Mit Vollgas nach vorne: "Oldie" Ivica Olic gilt beim VfL Wolfsburg als Konditionswunder (© Imago)
Mit Vollgas nach vorne: "Oldie" Ivica Olic gilt beim VfL Wolfsburg als Konditionswunder (© Imago)

Olic: Ein Routinier im x-ten Frühling

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Bad Ragaz - Sein Gang hat etwas Großväterliches. Langsamen Schrittes schlendert Ivica Olic über das Trainingsgelände in Bad Ragaz, die Arme auf dem Rücken verschränkt. Doch plötzlich wird aus dem 34 Jahre alten Routinier in Diensten des VfL Wolfsburg ein junger Hüpfer, der am Ende eines langen Trainings mal eben noch drei, vier Fallrückzieher am Stück auf den Rasen zaubert.

Jubiläum gegen Ex-Club

"Ich trainiere das regelmäßig. In meiner momentanen Verfassung fühlt es sich noch etwas schwer an. Aber die explosive Kraft wird in den nächsten Tagen kommen", kündigt Olic im Gespräch mit bundesliga.de an.

Der Stürmer gilt als Kilometerfresser, dem kein Weg zu weit ist. Auch wenn er sich derzeit während der Einheiten noch die eine oder andere Ruhephase gönnt, so blitzt doch in wohl dosierten Abständen seine explosive Sprintstärke auf, die die Gegner alt aussehen lässt. Beim Abschluss fehlt auch noch der letzte Tick Genauigkeit, doch das Gespür für die gefährlichen Situationen ist bei einem Torjäger wie Olic präsent wie eh und je.

2007 wechselte der damals 26-Jährige in die Bundesliga zum Hamburger SV. Seither erzielte er für den HSV, den FC Bayern München und Wolfsburg insgesamt 65 Tore. Zum Saisonstart steht er ausgerechnet an alter Wirkungsstätte in München vor seinem 200. Bundesliga-Spiel. In der abgelaufenen Saison war der Kroate mit 14 Toren der treffsicherste Wolfsburger. Sein ursprünglicher Vertrag lief im Sommer aus und nach zwei Jahren beim VfL standen die Zeichen auf Abschied. Die Kehrtwende erfolgte im April dieses Jahres. "Wieso soll ich wechseln, wenn alles super läuft?", sagte Olic nach seiner Unterschrift unter den neuen Zwei-Jahres-Vertrag.

So super, dass er bereits am 14. Juli schon wieder auf dem Trainingsplatz an der Volkswagen Arena stand - drei Tage früher als geplant. Als für seine beiden Kinder die Schule wieder anfing, stand auch er wieder bei den Wölfen auf der Matte. "Ich weiß, dass wir dieses Jahr eine sehr schwere Saison haben werden. Durch die Europa League kommen viele Spiele dazu und deswegen müssen wir jetzt die Zeit nutzen, uns optimal vorzubereiten", begründet Olic seine verfrühte Rückkehr aus dem Urlaub, drei Wochen nach dem WM-Aus gegen Mexiko.

Olic schreibt WM-Geschichte

Mit der kroatischen Nationalmannschaft scheiterte Olic zwar in der Vorrunde, aber nicht ohne Geschichte geschrieben zu haben. 4393 Tage nach seinem ersten WM-Tor traf er in Brasilien beim 4:0 gegen Kamerun zum zweiten Mal bei einem großen Turnier. Er ist damit der zweite Spieler, der dieses Kunststück mit dem Abstand von über zwölf Jahren zustande brachte. Nur beim dänischen Idol Michael Laudrup lagen noch ein paar Tage mehr dazwischen.

Zum Idol ist Olic hierzulande schon längst aufgestiegen. Mit seiner aufopferungsvollen Art spielte er sich - egal, welches Trikot er trug - überall in die Herzen der Fans. Auch im Trainingslager der Wölfe in Bad Ragaz ist er nach den Einheiten umringt von zahlreichen Fans. Geduldig erfüllt der 1,82 Meter große Stürmer alle Foto- und Autogrammwünsche. Die Fans sind sichtlich froh, dass er ihnen im Trikot der Wölfe erhalten bleibt.

"Er ist nonstop unterwegs"

Und warum ihn die Fans so lieben, erklärt sich beim Blick auf den Trainingsplatz auf Anhieb. Sobald ein Ball in seiner Nähe ist, wird der 34-Jährige wieder zum kleinen Ivi, der einfach nur kicken will. Als der Ball vom Torwarttraining herüber rollt, nutzt Olic eine Pause während der Passübung der Feldspieler, schnappt sich das Leder, lässt zwei imaginäre Gegenspieler mit einer Körpertäuschung stehen und stellt schließlich Max Grün mit einem satten Distanzschuss auf eine harte Probe.

"Er ist nonstop unterwegs, wuselt und verschafft sich Torchancen, eben so wie wir ihn alle kennen", sagt Neuzugang Aaron Hunt im Gespräch mit bundesliga.de (Personalie). Welchen Status Olic auch innerhalb der Mannschaft genießt, ist dem Ex-Bremer bereits nach wenigen Tagen beim VfL klar geworden: "Er gehört natürlich zu den Führungsspielern. Wenn man, so wie er, über so viel Erfahrung verfügt und schon so lange dabei ist, dann ist das zwangsläufig so."

Diese Rolle übt Olic auch aktiv auf dem Trainingsplatz aus. Immer wieder sucht er den Kontakt zu seinen Mitspielern, leitet vor allem die jüngeren Kollegen wie den 19-jährigen Junior Malanda oder den 20-jährigen Maximilian Arnold an. Beim VfL hat Olic bis 2016 unterschrieben, dann ist er 36. Zweifel, ob er dann immer noch unermüdlich über den Platz rackern wird, sind wegen seiner professionellen Einstellung auf und neben dem Platz nahezu unbegründet. Und Fallrückzieher gelingen Olic ja schließlich auch ohne "explosive Kraft".

Aus Bad Ragaz berichtet Maximilian Lotz