Julian Schieber (r.) trainiert wieder im Dress des VfB. Nach einem Jahr Leihe beim 1. FC Nürnberg ist der Stürmer zurück
Julian Schieber (r.) trainiert wieder im Dress des VfB. Nach einem Jahr Leihe beim 1. FC Nürnberg ist der Stürmer zurück

Der "verlorene Sohn" strotzt vor Selbstbewusstsein

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München - Sehnlich hat man auf ihn gewartet, jetzt endlich ist er zurück. Julian Schiebers Leihgeschäft hätte besser kaum laufen können: Beim "Club" aus Nürnberg entwickelte sich das Stuttgarter Sturmtalent zu einem gestandenen Vollblutstürmer, schoss den FCN auf Tuchfühlung mit den Europa-Leauge-Plätzen und war unumstrittener Stammspieler des fränkischen Erfolgsteams.

Doch die Ausleihe lief aus Sicht der Stuttgarter fast etwas zu gut: Mit zwei Toren und zwei Vorlagen gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber machte Schieber den VfB-Verantwortlichen auf schmerzliche Art und Weise deutlich, dass Schieber dem Team mit dem roten Brustring im Abstiegskampf sehr gut zu Gesicht gestanden hätte. Beim 1:2 und beim 1:4 aus VfB-Sicht war Schieber jeweils der entscheidende Mann auf dem Platz.

VfB stellt die Weichen früh auf Rückkehr

Fredi Bobic stellte deshalb schon früh klar: Schieber kommt zurück. "Er ist ein Spieler, den wir nicht so gerne hergegeben haben", meinte der Sportdirektor schon fast etwas wehmütig im Winter. Zum Glück für den VfB spielte man aber nur zwei Mal gegen Schieber und hat den Klassenerhalt doch noch gepackt.

Der 22-Jährige hat währenddessen bei den Franken einen Riesenschritt gemacht - das zeigen auch seine Leistungsdaten. 31 Mal hatte er vor seiner Zeit bei den Franken für den VfB auf dem Rasen gestanden, doch dabei musste er sich mit 25 Jokereinsätzen begnügen. In Nürnberg setzte Trainer Dieter Hecking fast bedingungslos auf ihn: 28 von 29 Spielen bestritt er von Anfang an und kam auf insgesamt 2.435 Einsatzminuten (in Stuttgart: 915).

Fränkische Kaltschnäuzigkeit

Sieben Treffer markierte Schieber für den FCN, und vor allem was seine Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Kasten angeht, hat er sich weiter entwickelt: 36,4 Prozent seiner Großchancen nutzte er, bei Stuttgart verwandelte er nur jede fünfte (20 Prozent).

Doch Schiebers Spielweise ist auch mannschaftsdienlicher geworden. Zusätzlich zu seinen sieben Toren machten ihn neun Vorlagen zum besten Scorer der Nürnberger und zum neuntbesten ligaweit in der abgelaufenen Spielzeit. 43 Mal legte er in seiner Zeit beim "Club" zu Torschüssen auf - in seiner gesamten Zeit in Stuttgart machte er sich nur 14 Mal die Mühe.

Selbstbewusste Rückkehr

Der "verlorene Sohn" selbst weiß, was er kann. "Ich bin nicht mehr das junge Talent, das sich hinten anstellen muss, sondern kehre als Bundesligaspieler mit nachgewiesener Klasse zurück", meinte Schieber selbtbewusst zur "Bild".

Mit den Nationalspielern Cacau und Pawel Pogrebnyak sieht sich der Linksfuß "auf Augenhöhe". "Klar, da gibt es nur einen Platz in der Mitte - da muss man sich einfach durchsetzen. Wer am besten trainiert, spielt auch", analysiert der in Backnang bei Stuttgart geborene Schieber die Situation im Stuttgarter Angriff.

Bobic warnt

Ex-Stürmer und VfB-Sportdirektor Fredi Bobic hört das gerne: "Julian hat sich einen Namen gemacht in Nürnberg. Dass er selbstbewusst ist, ist doch gut. Es ist wichtig, ambitioniert zu sein."

Doch Bobic warnt seinen Nachfolger im Sturm der Schwaben auch. "Wir dürfen bei ihm die Messlatte nicht zu hoch ansetzen", meinte er in der "Südwest-Presse". "Die Konkurrenz hier ist größer. Und eine Rangordnung ist bisher noch immer durch Leistung entstanden, nicht durch das Mundwerk. Es wird an ihm selbst liegen", erklärte Bobic weiter.

Christoph Gschoßmann