne Probleme sofort unterschreiben können. Wir haben ihn aber überzeugen können.

bundesliga.de: Mit welchen Argumenten?

Völler: Vor allem mit der Art und Weise, wie wir hier spielen. Wichtig war auch, welche Mannschaft wir haben und dass Sami aufgrund der Altersstruktur innerhalb des Kaders der "Leader" sein kann. Er wird uns mit seiner Erfahrung sehr gut tun.

bundesliga.de: International war auch Eren Derdiyok ein sehr gefragter Spieler. Nicht nur aufgrund seiner Leistungen bei der EURO 2008. Wie haben Sie ihn nach Leverkusen geholt?

Völler: Auch hier waren wir früh in Kontakt mit dem FC Basel und mit dem Spieler. Es waren lange Verhandlungen, wir wollten den Spieler immer schon haben. Ich muss aber zugeben, dass wir aufgrund der Verletzung von Vedad Ibisevic befürchtet haben, dass er in der vergangenen Winterpause in den Fokus von 1899 Hoffenheim rückt. Aber der Junge war bei uns im Wort und ist auch standhaft geblieben. Er wollte unbedingt zu uns.

bundesliga.de: Sie kennen den internationalen Markt sehr gut. Wie sehen Sie die Entwicklung über die Jahre? Inwiefern hat sich die Aussicht für die Clubs entwickelt, international interessante Spieler in die Bundesliga zu holen?

Völler: Das hängt natürlich immer von den finanziellen Möglichkeiten ab. Natürlich wollen die Profis gut verdienen - das ist klar. Aber die Bundesliga ist für die Spieler sehr attraktiv, in den letzten Jahren sogar noch attraktiver geworden. Wir haben mit Abstand die schönsten Stadien und den höchsten Zuschauerschnitt in der ganzen Welt.

bundesliga.de: Ein aktuelles Beispiel ist Alexander Hleb vom VfB Stuttgart...

Völler: ...richtig! Der wollte nicht zu Inter Mailand, dafür lieber nach Stuttgart.

bundesliga.de: Inter ist die Topadresse Italiens mit aktueller Champions-League-Garantie. Eine bemerkenswerte Entscheidung. Hat es vielleicht eine Rolle gespielt, dass Hleb in Stuttgart bessere Chancen auf einen Stammplatz hat?

Völler: Ja, klar, aber er hat in Stuttgart auch ein vertrautes Umfeld, er kennt alles und hat natürlich gute Chancen immer von Anfang an zu spielen. Ich kann ihn sehr gut verstehen, zumal man beim FC Barcelona erstmal automatisch nicht zur ersten Elf gehört. Da hat Hleb auch nicht viel gespielt. Jetzt hat er diese Möglichkeit in Stuttgart - eventuell sogar mit der Möglichkeit, in der Champions League zu spielen.

bundesliga.de: Zu beobachten ist auch, dass die Spieler, die in der Bundesliga spielen, nicht sofort das Weite suchen. Ein Renato Augusto ist sicherlich im Ausland sehr gefragt. Der AC Mailand hatte Edin Dzeko auf dem Zettel.

Völler: Ja, wobei die Vereine immer darauf achten, wettbewerbsfähig zu bleiben und diese Spieler auch halten wollen. Es gibt immer Schmerzgrenzen, aber man hat Verträge und muss auch mal "Nein" sagen können - so wie es der FC Bayern im Fall von Franck Ribery getan hat.

bundesliga.de: Trotz dieser Entwicklung muss man sagen, dass Spieler wie Cristiano Ronaldo, Kaka oder Ibrahimovic für Unsummen die Ligen wechseln. Ist so ein Kaliber auch für die Bundesliga vorstellbar?

Völler: Nein. Dass der FC Bayern über 30 Millionen für Mario Gomez ausgibt, ist ja schon sehr bemerkenswert. Das wäre in der Bundesliga vor ein paar Jahren nicht möglich gewesen. Da muss man aber auch ein Lob aussprechen: Das hat sich der FC Bayern über die Jahre erarbeitet. Es ist sehr gut für die Liga, dass so ein Spieler nicht ins Ausland geht, sondern innerhalb der Bundesliga wechselt.

Das Gespräch führte Fatih Demireli