In 64 Bundesligaspielen erzielte Matthias Lehmann sechs Tore
In 64 Bundesligaspielen erzielte Matthias Lehmann sechs Tore

"Der Teamgeist stimmt"

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Hamburg - Matthias Lehmann ist der heimliche Chef am Millerntor. Der 27-Jährige zieht im Mittelfeld des FC St. Pauli die Fäden und schaltet sich immer wieder gefährlich in das Offensivspiel der "Braun-Weißen" mit ein.

Auch gegen Mainz erzielte der Allrounder zwei Tore, es reichte allerdings nicht, sein Team verlor mit 2:4.

Im Interview nach dem 2:4 gegen Mainz spricht Lehmann, der seinen Vertrag kürzlich bis 2013 verlängert hat, über liegengelassene Punkte, ein im Kern gelungenes Jahr und den einzigartigen Teamspirit auf dem Kiez..

bundesliga.de: Herr Lehmann, wie bewerten Sie das 2:4 gegen Mainz 05?

Matthias Lehmann: Wir dachten zunächst, dass wir mit Kurzpässen durchkommen, haben so aber die Angriffe der Mainzer mit eingeleitet durch Fehlpässe. Auch der schwere Boden war ein Grund, warum wir nicht unser Spiel aufziehen konnten. Wir lagen zur Halbzeit verdient zwei Tore hinten. Dann haben wir umgestellt auf lange Bälle. Unser Kombinationsspiel funktionierte nicht. Wir sind enttäuscht, aber nicht frustriert. Das erste Etappenziel ist erreicht, wir sind Tabellenfünfzehnter, also über dem Strich. Viele haben uns am Tabellenende erwartet. Wir wollen die Klasse halten, sonst nichts.

bundesliga.de: Ganz zufrieden kann man nach nur einem Sieg aus den vergangenen neun Partien aber nicht sein.

Lehmann: Es ist ganz klar zu wenig, wenn man sieht, wie die Saison verlaufen ist. Wir hätten locker acht bis zehn Punkte mehr haben können. Klar sind wir nicht so vermessen und glauben, jedes Team in der Bundesliga schlagen zu können. Wir spielen ja nicht in der Kategorie Europacup, auch wenn wir jeden Punkt holen wollen.

bundesliga.de: War die Mannschaft zu defensiv eingestellt?

Lehmann: Natürlich können wir in dieser Spielklasse nicht wie blind nach vorne rennen.

bundesliga.de: Sie haben nun Ihren Vertrag um zwei Jahre bis 2013 verlängert. Was gab den Ausschlag, sich langfristig an den Verein zu binden?

Lehmann: Ich habe den Zeitpunkt bewusst gewählt. Auch, um noch einmal ein Zeichen zu setzen. Ich will auch im nächsten Jahr in der ersten Bundesliga spielen und bin mir hundertprozentig sicher, dass wir es mit dieser Mannschaft und Gemeinschaft schaffen können. St. Pauli war für mich immer der erste Ansprechpartner, das sportliche Konzept ist hier sehr durchdacht. All das hat mir meine Entscheidung sehr leicht gemacht.

bundesliga.de: Ihr Trainer Holger Stanislawski sagte nach dem Aufstieg im Sommer, seine Spieler sollten jetzt jedes Spiel genießen. Gelingt das?

Lehmann: Größtenteils ja. Wir hätten das Jahr aber gerne mit einem Sieg gekrönt. Wir haben trotz der Niederlagenserie nie so gespielt, als wären wir eine Chaostruppe. Es hat uns immer ausgezeichnet, den Karren selber aus den Dreck zu ziehen. Wir haben ja auch vor zwei Wochen nach sechs Spielen ohne Sieg den wichtigen "Dreier" gegen Kaiserslautern eingefahren. Wir haben aus der Vorrunde gelernt, wie es geht. Wir werden weiterhin versuchen, die guten Sachen mitzunehmen, die schlechten werden wir ausschalten. 17 Punkte sind zwar nicht perfekt, aber in Ordnung. Im Großen und Ganzen war es ein schönes Jahr.

bundesliga.de: Wäre es gut, wenn im Winter Verstärkung käme?

Lehmann: Da müssen Sie den Sportdirektor Helmut Schulte fragen, das ist nicht mein Job.

bundesliga.de: Trotz der Niederlage hatte man das Gefühl, der Teamspirit stimmt beim FC St. Pauli.

Lehmann: Absolut, die Mannschaft ist intakt. Auch die Spieler, die von der Bank gekommen sind, alle haben gezeigt, dass der Wille da ist. Auch als der Trainer für das Kaiserslautern-Spiel Charles Takyi, Carlos Zambrano und Deniz Naki nicht nominiert hat, weil er mit ihrer Einstellung unzufrieden war, gab es mannschaftsintern keine Krise.

bundesliga.de: Täuscht der Eindruck, dass es für den FC St. Pauli eher darum geht, um jeden Millimeter zu kämpfen als um spielerische Hochkultur?

Lehmann: Das sehe ich nicht so. Klar, gegen Mainz war es ein Fightspiel. Wir haben aber auch schon Gegner fußballerisch dominiert. Da müssen wir wieder hinkommen. Nur irgendwie bestehen zu wollen, wäre die verkehrte Einstellung.

bundesliga.de: Sie haben bereits für 1860 München und Alemannia Aachen in der Bundesliga gespielt. Was ist der Unterschied zum FC St. Pauli, was zeichnet Ihren jetzigen Klub aus?

Lehmann: Wie gesagt, es ist der Teamgeist, der diesen Verein auszeichnet. Wir stecken nie den Kopf in den Sand, marschieren immer weiter. Es ist keine Floskel, zu sagen: Wir sind eine Truppe - das macht uns stark.

Das Gespräch führte Martin Sonnleitner