Thomas Müller (r.) erklärt Claudio Pizarro im Training, wie ruhig es am Dienstagabend in Moskau sein wird
Thomas Müller (r.) erklärt Claudio Pizarro im Training, wie ruhig es am Dienstagabend in Moskau sein wird

Bayern erwartet heißen Tanz im Geisterspiel

xwhatsappmailcopy-link

Moskau - Ein Feueralarm kurz vor der Geisterstunde und ein Geisterspiel statt einer schönen Ballnacht: Für Bayern München hätte es nach dem überzeugenden 2:0-Erfolg beim 1. FC Köln und vor der Begegnung in der Champions League am Dienstag bei ZSKA Moskau (18.00 Uhr MESZ) ein bisschen weniger Aufregung auch getan. So aber kommt es zu einem Spiel, wie es die Münchner in fast 52 Jahren, in denen sie an europäischen Wettbewerben teilnehmen, noch nicht erlebt haben.

Der Feueralarm, der den Rekordmeister in der Nacht auf Montag in seinem luxuriösen Hotel direkt am Roten Platz aufschreckte, war dabei noch das geringste Problem. "Das war wie früher in der Schule bei einem Feueralarm, dass man schnell die Klassenzimmer verlässt und sich auf dem Schulhof trifft", sagte Manuel Neuer mit einem Grinsen. Nach knapp zwei Stunden war die Aufregung vorüber.

"Komische Situation" im 414. Europapokal-Spiel

Weit unangenehmer ist der Umstand, dass der FC Bayern sein 414. Spiel in einem europäischen Wettbewerb erstmals vor leeren Zuschauerrängen austragen muss. ZSKA, der russische Meister, ist wegen wiederholter rassistischer Ausfälle seiner Anhänger von der UEFA zu einer Zuschauersperre verurteilt worden - und die Münchner müssen es mit ausbaden. "Das ist eine komische Situation", sagte Sportvorstand Matthias Sammer vor der ungewöhnlichen Partie.

Am 4. Dezember 1962 hat der FC Bayern sein Heimspiel im Messepokal gegen Drumcondra Dublin vor der bisherigen Minuskulisse von nur 2.500 Besuchern bestritten, das Spiel am Dienstag, bereits das achte Geisterspiel in der Champions-League-Historie, hat aber eine ganz andere Dimension. "Ich habe das noch nie erlebt", sagte Coach Pep Guardiola, "und ich hoffe, das ist das letzte Mal." Arjen Robben malte sich aus: "Das sieht aus wie ein Trainingsspiel."

Genau darin liegt die Tücke, doch derer sind sich die Bayern bewusst. "Wir wissen auch, dass es kein Trainingsspiel ist, sondern ein Champions-League-Spiel", sagte Torhüter Neuer. Darauf legte auch Sammer wert. "Das wird eine heiße Partie - zwar nicht von außen, aber auf dem Platz", warnte der Sportvorstand. Die Umstände, betonte er, "ändern aber nichts daran, dass wir, ich würde fast sagen, gewinnen müssen, wenn man sich die Gruppe anschaut." Kein Wunder, dass Neuzugang Medhi Benatia im Interview mit bundesliga.de die höchste Professionalität der Bayern lobt.

Bayern haben in Moskau nichts zu verschenken

In der Gruppe E hat der FC Bayern das Schwergewicht Manchester City am ersten Spieltag 1:0 besiegt, doch auch der AS Rom präsentierte sich durch das überzeugende 5:1 gegen ZSKA als ernstzunehmender Anwärter auf einen Platz im Achtelfinale. "Eine höllische Gruppe" sei das, unterstrich Sammer. Und weil Moskau als schwächster Gegner gilt, hat der deutsche Rekordmeister vor ein paar Journalisten und Ordnern in der Chimki-Arena nichts zu verschenken. Thomas Müller forderte nach der Partie beim FC augenzwinkernd, dass sich die deutschen Journalisten lautstark bemerkbar machen.

Für Guardiola ist die Begegnung eine wegweisende: "Wir haben eine große, große Chance", sagte er, "wir haben erst ein Spiel gewonnen, aber wir können einen großen Schritt machen." Unterschätzen, versprachen er und die Spieler, werden sie ZSKA trotz leerer Ränge und der Pleite der Russen in Rom nicht. "Das 5:1 spielt keine große Rolle. In der Champions League müssen wir Gas geben, egal ob es Moskau oder Madrid ist", sagte Robert Lewandowski. Das wird sicherlich auch wieder Xabi Alonso, der in Köln einen neuen Bundesliga-Rekord aufstellte.

Der Gegner: Das ist ZSKA Moskau