Nach dem Spiel spuckte Cristiano Ronaldo den TV-Zuschauern quasi vor die Füße
Nach dem Spiel spuckte Cristiano Ronaldo den TV-Zuschauern quasi vor die Füße

Der traurige Abgang der Fußball-Diva

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Es war der Abgang eines Rotzlöffels. Cristiano Ronaldo riss sich beleidigt die Kapitänsbinde vom Arm, dann suchte er die nächste Fernsehkamera - und spuckte mit Verachtung im Blick einem Millionen-Publikum vor die Füße. So schwach wie er gespielt hatte, so armselig verabschiedete er sich nach Portugals 0:1 (0:0) im Achtelfinale gegen Spanien von der WM in Südafrika.

Der überragende Torhüter Eduardo, der eine höhere Niederlage verhindert hatte, saß noch in einem Meer aus Tränen, da sorgte "CR7" auch schon für einen weiteren Eklat. "Eine Erklärung? Sprechen Sie doch mit Carlos Queiroz!", sagte die gekränkte Diva im Vorbeigehen auf die Frage nach den Gründen für das Aus. In der Heimat wurde das als Affront gegen den Trainer gewertet - ausgerechnet von dem Mann, den Queiroz gegen einige Widerstände zum Kapitän gemacht hatte.

Ronaldo auch nur ein Mensch

Ronaldo musste sich noch in der Nacht entschuldigen. Er habe sich "verwüstet, am Boden zerstört, frustriert, unsagbar traurig" gefühlt, ließ er auf der Internetseite seiner Agentur Gestifute erklären: "In dem Moment konnte ich keine drei, vier klaren Sätze aussprechen. Ich habe gesagt, dass man den Trainer fragen sollte, weil Carlos Queiroz noch in der Pressekonferenz war."

Schließlich, fuhr er fort, sei er "auch nur ein Mensch. Ich leide und habe das Recht, alleine zu leiden. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass dieser eine einfache und unschuldige Satz soviel Polemik entfachen könnte. Deshalb bitte ich darum, dass man keine Geister sucht, wo keine sind. Es wird versucht, hieraus eine Sache zu machen, die nicht existiert."

Kritik von Figo

Nicht existent: Das galt für Ronaldo selbst bei dieser WM. Nur ein einziges Tor - nach einer ungewollten Slapstick-Einlage gegen Nordkorea (7:0) - schoss der Mann, der Schützenkönig werden wollte. Sein Auftritt gegen die Spanier war bezeichnend. Frech, unbelehrbar, dreist, arrogant, wehleidig - kurz: ein portugiesischer Rotzlöffel, dem Amte des Spielführers nicht gewachsen. Von den feinfühligen Fans wurde er für seine Schauspielereien mit Pfiffen bedacht.

Auch das portugiesische Fußball-Idol Luis Figo kritisierte ihn. "Ein Kapitän mus sich gegenüber den anderen abheben. Und die Gruppe unabhängig von Erfolg oder Misserfolg immer verteidigen. Er muss der Mannschaft in schwierigen Momenten ein Gesicht geben", sagte der frühere Kapitän der Seleccao - all das habe Cristiano Ronaldo nicht getan.

Trainer spricht Machtwort

Am Mittwoch nahm sich Queiroz seinen Star zur Brust: "Portugal braucht Ronaldo und Ronaldo braucht Portugal. Aber wenn das Nationaltrikot für manche Spieler zu eng ist, sind sie nicht gezwungen, es zu tragen." Nach dem Spiel hatte er ihn noch in Schutz genommen. "Mich zu fragen, ob es richtig war, Ronaldo zum Kapitän gemacht zu haben, ist lächerlich. Er ist unser Leader, wir haben das aus gutem Grund getan und weil wir glaubten, dass er es kann", sagte er. Er hat sich getäuscht. Wohl auch in dem ein oder anderen weiteren Nationalspieler. Denn nach dem Aus fingen einige eine Trainerdiskusion an - allen voran Hugo Almeida.

"Natürlich bin ich verärgert. Ich wollte auf dem Platz bleiben und war keinesfalls am Ende meiner Kräfte", sagte der Werder-Profi, den Queiroz vom Feld genommen hatte, weil er "erschöpft" wirkte, wie der Coach betonte. Fünf Minuten später traf David Villa zum 0:1. Ein "zerstörerischer Taktikwechsel", schrieb das Blatt Correio de Manha.

Deco tritt zurück

Auch Deco stichelte gegen Queiroz, wie schon nach dem 0:0 zum Auftakt gegen die Elfenbeinküste. Die Stimmung? "Gut - zwischen uns Spielern", sagte er. Der einstige Mittelfeld-Star hatte seinen Platz in der Elf nach der ersten Kritik (offiziell wegen einer Verletzung) verloren, nun kam Deco weiteren Sanktionen zuvor und beendete seine Nationalmannschaftskarriere: "Das war mein letztes Spiel."

Auch Stürmer Liedson erwägt einen Abschied. Ronaldo aber wird bleiben und auch bei der EURO 2012 wieder versuchen, endlich einem großen Turnier seinen Stempel aufzudrücken. "Wir werden viel stärker zurückkehren", versprach Queiroz.