Lothar Matthäus trifft am 26. März mit Bulgarien auf die Schweiz, die von Matthäus' Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld trainiert wird
Lothar Matthäus trifft am 26. März mit Bulgarien auf die Schweiz, die von Matthäus' Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld trainiert wird

"Die attraktivste Liga der Welt"

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München - Nach Franz Beckenbauer hat Lothar Matthäus weltweit den höchsten Bekanntheitsgrad unter Deutschlands Fußballern. In der Bundesliga war er über einen Zeitraum von 22 Jahren zuhause. Am 21. März feiert Matthäus, nun Bulgariens Nationaltrainer, seinen 50. Geburtstag.

Im Interview mit dem Bundesliga-Magazin, das bundesliga.de in Auszügen präsentiert, spricht er über deutsche Weltstars, den Höhenflug von Borussia Dortmund und aufstrebende Talente.

Frage: Herr Matthäus, nehmen Sie ihren 50. Geburtstag als Anlass für eine große Zwischenbilanz?

Matthäus: Überhaupt nicht. Auch am 31. Dezember schaue ich nie auf das Jahr zurück. Vorsätze gibt es immer. Sie sollten aber nicht abhängig sein von dem Anlass eines solchen Geburtstags, zu dem ja oft auch gefragt wird, was man vielleicht anders hätte machen sollen. Fehler gehören zum Leben. Obwohl es einige Dinge gab, die ich mir so sicher nicht gewünscht hätte, bin ich trotzdem zufrieden.

Frage: Wie sehen Sie als ohnehin interessierter Beobachter, aber auch aus Trainersicht die Bundesliga aktuell?

Matthäus: Für mich ist die Bundesliga die attraktivste Liga der Welt. Nicht nur dadurch, was auf dem Platz passiert, sondern auch durch das ganze positive Drumherum - von der Infrastruktur bis zur Vermarktung. Durch mein Unterwegssein in verschiedenen Ländern und auch durch die Beobachtungen am Fernseher bin ich überzeugt davon, dass keine andere Liga in Europa und in der Welt so professionell vermarktet wird wie die Bundesliga.

Frage: In sportlicher Hinsicht ist die Bundesliga wieder einmal sehr abwechslungsreich - siehe Tabellenführer Borussia Dortmund.

Matthäus: Auf Borussia Dortmund kann man tatsächlich das hohe Lied anstimmen. Junge Spieler, erfrischender Fußball - es macht Spaß, dieser Mannschaft zuzuschauen. Was dort in den vergangenen eineinhalb Jahren auf die Beine gestellt wurde, ist schon einzigartig.

Frage: Verfügt die Bundesliga wieder über eine goldene Generation, wie es in den Achtziger- und Neunzigerjahren für den Kreis um Sie, Rudi Völler, Andreas Brehme, Pierre Littbarski, Thomas Häßler und andere galt?

Matthäus: Die gute Nachwuchsarbeit bei den Clubs und beim DFB macht sich bezahlt und wird auch durch die Titelgewinne der Junioren-Nationalmannschaften vor zwei Jahren belegt. Hier wird mit sinnvollen Strukturen erfolgreich Hand in Hand gearbeitet. Dieses tadellose Miteinander, von dem unter dem Strich alle Seiten profitieren, habe ich auf meinen Trainerstationen leider nicht immer erlebt. Aber es fehlt dort teilweise auch an den wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Frage: Wen unter den deutschen Spielern ordnen Sie als Weltstar ein?

Matthäus: Mit Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger gibt es mit Sicherheit zwei Spieler, die sich auf ihren Positionen vor anderen auf der Welt nicht verstecken müssen, die Weltstars sind. Thomas Müller ist auf dem Weg dorthin. Dortmunder Spieler würde ich noch nicht so hoch einordnen, weil ihnen einfach noch Erfolge fehlen, die auch dazugehören. Aber auch da tut sich etwas in dieser Richtung. Manuel Neuer gehört mit 24 Jahren zu den besten Torhütern überhaupt. Es gibt nicht nur ausländische Stars in der Bundesliga, sondern auch deutsche Topleute.

Frage: Muss diese Bundesliga trotz anderer Aufgaben nicht Ihre große Sehnsucht sein?

Matthäus: Natürlich gab es in der Vergangenheit schon Kontakte zu einigen Bundesliga-Clubs und auch konkrete Gespräche, aber es war der falsche Zeitpunkt. Wenn ein Bundesligist meint, mit mir einen Trainer verpflichten zu können, der ins Konzept passt, kann man darüber reden. Aber es ist nicht so, wie es teilweise von außen hineingetragen worden ist: Dass ich unbedingt in die Bundesliga muss. Das habe ich nicht gesagt, und das werde ich nicht sagen. Ich war nie auf die Bundesliga fokussiert, ich bin kein Träumer. Und ich fühle mich bei meinen Aufgaben im Ausland bisher sehr wohl, habe dort tolle Erfahrungen gesammelt, auch was die Ergebnisse betrifft. Dass darauf zu wenig geschaut wird, finde ich wirklich schade. Denn ich kann schon behaupten, dass es dort, wo ich gearbeitet habe, bergauf ging.