Erich Ribbeck bei einer Charity-Veranstaltung im vergangenen Jahr
Erich Ribbeck bei einer Charity-Veranstaltung im vergangenen Jahr

Der "Sir" wird 75

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Köln/Santa Cruz - Erich Ribbeck sitzt im Liegestuhl, genießt die Sonne und lässt es sich gut gehen. So soll es auch am Mittwoch (13. Juni) sein, wenn der ehemalige Teamchef der deutschen Nationalmannschaft im kleinen Kreis in seinem Haus auf der Sonneninsel Teneriffa seinen 75. Geburtstag feiert. "Ich haben einen Freund, der ist kürzlich 90 geworden. Der ist mein Vorbild", sagt das Geburtstagskind mit fester Stimme.

"Weiß, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind"

Eine großes Fest, wie man es aus solchem Anlass erwarten könnte, ist nicht geplant. "Das macht man mit 50, dann mit 60, dann wieder mit 70 und so weiter. Ich brauche das nicht. Mir geht es gut, im geistigen Bereich sogar sehr gut", sagt der frühere Bundesligacoach und muss dabei herzhaft lachen.



Man spürt in jedem Satz die Lebensfreude und die Energie, die von dem rüstigen Renter noch ausgeht, der zwischen 1998 und 2000 die DFB-Auswahl betreut hatte und nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden seinen Hut nehmen musste. Mit seiner Ära wird immer der Begriff "Rumpelfußball" verbunden werden, seine Bilanz von nur 10 Siegen in 24 Spielen bei sechs Unentschieden und acht Niederlagen ist grottenschlecht.

"Ich kann damit gut umgehen, denn ich weiß ja, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind", sagt Ribbeck, der sich vielmehr um seine Enkelkinder sorgt. "Das ist bestimmt kein schönes Gefühl, wenn sie in der Schule darauf angesprochen werden, dass ihr Opa der bislang schlechtestes Nationalmannschafts-Coach ist", sagt Ribbeck, der die Spiele der DFB-Auswahl nach wie vor aufmerksam verfolgt. Solche Luxusprobleme wie heutzutage Joachim Löw hat, hätte er früher auch gerne mal gehabt.

"Neulich standen bei eimem Spiel der Bayern mal neun deutsche Nationalspieler plus Ribery und Robben in der Startelf der Münchner. Und Borussia Dortmund stellt mittlerweile auch ein halbes Nationalteam. Ich musste damals schauen, wo ich die Spieler herbekomme", so Ribbeck zu den Unterschieden zwischen seiner Amtszeit und der des aktuellen Bundestrainers.

Trainerbeginn als Weisweiler-Assistent



Neid ist für den "Sir"oder "Gentleman", wie Ribbeck wegen seines gepflegten Äußeren und seinen Umgangsformen früher genannt wurde, aber ein Fremdwort. "Ich habe als Fußballer und später auch als Trainer so schöne Zeiten erleben dürfen. Da ist Dankbarkeit angebracht", sagt Ribbeck, der als Coach seinen größten Erfolg 1988 feierte, als er mit Bayer Leverkusen UEFA-Cup-Sieger wurde.

Ribbeck hatte als Assistent von Hennes Weisweiler bei Borussia Mönchengladbach seine Trainerkarriere begonnen, betreute anschließend Rot-Weiss Essen, Eintracht Frankfurt, den 1. FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund, Leverkusen und Bayern München. Nachdem er sich eigentlich schon zur Ruhe gesetzt hatte, trat er dann 1998 die Nachfolge von Berti Vogts als Bundestrainer an, den er in den höchsten Tönen lobt.

"Unter Berti wurden damals die Weichen für eine neu strukturierte Nachwuchsförderung gestellt. Davon hat zunächst Jürgen Klinsmann und dann vor allem Joachim Löw profitiert." Ribbeck, der sein deutschen Domizil in Pulheim in der Nähe von Köln hat, blickt aber lieber nach vorne als zurück. Die EM verfolgt der gebürtige Wuppertaler ebenfalls auf Teneriffa. Für ihn zählt die deutsche Mannschaft zu den Mitfavoriten, was er aber nicht am laufenden Band kund tut.

"Ich habe zwar auch immer wieder diverse Anfrage von Fernsehsendern, aber ich muss nicht in jeder Sendung auftauchen und dort Stammtischgespräche führen. Das ist nicht meine Welt", sagt Ribbeck. Stattdessen treibt er trotz seiner künstlichen Hüfte ("mein bestes Gelenk") lieber noch jeden Tag selbst Sport: Golf vor allem seiner Ehefrau Ulla zuliebe und dazu regelmäßige Übungen auf dem Crosstrainer: "Damit ich nicht einroste."