Ciprian Marica (r.) erzielte für Rumänien in 23 Länderspielen acht Tore
Ciprian Marica (r.) erzielte für Rumänien in 23 Länderspielen acht Tore

Der unverhoffte Neuzugang

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Die Anlaufzeit war ungewöhnlich lang. Seit dem 1. Juli 2007 steht Ciprian Marica beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Doch nun, nach seinem "Doppelpack" im UI-Cup-Rückspiel gegen Saturn Ramenskoje (3:0 n.V.) am vergangenen Sonntag, scheint er endlich so richtig in Fahrt zu kommen.

In seiner ersten Saison absolvierte der Stürmer zwar zusammen genommen 35 Pflichtspiele in Bundesliga, Champions League und im DFB-Pokal.

Die Investition der Schwaben, die eine hohe Ablösesumme an Maricas Ex-Club Schachtjor Donezk überwiesen und zahlreiche Interessenten aus ganz Europa ausgestochen hatten, konnte der 22-Jährige in seinem Debütjahr aber nicht zurückzahlen.

Drei Tore in zwei Wochen

Gerade einmal gute zwei Wochen lang deutete Marica sein Potenzial an, als er zwischen dem 24. November und dem 8. Dezember 2007 seine gesamte Saisonausbeute von drei Toren gegen Eintracht Frankfurt, gegen die Glasgow Rangers und gegen Wolfsburg erzielte.

"So wie er in Frankfurt gespielt hat - das ist der Anspruch, den wir an Ciprian haben", sagte damals VfB-Sportdirektor Horst Heldt, der Marica mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet und nach der Verpflichtung als "flexiblen Angreifer und ständigen Unruheherd für die gegnerische Abwehr" gepriesen hatte.

"In der Mannschaft gab es nie ein Problem"

Doch da nach diesem Zwischenhoch ein erneuter Leistungsabfall folgte und der Stürmer das Tor nicht mehr traf, war die Unruhe in der VfB-Anhängerschar meist größer als es Marica im gegnerischen Strafraum zustande brachte. Das Vertrauen seiner Mitspieler und seiner Vorgesetzten behielt der rumänische Nationalspieler dennoch.

"Die Erwartungen an einen teuren Neuzugang sind natürlich immer hoch, aber man darf nicht vergessen, dass er auch nur ein Mensch ist. Er ist in ein neues Land gekommen zu einem neuen Verein mit einer anderen Art, Fußball zu spielen. Das braucht einfach Zeit. Bei uns in der Mannschaft gab es nie ein Problem", sagt Ludovic Magnin gegenüber bundesliga.de.

Hattrick gegen den FCA

Marica selbst hat immer wieder betont, dass "der VfB wie eine Familie für mich ist". Und scheint nun auf dem besten Wege, das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzuzahlen. Nach dem verlängerten Urlaub aufgrund der Teilnahme an der EURO 2008 stieg der 1,82 Meter große und sprintstarke Stürmer erst am 8. Juli in die Saisonvorbereitung des VfB ein.

Eine Woche später, am 15. Juli, bestritt Marica seinen ersten Testspieleinsatz im Schwabenderby gegen den FC Augsburg. Nach der Halbzeit eingewechselt, erzielte er innerhalb von acht Minuten einen lupenreinen Hattrick und hinterließ im Konkurrenzkampf im Stuttgarter Sturm eine erste Duftmarke.

Heldt hegt Hoffnung

In der Verlängerung des Rückspiels gegen Ramenskoje – seiner ersten Partie in der Vorbereitung von Beginn an - trumpfte Marica erneut auf. Mit seinen beiden Treffern sicherte er dem VfB den Einzug in die 2. Qualifikationsrunde des UEFA-Pokals, wollte seinen Beitrag dazu aber nicht überbewerten: "Ich bin glücklich über meine zwei Tore und dass ich damit der Mannschaft helfen konnte."

Sportdirektor Heldt interpretierte schon etwas mehr in die Leistung des letztjährigen Sorgenkindes: "Ciprian ist ein guter Fußballer und bringt alles mit, aber bislang hat es bei ihm am Abschluss gehapert. Bei Stürmern ist es ja aber oft so, dass es besser läuft, wenn sie mal getroffen haben. Ich hoffe, dass dies auch auf ihn zutrifft."

Und Trainer Armin Veh offenbarte gar eine ganz neue Sicht auf die Dinge: "Für mich ist Cipi wie ein Neuzugang." Und zwar einer, der nun hoffentlich keine Anlaufzeit mehr braucht...

Denis Huber