Hugo Almeida (oben) traf am Sonntag doppelt gegen den HSV
Hugo Almeida (oben) traf am Sonntag doppelt gegen den HSV

Derbywochen: Kein Mitleid für den HSV

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Die Derbywochen haben für den Hamburger SV kein versöhnliches Ende genommen. Nach dem Aus gegen Werder Bremen im DFB-Pokal sowie im UEFA-Cup geriet auch das letzte von insgesamt vier Nordderbys binnen 19 Tagen zum Trauerspiel.

Der HSV musste sich im Weser-Stadion nach einem Doppelpack von Hugo Almeida mit 0:2 geschlagen geben und steht in der Endabrechnung der nordischen Version des "Best-Of-Four" mit leeren Händen da.

Frings: "In der Liga wollten wir ihnen den Rest geben"

Torsten Frings winkt ab. "Darüber brauchen wir jetzt ja wohl nicht mehr zu sprechen", entgegnet Werders Mittelfeldmotor auf die Frage, wer denn jetzt die Nummer eins im Norden sei. Drei Werder-Siege und zwei Finalteilnahmen lassen zugegeben nur wenig Raum für Spekulationen.

Werder hat das Optimum aus den Derbywochen herausgeholt, der HSV hat dagegen binnen 19 Tagen jegliche Titelambitionen verspielt. "In der Liga wollten wir ihnen den Rest geben", sagt Frings und fügt sogleich das Ergebnis jenes kühnen Vorhabens an: "Es ist optimal gelaufen. Wir haben den Hamburgern alles genommen, was sie erreichen wollten. Wir können sehr stolz auf unsere Leistung sein."

Werders zweiter Anzug passt

Eine Leistung, die umso mehr zu honorieren ist, da Werders Cheftrainer Thomas Schaaf seine Elf aufgrund personeller Defizite erheblich umstellen musste. Clemens Fritz und Sebastian Prödl fehlten gelb-gesperrt, Per Mertesacker und Diego fielen verletzungsbedingt aus.

Doch auch ohne jene Leistungsträger, die im UEFA-Cup allesamt noch zur Startformation gehörten, gelang den "Grün-Weißen" erneut ein Sieg gegen den Nordrivalen. "Es ist schön zu sehen, dass wir die Ausfälle gut auffangen konnten. Ich bin froh, dass die Mannschaft das gut umgesetzt hat", lobt Schaaf den zweiten Anzug.

Jol: "Jetzt nicht von der Meisterschaft oder der Champions League reden"

Grund zur Freude hat der Nachbar aus Hamburg in diesen Wochen indes nur wenig. "Wir sollten jetzt nicht von der Meisterschaft oder der Champions League reden", fordert HSV-Coach Martin Jol, betont aber im gleichen Atemzug, dass "noch alles möglich ist." Jol liegt damit nicht falsch, doch bei fünf Punkten Rückstand auf Platz eins und nur noch drei verbleibenden Spieltagen ist es mehr als unwahrscheinlich, dass der HSV im Kampf um die Meisterschaft noch ein Wörtchen mitreden darf.

Mitleid hat Werders Sportdirektor Klaus Allofs trotzdem nicht: "Der HSV braucht kein Mitleid, er verdient hohe Anerkennung. In den Derbys sind zwei gleichwertige Mannschaften aufeinander getroffen, da entscheiden Kleinigkeiten. Diesmal hatten wir die Nase vorn, aber wir sind sicher, dass die Hamburger die Köpfe nicht hängen lassen und wieder angreifen werden."

Platz fünf, Hamburgs Minimalziel

Während es für Werder in der Liga ohnehin um nichts mehr geht – der Blick also schon mal auf die Pokalendspiele gerichtet werden darf – gilt es für den HSV jetzt nicht alle Felle davon schwimmen zu lassen. Die Meisterschaft dürfte kein Thema mehr sein, doch die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb ist nun das Minimalziel. Vorerst müssen sich die "Rothosen" aber mit der Verfolgerrolle begnügen. Die Jol-Elf ist nach der 0:2-Niederlage gegen Werder auf Position sechs abgerutscht - Borussia Dortmund grüßt punktgleich vom sonnigen fünften Rang.

Schon am Mittwoch hat der HSV jedoch die Möglichkeit wieder auf UEFA-Pokal-Kurs zu gelangen. Dann gastiert der VfL Bochum im Rahmen des 32. Bundesliga-Spieltages in der HSH Nordbank Arena. "Wir dürfen jetzt nicht Gefahr laufen, auch noch die internationalen Plätze zu verspielen. Dagegen müssen wir alles tun und es schon am Mittwoch gegen Bochum besser machen", so Hamburgs sportlicher Leiter, Dietmar Beiersdorfer.

Aus Bremen berichtet Timo Strömer