Bundestrainer Joachim Löw sieht für seine Mannschaft gute Chancen im WM-Halbfinale gegen Brasilien
Bundestrainer Joachim Löw sieht für seine Mannschaft gute Chancen im WM-Halbfinale gegen Brasilien

Auf Biegen und Brechen

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Belo Horizonte - Das große Ziel in Reichweite, den vierten Stern vor Augen: Am Sonntag will die deutsche Nationalmannschaft im Fußball-Tempel Maracana den letzten Schritt zum ersehnten vierten WM-Titel gehen, zuvor aber steht ihr eine Aufgabe bevor, wie sie schwerer kaum sein könnte. Um ins Endspiel einzuziehen, muss die DFB-Auswahl am Jahrestag des WM-Triumphes von 1990 im Duell der Giganten gegen Gastgeber Brasilien bestehen (ab 21:45 Uhr im Live-Ticker) - gegen die Selecao, gegen eine tosende gelbe Menschenmenge im Stadion in Belo Horizonte, gegen eine ganze Nation.

Löw nach dem Abschlusstraining entspannt

Die Aufgabe, sagte Joachim Löw bei der Abschluss-Pressekonferenz in Belo Horizonte, werde deshalb ungemein schwer: "So ein Duell ist immer etwas Besonderes, ein Kampf der Kontinente. Brasilien spielt mit 200 Millionen Brasilianern im Rücken."

Der Bundestrainer ist aber überzeugt, dass seine Mannschaft dieser extremen Situation gewachsen ist: "Wir wissen, was wir können. Und wenn wir das umsetzen, sind unsere Chancen nicht gerade klein."

Er selbst sei völlig relaxt. "Mir geht es sehr gut", sagte er nach dem einstündigen Abschlusstraining, an dem alle 22 Akteure (die voraussichtliche Aufstellung) teilnehmen konnten. Entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten war er wegen der kurzen Anreise mit seinem Team erst einen Tag vor dem Anpfiff in den Spielort aufgebrochen.

Belo Horizonte, wo die Mannschaft bei der Ankunft nach 45 Minuten Flug und 70 Minuten Busfahrt an ihrem Teamhotel Caesar Business Belvedere von rund 300 deutschen und brasilianischen Fans überaus freundlich empfangen wurde, soll nur ein kleiner, unvermeidlicher Umweg sein auf dem Weg zum großes Ziel: "Wir wollen unbedingt nochmal in Rio im Maracana-Stadion spielen. Am 13. Juli. Wir sind noch nicht fertig", sagte Löw auf dfb.de. Die größte Strafe wäre für ihn und die Mannschaft, zum dritten Mal in Folge um die goldene Ananas zu spielen: Vom Spiel um Platz drei am Samstag in Brasilia will keiner etwas wissen.

DFB-Team stellt sich auf aggressive Brasilianer ein

Ob es im Traum-Halbfinale zwischen den Erben von Franz Beckenbauer und Pele auch traumhaften Fußball geben wird, ist fraglich. "Die Brasilianer sind hier nicht mehr die Zauberer", sagte Bastian Schweinsteiger. Angesichts der Paradigmenwechsel auf beiden Seiten erwartet der 29-Jährige eher einen Kampf auf Biegen und Brechen.

Schweinsteiger hat mächtig Respekt vor der resoluten Gangart der einstigen Ballkünstler: "Ich bin für gesunde Härte. Das eine oder andere Foul der Brasilianer war aber darüber hinaus. Darauf müssen wir eingestellt sein." Auch Löw verblüfft der neue Spielstil des Rekord-Weltmeisters. "Sie reagieren manchmal an der Grenze des Erlaubten. Wir müssen uns auf einen harten Kampf gefasst machen, der mit Haken und Ösen geführt wird", sagte der Bundestrainer.

Neymars Ausfall macht die Aufgabe nicht einfacher

57 Fouls der deutschen Mannschaft (4 Gelbe Karten) stehen 96 Vergehen (10 Gelbe Karten) der Brasilianer entgegen. "Die wollen im eigenen Land unbedingt Weltmeister werden", weiß Schweinsteiger, "dazu ist ihnen fast jedes Mittel recht." Dass Superstar Neymar ausfällt, mache die ganze Angelegenheit sogar noch schwieriger, "sie werden jetzt noch aggressiver auftreten und als Team weiter zusammenwachsen."