Marco Reus zeigte sich auf der Pressekonferenz vor dem Länderspiel gegen Argentinien bescheiden
Marco Reus zeigte sich auf der Pressekonferenz vor dem Länderspiel gegen Argentinien bescheiden

Der Weg ist das Ziel: Marco Reus als lernwilliger Fußballer des Jahres

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Frankfurt/Main - Senkrechtstarter, Überflieger und jetzt sogar Fußballer des Jahres: Auf Marco Reus prasselten in den letzten Monaten derart viele Superlative ein, dass der gerade einmal 23-Jährige eigentlich automatisch in andere Sphären hätte abheben müssen. Aber der Blondschopf aus Dortmund ist anders, lächelt immer noch etwas verlegen, wenn er über die Lobpreisungen der letzten Monate spricht.

Beim Neustart gegen Argentinien

"Ich nehme das als Lob natürlich an. Aber ich kann die Dinge ganz gut einschätzen und weiß genau, was ich noch lernen muss, und wo ich mich im Training verbessern will", sagte Reus vor dem ersten Saison-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Argentinien (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker).



Als "großen Ansporn für die kommenden Jahre" sieht er die Wahl zu Deutschlands bestem Fußballer, ausruhen und zurücklehnen kommt in seinem Wortschatz nicht vor. "Ich will jeden Tag nutzen, um meine Schwächen geringer zu machen", sagte Reus entschlossen.

Gegen die Albiceleste wird der Neuzugang von Doublegewinner Borussia Dortmund wohl auf der rechten Außenbahn beginnen - und könnte sich so bei Bundestrainer Joachim Löw nachhaltig für die Stammformation für die WM-Qualifikation 2014 empfehlen. Vor nicht einmal einem Jahr debütierte Reus in der DFB-Elf, die überragenden Leistungen im Trikot von Borussia Mönchengladbach sicherten ihm das Ticket für die Europameisterschaft, wenngleich auch überwiegend als EM-Tourist.

Lediglich im Viertelfinale gegen Griechenland (4:1) stand Reus in der Startelf und durfte sich dabei über sein erstes EM-Tor freuen, das Halbfinal-Aus gegen Italien (1:2) konnte er nach seiner Einwechslung nicht mehr verhindern. "Natürlich ist es für uns nicht gut gelaufen", sagte er: "Wir wollen einen richtigen Neustart machen und damit gegen Argentinien anfangen."

"Marco Reus hat sich in den Vordergrund gespielt"



Dieses "Wir" benutzt Reus immer häufiger, wenn er von der Nationalmannschaft spricht. Nach nur acht Länderspielen (zwei Tore) ist der Dortmunder im inneren Kreis des Teams von Joachim Löw angekommen. "Marco Reus hat sich bei der EM mit seiner Spielweise in den Vordergrund gespielt", sagte Löw: "Die jungen Spieler wie er oder Mario Götze werden in Zukunft mehr in den Fokus rücken."

In Dortmund teilt diese Meinung eine ganze Stadt. In seiner Heimatstadt soll Reus den zu Manchester United abgewanderte Shinji Kagawa ersetzten. Nicht wenige auf der Dortmunder Südtribüne hoffen, Reus werde noch viel mehr für den deutschen Meister tun können. Zusammen mit Götze soll Reus in die Fußstapfen der BVB-Idole Lothar Emmerich und Siegfried Held treten.

Reus freut sich auf Messi



"Ich bin jetzt in einem Team, wo ich mich super wohl fühle", meinte Reus und hofft, das sein neuer Trainer Jürgen Klopp ihn weiterentwickelt. Dieser ist von den Qualitäten seines neuen Youngsters vollends überzeugt und bescheinigte jüngst, dass Reus das viele Geld wert sei. Auch ohne im ersten Spiel vier Tore zu schießen.

Bei der rheinischen Borussia blickt Reus' ehemaliger Trainer Lucien Favre immer noch wehmütig auf den Abgang seiner Lebensversicherung, die mit 18 Tore und 13 Vorlagen entscheidenden Anteil an Platz vier der Gladbacher hatte, der Stürmer sei "unersetzbar". Reus wisse noch gar nicht, wie viel Potenzial in ihm steckt, sagte Favre.

Dieser selbst will das nicht groß kommentieren. Lieber spricht er über den argentinischen Superstar Lionel Messi, am Mittwoch in Frankfurt einer seiner Gegenspieler. Dieser sei "unbestritten ein Weltklasse-Spieler", sagte Reus: "Ich habe selten einen Spieler gesehen, der sich so leichtfüßig bewegt, es macht einfach Spaß, ihm zuzusehen." Genau das denken viele auch über Reus.