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Klaus Augenthaler (l.) hielt in den Spielzeiten 2005/06 und 2006/07 mit dem VfL Wolfsburg jeweils knapp die Klasse
Klaus Augenthaler (l.) hielt in den Spielzeiten 2005/06 und 2006/07 mit dem VfL Wolfsburg jeweils knapp die Klasse

"Die Bayern wollen sich beweisen"

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München - Alle Augen richten sich bereits auf die Allianz Arena, wo am Samstag das Top-Spiel dieser Bundesliga-Saison zwischen dem FC Bayern München und Tabellenführer Borussia Dortmund steigt.

Vor dem Duell der Giganten sprach bundesliga.de mit dem ehemaligen Bayern-Spieler und -Trainer Klaus Augenthaler. Der Weltmeister von 1990 analysiert die Situation der beiden Kontrahenten und verrät, warum die Münchener alles daran setzen werden, diese Partie zu gewinnen.

Doch der 53-Jährige schaut nicht nur auf das Duell FCB gegen BVB, sondern wirft auch einen Blick auf seinen alten Club in Wolfsburg. Der VfL steckt im Abstiegskampf und Augenthaler erklärt, wie die Niedersachsen diese Situation erfolgreich bestehen können.

bundesliga.de: Am Samstag steht das Top-Spiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund an. Was für ein Spiel dürfen die Fans erwarten?

Klaus Augenthaler: Ich glaube, das wird ein sehr interessantes Spiel. Die Bayern verspüren sicherlich noch Revanche-Gelüste, da Dortmund das Hinspiel ja 2:0 gewonnen hat, zumal sie in der ersten Halbzeit ja zwei, drei gute Chancen gehabt hatte. Außerdem wollen sie beweisen, dass sie die beste Mannschaft Deutschlands sind, auch wenn sie sicherlich nicht mehr mit der Meisterschaft rechnen werden.

bundesliga.de: Glauben Sie denn, dass die Meisterschaft bei einem Sieg der Bayern doch noch einmal spannend werden kann?

Augenthaler: Das denke ich nicht. Dortmund war bisher so konstant und hatte in der Hinrunde ja auswärts nur ein Spiel verloren, am letzten Spieltag in Frankfurt. Ich gehe davon aus, dass die genügend Punkte holen werden, um die Meisterschaft zu gewinnen.

bundesliga.de: Also denken Sie, dass die Münchener die Schale abgeschrieben haben?

Augenthaler: Sie werden sicherlich alle möglichen Psycho-Tricks aus der Kiste holen und insgeheim vielleicht noch auf die Meisterschaft spekulieren, doch Dortmund ist mittlerweile so gefestigt, dass selbst die dann nur noch zehn Punkte - so viele wären es ja bei einem Sieg der Bayern - reichen werden.

bundesliga.de: Können Sie für die Partie am Samstag denn Vorteile für einen der beiden Clubs ausmachen?

Augenthaler: Vorteile sehe ich nicht wirklich. Wenn, dann eher für die Dortmunder, da der FC Bayern gewinnen muss, um sich wenigstens noch theoretische Chancen ausrechnen zu können und um die Niederlage aus dem Hinspiel wett zu machen.

bundesliga.de: Insgesamt hat der BVB jedoch in München erst sechs Mal gewinnen können. Glauben Sie, dass diese Bilanz auch irgendwo in den Hinterköpfen der Spieler steckt?

Augenthaler: Das glaube ich nicht. Das sind nur Statistiken und die zählen im Moment überhaupt nicht.

bundesliga.de: Wie wichtig ist es für die Münchener, dass Franck Ribery und Arjen Robben wieder dabei sind?

Augenthaler: Das sind natürlich zwei Ausnahme-Fußballer, die technisch überragend sind und daher wichtig für den FC Bayern. Allerdings kann ich nicht beurteilen, wie es innerhalb der Mannschaft ist. Damals, zu meiner Zeit, ragten Gerd Müller und Karl-Heinz Rummenigge heraus. Die beiden wussten aber auch, dass sie auf die Mannschaft angewiesen sind.

bundesliga.de: Sehen Sie die Situation derzeit denn ähnlich wie damals?

Augenthaler: Da kann ich so nichts zu sagen. Dafür bin ich nicht nah genug an der Mannschaft dran.

bundesliga.de: Allerdings muss man ja schon zugeben, dass es für die Münchener wieder läuft, seitdem beide fit sind.

Augenthaler: Ja klar, das sind, wie gesagt, Ausnahme-Fußballer und Mannschaft wie Verein können sich glücklich schätzen, dass beide beim FC Bayern spielen und hoffentlich bis zum Saisonende verletzungsfrei bleiben werden. Sicherlich hätten sie das ein oder andere Spiel retten können, doch sie sind auch immer angewiesen auf ihre Mitspieler.

bundesliga.de: Bei der Borussia wurde zuletzt ja häufiger die Chancenverwertung bemängelt. Beim 2:0-Sieg gegen den FC St. Pauli hat es wieder geklappt. Ist die Mannschaft wieder zurück in der Spur?

Augenthaler: Als Trainer wäre ich froh, wenn ich sagen könnte, dass das einzige Problem meiner Mannschaft die Chancenverwertung ist. Das bedeutet ja schon einmal, dass ich überhaupt genügend Möglichkeiten gehabt habe. Dabei vergisst man aber auch immer wieder, dass Borussia Dortmund noch eine sehr junge Mannschaft hat. So wird es immer mal wieder sein. Manchmal werden sie hundertprozentige Chancen auslassen, dafür machen sie dann auch weniger klaren Situationen ein Tor. Das ist halt so.

bundesliga.de: Könnte der Grund für die Probleme im Angriff zuvor fehlender Zug innerhalb der Mannschaft gewesen sein, gerade weil sie so jung und der Vorsprung so groß ist?

Augenthaler: Das kann ich nicht eindeutig beurteilen. Ich glaube aber, dass auch eine Mannschaft wie Borussia Dortmund im Moment nicht eine gesamte Saison, also alle 34 Spiele, auf höchstem Niveau spielen kann. Entscheidend ist viel mehr, dass sie auch mal eine weniger gute Leistung zeigt und trotzdem punktet.

bundesliga.de: Punkten muss unbedingt ein anderer ehemaliger Club von Ihnen. Der VfL Wolfsburg steckt im Abstiegskampf. Wie schätzen Sie die Lage bei den "Wölfen" ein?

Augenthaler: Ich glaube, die Situation ist vergleichbar mit der, die ich vorgefunden habe, als ich damals nach Leverkusen gegangen bin. Die letzten beiden Saisonspiele mussten gewonnen werden, damit der Club in der Bundesliga bleibt. Da hat man gesagt, dass das doch eigentlich kein Problem ist für diese Mannschaft, die im Jahr zuvor noch im Finale der Champions League gestanden hatte. Als ich da ankam habe ich aber direkt gemerkt, dass die Spieler nervlich am Boden waren, weil man immer gedacht hatte, dass die eigene Qualität so hoch sei, dass man mit dem Abstieg nichts zu tun habe. Und doch steckte man mitten drin im Abstiegskampf und hat auch zuhause gegen Bielefeld verloren. So ähnlich war das jetzt für den VfL in Freiburg. Da war ein Tor umstritten, doch das interessiert nicht, weil die Punkte letztlich in Freiburg geblieben sind.

bundesliga.de: Wo sehen Sie denn die Ursachen für diese Entwicklung?

Augenthaler: Da muss ich vorab sagen, dass ich relativ weit weg bin und auch nur die Berichterstattung in den Medien verfolgt habe. Wenn man da zwischen den Zeilen liest, hörte es sich so an, dass es intern wohl Grüppchen gegeben haben muss und vielleicht auch kleine Machtkämpfe zwischen Diego und Edin Dzeko. Es kann auch sein, dass sich manche Spieler gedacht haben: Bei unserem Potenzial schlagen wir den Gegner sowieso. Da muss ich nicht einhundert Prozent geben. Aber das sind auch nur Vermutungen. Dafür bin ich zu weit weg von der Mannschaft.

bundesliga.de: Aber wenn man einen Blick auf den Kader wirft kommt man automatisch zu dem Fazit, dass der stark genug sein müsste, um weiter oben zu stehen.

Augenthaler: Das ist immer leicht gesagt. Das könnte man auch über Stuttgart sagen. Aber das alleine ist ja nicht alles. Die Qualität der Mannschaft sollte im Normalfall aber dazu ausreichen, um die Europa League mitzuspielen.

bundesliga.de: Am Freitag trifft der VfL Wolfsburg im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach auf einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Wie wichtig ist das Spiel für die Niedersachsen?

Augenthaler: Das ist in zweierlei Hinsicht wichtig. Erstens haben sie ein bisschen Luft bis zur kommenden Woche, sollten sie die Partie gewinnen und sich ein wenig absetzen. Zweitens würden die Spieler - sollte sie das Spiel gegen Gladbach gewinnen, was schwer genug wird, weil die auch wieder Hoffnung haben - merken, dass es nur zusammen geht, dass sie erkennen, es funktioniert, wenn man als Mannschaft auftritt.

bundesliga.de: Sie selbst haben ja auch schon mehrere Clubs vor dem Abstieg gerettet. Worauf kommt es im Abstiegskampf an?

Augenthaler: Sollte es Grüppchen geben innerhalb der Mannschaft, ist es wichtig, dass jedem Spieler bewusst wird, dass man alleine nichts bewirken kann, auch nicht seinen Marktwert zu steigern. Da kommt man nur als Mannschaft raus.

Das Gespräch führte Gregor Nentwig