Pierre-Michel Lasogga (r.) schnürte seinen ersten Bundesliga-Doppelpack - letzte Saison in der 2. Bundesliga traf er in drei Spielen doppelt
Pierre-Michel Lasogga (r.) schnürte seinen ersten Bundesliga-Doppelpack - letzte Saison in der 2. Bundesliga traf er in drei Spielen doppelt

Der "zweite Anzug" sitzt

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Berlin - Trainer Markus Babbel hat im Heimspiel seiner Hertha gegen den Tabellennachbarn 1. FC Köln viel rotieren müssen. Aufgrund ihrer Gelb-Roten Karten aus der Partie beim SV Werder Bremen fehlten den Hauptstädtern Rechtsverteidiger Christian Lell und Stürmer Adrian Ramos.

Doch die Berliner machten aus der Not eine Tugend, spielten vor allem in der ersten Halbzeit mit ihrem "zweiten Anzug" frechen und erfolgreichen Offensivfußball und gewannen das Spiel hochverdient mit 3:0.

Auch Torun angeschlagen

Lell und Ramos waren zudem nicht die einzigen, die Trainer Markus Babbel ersetzen musste. Neben den Langzeitverletzten Ronny, Sebastian Neumann und Nico Schulz war auch Tunay Torun nicht 100-prozentig fit.

"Ich war zwei Tage krank, da hat der Trainer entschieden, dass es besser ist, mich draußen zu lassen", sagte der 21-Jährige, der erst 14 Tage zuvor im Heimspiel gegen Augsburg erstmals zur Stammformation der Hauptstädter gehörte und laut Babbel "ein tolles Spiel" gemacht hatte.

Wechselspiel der Ex-HSVer

Den Ex-HSVer ersetzte auf der linken Außenbahn ausgerechnet Änis Ben-Hatira, den Tunay persönlich von der Elbe an die Spree gelockt hatte. Und wie! Ben-Hatira bereitete die Treffer von Pierre-Michel Lasogga zum 1:0 und 2:0 vor. Für den erst 19 Jahre alten Lasogga, der Babbel "an Mario Gomez" erinnert, war es der erste Doppelpack seiner noch kurzen Bundesliga-Karriere.

Und auch Ben-Hatira bekam nach seinem ersten Spiel von Beginn an für die Berliner den Ritterschlag seitens des Trainers: "Änis war heute in der ersten Halbzeit sensationell."

Ben-Hatira "überglücklich"

"Mir fehlen die Worte. Ich bin überglücklich", meinte Ben-Hatira in einem Gespräch mit bundesliga.de. Auch wenn das Sahnehäubchen fehlte: "Ein Tor hätte ich gern noch gemacht. Das wäre der absolute Höhepunkt gewesen."

Auf die Frage, ob er nun ausgerechnet Torun, der ihn nach Berlin geholt hat, aus der Mannschaft drängen würde, muss der gebürtige Berliner lachen: "So ist das nun mal. Jeder muss sich im Training empfehlen, und der Trainer entscheidet dann, wer spielt. Am Ende zählt die Mannschaft."

"Ich weiß was ich kann"

Das sieht auch Torun so. "Änis hat toll gespielt", lobte er seinen Konkurrenten und fügte hinzu: "Es ist doch super für die Mannschaft, wenn man auf allen Positionen mehrfach gut besetzt ist."

Dem Kampf um die linke Außenbahn sieht der gebürtige Hamburger mit türkischen Wurzeln gelassen entgegen: "Ich weiß, was ich kann und werde im Training voll reinhauen."

Die Hertha ist angekommen

Die beiden Ex-Hamburger stehen stellvertretend für die Philosophie beim Aufsteiger, der endlich auch vor eigenem Publikum in der Bundesliga angekommen zu sein scheint. Vor dem 1:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart am 4. Spieltag hatten die Herthaner mit 17 Spielen ohne Sieg im eigenen Stadion einen Bundesliga-Negativrekord aufgestellt. Gegen Köln gab's bereits den zweiten "Dreier" der Saison im Olympiastadion.

"Wir können Ausfälle wegstecken. Heute haben wir gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind. Einer springt für den anderen in die Bresche", zog Andreas Ottl ein positives Fazit.

Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken sieht der 26-Jährige dem Spiel nach der Länderspielpause bei seinem Ex-Club Bayern München "gelassen entgegen. Wir sind klarer Außenseiter, aber warum sollen wir nicht einen Punkt mitnehmen?"

Aus Berlin berichtet Jürgen Blöhs