Bayern geriet in der laufenden Saison zum 15. Mal mit 0:1 in Rückstand
Bayern geriet in der laufenden Saison zum 15. Mal mit 0:1 in Rückstand

Die Angst vor Donnerstagabend

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Manuel Neuer wusste, was zu tun war. Er lief zu seinen Fans und zur Kahn'schen Eckfahne, riss das Ding aus dem Boden und warf es in die Luft. Sein kleiner, ganz persönlicher Triumph für Schalkes "Meisterschaft der Herzen" im Jahr 2001, die Neuer noch als Fan durchlitt.

Die anderen Schalker wussten es auch. Sie liefen einfach mit mit Neuer. Die Bayern wussten es nicht. Blankes Ensetzen, dem Gegner gratulieren und dann?

Die meisten schlugen den Weg in Richtung Kabine ein. Hamit Altintop ging zu seinem Bruder Halil. Mark van Bommel, Martin Demichelis, Ze Roberto und Tim Borowski zu den Fans.

Stachel sitzt tief

Da es Pfiffe gab, kehrte das mutige Quartett um und machte sich ebenfalls auf den Weg in die Katakomben. Der Stachel des 0:1 (0:1) gegen den FC Schalke 04 saß beim FC Bayern noch weit nach Abpfiff tief.

Nichts mehr zu sehen von der "überragenden Stimmung", die Mark van Bommel knapp 24 Stunden vor dem Spiel in seiner Mannschaft noch festgestellt hatte. Schleichend verließen die Bayern-Stars die Allianz Arena. Und schleichend scheinen sich die Münchener auch vom Titel zu verabschieden.

Meisterschaft kein Thema mehr

"An die Meisterschaft brauchen wir jetzt nicht zu denken", sagte Philipp Lahm nach der siebten Saisonniederlage des FC Bayern, "jetzt geht es für uns darum, Platz 2 zu sichern." Und schon dieses Unterfangen scheint schwer genug zu werden.

Hertha BSC ist in der Tabelle wieder vorbeigezogen. Der VfB Stuttgart und der Hamburger SV sitzen punktgleich im Nacken der drittplatzierten Münchener. Wäre die Saison jetzt zu Ende, müssten die Bayern in die Qualifikation der Champions League. Doch in der aktuellen Verfassung droht sogar die Europa League, der Nachfolge-Wettbewerb des UEFA-Pokals.

Bitte kein Braga

"Ich möchte ungern nächstes Jahr wieder nach Braga - nichts gegen Braga, aber allein das Stadion, wo du gegen zwei Felsen spielst...", sinnierte Präsident Franz Beckenbauer am Samstag laut.

Und auch Philipp Lahm will lieber nach Barcelona oder Manchester: "Wir müssen alles daran setzen, in die Champions League kommen, damit wir nächste Saison wieder so schöne Abende haben wie in dieser Saison. Wir haben vor zwei Jahren gesehen, wie schlimm es ist, im UEFA-Cup zu spielen."

Den Bayern fehlen die Ideen

Statt Dienstag und Mittwoch müssten die Bayern am Donnerstag, der für die Europa League reserviert ist, ran. Dies soll unbedingt vermieden werden. Dazu bedarf es aber einer deutlichen Leistungssteigerung - in vielen Belangen.

Gegen Schalke fehlten nach dem 0:1 durch Halil Altintop die Ideen im Offensivsspiel. Franck Ribery erwischte keinen guten Tag, Jose Ernesto Sosa glänzte nur in der Anfangsphase und Luca Toni fühlt sich alleine im Sturmzentrum so wie der "Kaiser" in Braga: unwohl.

Klinsmann bleibt optimistisch

Im Fokus der Ereignisse stand einmal mehr Jürgen Klinsmann. Die beiden Siege gegen Eintracht Frankfurt (4:0) und Arminia Bielefeld (1:0) hatten für Ruhe gesorgt, aber wie trügerisch diese war, beweist die Stimmung schon während des Schalkes-Spiels. Der 44-Jährige übt sich aber weiter in Optimismus. "Wir haben noch fünf Spiele, aus denen wir das Maximum herausholen wollen", so der Bayern-Trainer, "danach sehen wir, zu was es reicht."

Im Gegensatz zu dem einen oder anderen Fan hat Klinsmann die Saison noch nicht abgehakt: "Wir haben sehr viel geleistet in dieser Saison. Wir ziehen das durch mit aller Energie. Ich bin ein Kämpfer." Gemeint sind übrigens nicht nur die Saisonziele ds FC Bayern, sondern auch die eigene Zukunft in München.

Übrigens gibt es schlechte Nachrichten für Franz Beckenbauer: Osorio Alan, Stürmer von Sporting Braga, hat seinen Club gegen Trofense eine Minute vor dem Ende zum 1:0-Sieg geschossen. Der Europa-League-Platz ist den Kickern mit den beiden Felsen im Stadion kaum noch zu nehmen...

Aus der Allianz Arena berichtet Fatih Demireli